Thüringische Landeszeitung (Jena)
Eiskalte Jenaer in der Kölner Hitze
Der FC Carl Zeiss Jena gew innt das Relegationshinspiel bei Viktoria Köln mit 3:2
KÖLN. Diese Ausgangsposition ist formidabel! Der FC Carl Zeiss Jena überzeugt im Relegationshinspiel bei Viktoria Köln über weite Strecken, gewinnt mit 3:2. Fast 5000 mitgereiste Fans feiern ausgelassen den wohl wichtigsten Auswärtssieg der Saison. Am kommenden Donnerstag, 17 Uhr, soll dann im Heimspiel der letzte Schritt zurück in den bezahlten Fußball gemacht werden.
Das Spiel in Köln beginnt mit einer Schrecksekunde. Nach zwei Minuten erläuft deren Topstürmer Mike Wunderlich einen langen Ball, verfolgt von René Klingbeil – Jenas Torwart Raphael Koczor eilt etwas überhastet heraus, Wunderlich trifft das Außennetz. Jenas erste Gelegenheit hat Dennis Slamar. Nach einem Eckstoß verzieht er aber mit der linken Klebe (9.). Danach hat Jena Glück, als Matthias Kühne im eigenen Sechzehner den Ball aus kurzer Distanz an die Hand bekommt – Schiedsrichter Martin Petersen entscheidet: kein Elfmeter (14.). Vier Minuten später ist Wunderlich durch, steht dabei aber klar im Abseits. Auch hier bleibt der Pfiff aus – dafür rettet Koczor in höchster Not. Beim anschließenden Eckball fliegt Jenas Hüter unter dem Ball hindurch, Edwin Schwarz köpft vorbei.
Es folgt der Auftritt von Timmy Thiele: Zunächst erläuft er einen Steilpass, lässt Verteidiger Dominik Lanius in der Sonne stehen, umkurvt Keeper Philipp Kühn und netzt dann halb im Fallen mit dem rechten Außenrist aus spitzem Winkel zum 1:0 für den FCC ein (21.). Bravo!
Antwort Köln: Ecke, Kopfballaufsetzer Lukas Nottbeck aus sieben Metern – drüber (24.)!
Fulminanter Schlussspurt des FCC bleibt unbelohnt
Jena zeigte sich dafür selbst offensiv eiskalt und effektiv. Von der Mittellinie spielt ein Kölner den Ball zurück auf Edwin Schwarz, der wiederum seinen Torwart Kühn anspielen will. Firat Suczus aber lauert hinter ihm, geht dazwischen, umspielt den Schlussmann und schießt ein; der FCC führt mit 2:0 (28.).
Nun sind die Kölner aber völlig von der Rolle und Jena setzt zu einem fulminanten Schlussspurt bis zur Pause an. Denn Anfang macht Niklas Erlbeck mit einem satten Schuss aus 17 Metern, den Kühn über die Latte lenkt (39.). Die folgende Ecke von Suczus köpft Slamar aufs linke Eck – Kühne lenkt zur Ecke. Die wiederum landet bei Manfred Starke, der aus dem Hinterhalt halbhoch links aufs Tor schießt – Kühne lenkt zur Ecke. Nach dieser hat René Eckardt die Einschusschance; rechts will er treffen – und ja, Kühne lenkt zur Ecke. Nach dieser ist René Klingbeil dran mit dem Torversuch; drüber. Diese drei Minuten zeigen eine furchtbar schwimmende Viktoria; Doch allein der FC Carl Zeiss zieht keinen zählbaren Nutzen daraus.
Dann ist Halbzeit. Und in der hält es Jenas Mannschaftsleiter Uwe Dern nicht mehr auf seinem Sitz. Er dreht die erste Ehrenrunde des Tages, klatscht bei den Fans ab, muntert sie auf, zu singen.
Denn das Team braucht auch für die zweiten 45 Minuten jedwede Unterstützung. Nottbecks Kopfball gleich nach Wiederbeginn findet wegen Abseits keine Anerkennung (50.), auf der anderen Seite landet Sven Reimanns – gerade für den MagenDarm-kranken Erlbeck eingewechselt – Kopfball im Gewühl, Sören Eismanns Nachschuss geht vorbei (52.). Als erst Kölns Torjäger Mike Wunderlich aus zehn Metern völlig freistehend weit drüber schießt, dann Jenas Schütze vom Dienst, Timmy Thiele, nach Zauberpass von Eckardt auf 3:0 erhöht (66.), scheinen die Messen frühzeitig gesungen. Und auf den Rängen stimmen die ersten Zeiss-Fans vorsichtig an: Wir steigen auf!
Doch noch gibt sich Köln nicht geschlagen! Reimanns Foul an Wunderlich nutzt der zum verwandelten Strafstoßtor (72.). Koczor hat die Ecke geahnt, ist aber nicht mehr dran gewesen. Fünf Minuten später zirkelt Starke einen Schuss aus halblinker Position ans Kölner Quergestänge. Nun schwimmt der FCC mächtig gewaltig; der brütenden Hitze zollen die Thüringer Tribut. Verunsicherung ist eingekehrt mit dem zwischenzeitlichen Ausfall von Dennis Slamar und Niklas Erlbeck. Die beiden Stabilitätsgaranten sind durch Reimann und später Justin Gerlach nicht zu ersetzen. Gerlachs halbherziger Rettungsversuch verursacht dann auch jene Ecke, nach der Dominik Lanius Jenas Sören Eismann entwischt und unbedrängt einköpft (84.).
Nun wird’s brenzlig. In der Schlussminute steht Wunderlich noch einmal blank vor Koczor, wieder rettet der Hüter prächtig. In der Nachspielzeit leistet sich Wunderlich ein Wortgefecht mit Jenas Eismann – allerdings in Hörweite des Unparteiischen. Dem hat es wohl nicht gefallen, er zückt Rot für Kölns besten Mann.