Thüringische Landeszeitung (Jena)
Mehr Rücksichtnahme
Jenaer Verkehrswacht hat zum Verkehrssicherheitstag in den Burgaupark eingeladen
JENA. Diese Situation ist wohl jedem bekannt, der zu Fuß in Jena unterwegs ist: Wie aus dem Nichts taucht in der Fußgängerzone neben einem ein Radfahrer auf. Ohne die Passanten wenigstens mit Klingeln zu warnen, schlängelt sich der Radler durchs Gewühl, das Quietschen der Bremsen lässt manchen erschrocken zur Seite treten.
Und es sind beileibe nicht immer Halbwüchsige, die sich so als Verkehrsrowdys betätigen. Der Kindersitz auf dem Gepäckträger weist manchen Fahrer als Elternteil aus, das doch eigentlich den Kindern Vorbild sein müsste beim richtigen Verhalten im Straßenverkehr. „In Jena ist es leider Tatsache, dass sich Radfahrer nicht unbedingt an die Verkehrsregeln halten. Vor allem in den Straßenzonen, die von Fußgängern und Radfahrern gemeinsam genutzt werden, wäre etwas mehr Rücksichtnahme angebracht“, sagt Annett Marbach. Sie ist Vorsitzende der Verkehrswacht Jena und mit einem halben Dutzend ehrenamtlicher Helfer am Sonnabend im Burgaupark präsent gewesen. Die Verkehrswacht hatte zum Verkehrssicherheitstag eingeladen, dessen Motto „Fahr Rad – aber sicher“war.
„Jena ist eine junge, sportliche Stadt und hat dementsprechend viele Radfahrer. Auch gewinnt das Rad als Transportmittel immer mehr an Bedeutung. Räder mit Hänger oder Transportboxen vor dem Lenker sind keine Seltenheit“, hat Annett Marbach beobachtet. Zudem seien viel mehr Senioren mit Rädern – und viele mit E-Bikes unterwegs – als noch vor ein paar Jahren. Um so wichtiger sei es, dass sich alle den Paragraphen 1 der Straßenverkehrsordnung ins Bewusstsein riefen: Vorsicht und Rücksichtnahme!
Dort wo Radler und Fußgänger gemeinsam unterwegs sind, sei nun einmal nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt, das werde von den wenigsten eingehalten.
Positiv bewertet Annett Marbach, dass immer mehr Radfahrer freiwillig einen Helm tragen. „Schon oft hat ein Helm einem Radfahrer das Leben gerettet. Leider wird von manchem immer noch unterschätzt, welcher Kraft ein Körper etwa bei einem Sturz ausgeliefert ist.“Deshalb sei es für die Verkehrserziehungsexpertin unverständlich, warum das Tragen eines Helms für Radfahrer noch immer nicht gesetzlich verpflichtend ist. „In der Verkehrserziehung zeige ich den Kindern dann immer einen Helm, der bei einem Sturz zu Bruch gegangen ist. Das ist sehr einprägsam“.
Einprägsam für alle, die die Chance nutzten, war am Sonnabend auch, sich einmal einem Reaktionstest auf dem Fahrradsimulator zu unterziehen oder mit Rauschbrille aufs Rad zu steigen, wo die Wirkung eines kleinen Alkoholrausches simuliert wird.