Thüringische Landeszeitung (Jena)
Überzeugende Chöre aus Jena und Tallin
Rezension: „Da blieben keine Wünsche offen“– Beitrag der Philharmonie zum Kirchentag
JENA. Auch die Jenaer Philharmonie beteiligte sich am Motto „Kirchentag auf dem Weg“mit einem Konzert in der Stadtkirche St. Michael.
Symbolischer konnte das Programm kaum gewählt werden, als mit der Sinfonie Nr. 2 in BDur („Lobgesang“) von Felix Mendelssohn Bartholdy für Soli, Chor und Orchester. Unter Leitung von Berit Walther sang der Jenaer Madrigalkreis gemeinsam mit seinem Partnerchor „Estonia Seltsi Segakoor“ aus Tallin/Estland. Mendelssohn hatte seiner Zeit das Werk aus Anlass der 400-Jahrfeier Buchdruck in Leipzig 1840 komponiert, was auch gedankliche Brücken zum diesjährigen Reformationsjubiläum baut in seiner Universalität von Bildung und Toleranz.
Wenn eingangs die Posaunen das bekannte Motto „Alles was Odem hat, lobe den Herrn“anstimmen, wird man zunächst in sinfonische Abläufe mitgenommen, ehe der Chor mit Sopransolo das vertraute „Lobet den Herrn“anstimmt, wo im folgenden immer wieder bekannte Texte durch die Solisten intoniert werden und vom Chor reflektiert. Einer der Höhepunkte, die Rufe des Tenors: „Hüter, ist die Nacht bald hin“und dann vom Sopran beantwortet „Die Nacht ist vergangen, der Tag erwacht“.
„Nun danket alle Gott“, zunächst die 1. Strophe a-capella gesungen, wird dann zum Hymnus mit Orchester. Ohne weiter ins Detail zu gehen, am Ende des Werkes ertönt wieder hoffnungsvoll das „Alles was Odem hat“. Ein wichtiges Werk nicht nur mit Blick auf den Kirchentag, sondern auch auf Mendelssohns damalige Lesart von bürgerlichem Humanismus und immer wieder hochaktuell. Marietta Zumbült (Sopran), Saskia Klumpp (Mezzosopran) und Thomas Volle (Tenor) in ihren Partien überzeugende Solisten zur klangvoll und sensibel gestaltenden Jenaer Philharmonie. Beide Chöre beeindruckten im Zusammenwirken, da blieben keine Wünsche offen. Am Ende wurden alle Mitwirkenden mit nicht enden wollendem Beifall gefeiert.