Thüringische Landeszeitung (Jena)
Brunnen putzen und Wagen schmücken
Golmsdorf rüstet sich zur großen Bornfege – Gefeiert wird Pfingsten und noch ein Wochenende dazu
GOLMSDORF. Herzog Carl Alexander war schon da, August der Starke mit seiner Mätresse ebenfalls, Einstein, Mickey Mouse und die Olsenbande kamen, und sogar der Papst hat den Weg nach Golmsdorf im Gleistal gefunden. Wer‘s nicht glaubt, sollte sich die Fotostrecken auf der Internetseite des Bornfegevereins Golmsdorf anschauen.
Wer sich durch die Galerie klickt, bekommt garantiert Lust, den großen Festumzug zur Bornfege in diesem Jahr persönlich zu verfolgen. Es ist möglich, einige der berühmten Persönlichkeiten von den Fotos live zu erleben. Denn das Motto des Festumzuges am 11. Juni lautet aus gutem Grund: „Bornfege für immer – Das Beste aus 25 Jahren Vereinsleben“.
„Wir hatten in alle den Jahren, in denen unser Verein nun das traditionsreiche Fest organisiert, viele schöne Umzüge“, sagt Vereinschef Sven Michaelis.
2009 sei das Dorf mit Märchengestalten aus Vergangenheit und Gegenwart bevölkert gewesen, bei „Golmsdorf goes to Hollywood“gaben sich Leinwandstars und -sternchen die Ehre, und beim Motto „Das Gleistal macht blau, ist grün und sieht rot“wurde es ziemlich bunt. „Ich bin sicher, dass wir die schönsten Bilder aus manchem Umzug diesmal wiedersehen werden“. Nicht nur Golmsdorfer und Beutnitzer Familien und Vereine beteiligen sich, auch aus der Nachbarschaft kommen solche mit geschmückten Wagen und kostümiert zum Festumzug. Wer den nicht verpassen will, sollte sich rechtzeitig einen Platz am Straßenrand sichern, los geht es 13.30 Uhr.
Doch schon eine Woche vorher, am Pfingstsonnabend, wird die Bornfege eröffnet. Die Band „Gern gehört“spielt am Golmsdorfer Brunnen auf, und es gibt Bier und Bratwurst. Am Pfingstsonntag haben der amtierende Golmsdorfer Bornmeister Norbert Bergner und seine Helfer alle Hände voll zu tun. Dann nämlich wird der Brunnen gesäubert und mit diesem Ritual an den Ursprung des heutigen Dorffestes erinnert.
„Durch Krieg und Pest vor etwa 300 Jahren entstanden große Armut und Unsauberkeit. Herzog Ernst von Sachsen ordnete deshalb genaueste Obhut und Pflege der Bäche an. Etwa 1703 tauchte dann der Begriff Bornfege auf, was so viel heißt wie: Brunnen fegen oder reinigen. Damals wurden am ersten Wochenende nach Pfingsten alle öffentlichen Brunnen einer Generalreinigung unterzogen, so auch im Gleistal“, erzählt Manfred Rosemann, langjähriges Vereinsmitglied.
Die Winzer, von denen es damals viele im Gleistal gegeben habe, waren auf sauberes Wasser angewiesen, sollte ihr Wein schmackhaft und gut verkäuflich sein. Seit 1703 sei im Gleistal die Bornfege nachweisbar und wuchs sich im Laufe der Zeit zu einem Dorffest aus. Anfangs feierten die Bürger der benachbarten Gemeinden Golmsdorf und Beutnitz noch getrennt, doch schon lange sei den Gleistalern nun das gemeinsame Fest lieb und teuer, versichert er.
Doch Unterschiede gibt es dennoch: So wird nach dem Brunnenputz am Pfingstsonntag in Golmsdorf der neue Bornmeister benannt, der sich dann ein Jahr um den Brunnen kümmern muss. Er muss auch den historischen Pokal hüten, den Handwerker vor Jahrhunderten stifteten.
In Beutnitz dagegen wird der Herr über den Brunnen vom Festpublikum bestimmt. Das entscheidet nach der Verkostung der diversen selbst gekelterten Weine, die Beutnitzer Hobbywinzer zum Wettbewerb anmelden. Wer den besten Wein hat, der bekommt das Bornmeisteramt dazu. Das Ganze passiert am letzten Festabend, diesmal beim Tanz im Festzelt am 11. Juni.
„Unsere Jubiläums-Bornfege feiern wir übrigens erstmals auf dem neuen Festgelände, das die Gemeinde beim Sportplatz gebaut hat“, freut sich Sven Michaelis. Hier ist mehr Platz rund ums Festzelt, auch die Bedingungen für die Bewirtung der Gäste sind besser. Premiere sei bei der 315. Bornfege auch für Zeltbetreiber Thomas Kastel und seine Idee, am Bornfegesonntag Golmsdorfer und Gäste aus Nah und Fern zum gemeinsamen Rouladenessen ins Festzelt einzuladen. „Wer sicher gehen möchte, dass er nicht hungrig den Umzug anschauen muss, sollte sich eine Portion reservieren“, rät Michaelis.