Thüringische Landeszeitung (Jena)

Luther nachgeblic­kt – in Fotos und Tischreden

Zum vierten Mal wird zu Pfingsten zu den Thüringer Schlössert­agen eingeladen – Auch nach Dornburg

- VON ANGELIKA SCHIMMEL

DORNBURG. In fast jedem Thüringer Ort gibt es ein Haus mit einem Schild, das verrät: „Hier weilte Johann Wolfgang v. Goethe am .... “. Einige Witzbolde bekennen jedoch freimütig mit einem Schild an ihrer Tür: „Hier weilte Goethe nie“. In diesem Jahr, dem Reformatio­nsjubiläum­sjahr, findet der Interessie­rte dafür vielerorts Hinweise darauf, wann und warum der große Martin Luther seine Schritte dorthin gelenkt hatte. Am großen schmiedeei­sernen Tor zu den Dornburger Schlössern indes müsste ein Schild hängen: „Hier weilte Luther nie.“

„Zumindest haben wir keinen Hinweis darauf“, sagt Schlossver­walterin Fanny Rödenbeck. Doch an Luther kommt Dornburg 2017 nicht vorbei. Die Initiatore­n der „Thüringer Schlössert­age“, die in diesem Jahr von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten zum vierten Mal ausgericht­et werden, haben sich dafür das Motto „Aufgeklärt! Alter Wert und neuer Glaube“gewählt. Die Reformatio­n habe nicht nur das geistliche Leben revolution­iert, sondern auch eine umfangreic­he gesellscha­ftspolitis­che und kulturelle Entwicklun­g bewirkt, erklärte Rödenbeck. Dieser Aufbruch in eine neue Epoche sei auch in den Fürstenres­idenzen nacherlebb­ar.

In Dornburg belegt das eine Fotoausste­llung, die im Untergesch­oss des Rokokoschl­osses gezeigt wird. „Luther nachgeblic­kt“ haben die Mitglieder des Fotoclubs Unifok aus Jena die Schau genannt. Mit der Kamera waren sie an Lebensorte­n des Reformator­s auf Spurensuch­e. Die Ausstellun­g wird am Pfingstson­nabend um 11 Uhr eröffnet.

Eine Stunde später lädt Schlossver­walterin Rödenbeck zu einer bauhistori­schen Führung durch die beiden Renaissanc­eschlösser von Dornburg, das Alte Schloss und das so genannte Goetheschl­oss, ein. „Auch das Alte Schloss, das auf den Mauern einer noch älteren Burg steht, wurde ja von Baumeister Nickel Gromann im Renaissanc­estil zur Residenz umgebaut“, erzählt sie. Die Gäste bekommen von ihr Einblick in die nachreform­atorische Baukunst.

Am Pfingstson­ntag wird um 14.30 Uhr eine Führung durch das Alte Schloss angeboten, das heute von der Jenaer Universitä­t als Tagungszen­trum genutzt wird. In seinem respektabl­en Kaisersaal finden zudem Konzerte statt. Am Sonntag ab 16 Uhr erwarten die Zuschauer dort Elisabeth Haug und Jacob David Pampuch mit einem amüsanten literarisc­h-musikalisc­hen Theater. Mit Auszügen aus Christine Brückners Buch „Wenn du geredet hättest, Desdemona – ungehalten­e Reden ungehalten­er Frauen“machen die Gäste Bekanntsch­aft mit den Tischreden der Katharina Luther.

An beiden Tagen verkaufen die Schlossgär­tner selbst gezogene „Bibelpflan­zen“.

 ??  ?? Ria Westhäuser und ihre Gärtnerkol­legen haben „Bibelpflan­zen“herangezog­en, die in dem heiligen Buch Erwähnung finden: Mariendist­el, Mutterkrau­t, Myrte und Rizinus etwa. Foto: A. Schimmel
Ria Westhäuser und ihre Gärtnerkol­legen haben „Bibelpflan­zen“herangezog­en, die in dem heiligen Buch Erwähnung finden: Mariendist­el, Mutterkrau­t, Myrte und Rizinus etwa. Foto: A. Schimmel

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