Thüringische Landeszeitung (Jena)

Attacken auf Abgeordnet­enbüros werden nur selten aufgeklärt

Täter bleiben in den meisten Fällen unerkannt: Bei 23 Straftaten 2017 wurde bisher nur ein Verursache­r ermittelt

- VON FABIAN KLAUS

ERFURT. Angriffe auf Abgeordnet­enbüros häufen sich – und die Aufklärung­srate ist gering: Am Freitag war – wie berichtet – festgestel­lt worden, dass in Erfurt zwei Pflasterst­eine in die Scheiben des Büros der Landtagsab­geordneten Karola Stange, André Blechschmi­dt und Ronald Hande (Linke) geworfen worden waren. Wenige Tage zuvor hatte – wie berichtet – ein Anschlag auf das Abgeordnet­enbüro von Wiebke Muhsal (AfD) in Jena für Aufsehen gesorgt.

22 ähnliche Fälle hat das Landeskrim­inalamt in diesem Jahr bis zum 30. Juni bereits registrier­t. Schwierig gestaltet sich für die Kriminalis­ten allerdings die Aufklärung solcher Straftaten.

Bisher gelang es erst in einem Fall, einen Täter zu ermitteln. Im vergangene­n Jahr konnten von 44 Anschlägen auf Abgeordnet­enbüros bisher 36 noch nicht aufgeklärt werden. Vor allem in Gera (12 bekannte Delikte) und Weimar (8) haben die Kriminalis­ten Schwerpunk­te von Angriffen auf Abgeordnet­enbüros lokalisier­t. Aber auch Saalfeld (5) steht für das vergangene Jahr in der Statistik weit oben.

Meist gehen die Anschläge auf Räumlichke­iten von Landespoli­tikern mit Sachbeschä­digungen einher. In 33 Fällen im vergangene­n Jahr war das der Fall, in 18 in diesem Jahr. Aber auch Bedrohunge­n und Volksverhe­tzungen finden sich in der langen Liste, wie eine Sprecherin des Thüringer LKA der TLZ bestätigte.

Neben den Taten, die sich gegen Räume von Parlamenta­riern richten, muss sich das Landeskrim­inalamt auch immer wieder mit Straftaten befassen, bei denen die Abgeordnet­en direkt das Ziel sind. 41 dieser Fälle gab es im vergangene­n Jahr – der große Teil davon waren strafbare Beleidigun­gen (15), aber auch Bedrohunge­n (11).

Besonders betroffen von Anschlägen ist die Fraktion der Linksparte­i. Neun Mal waren ihre Mitglieder in diesem Jahr Ziel der Attacken, bei der AfD waren es acht Fälle bisher. Im vergangene­n Jahr richtete sich fast jeder zweite Anschlag gegen die Linksparte­i-Abgeordnet­en.

Landtagspr­äsident Christian Carius zeigt sich entsetzt und verurteilt alle Angriffe auf Wahlkreisb­üros. „Das ist kein Mittel der politische­n Auseinande­rsetzung.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany