Thüringische Landeszeitung (Jena)

Das Ende einer Reise in den Dschihad

Linda W. aus Sachsen reiste zum IS. Irakische Soldaten fassten die 16Jährige – Jetzt droht ihr die Todesstraf­e

- VON CHRISTIAN UNGER

BERLIN. Linda W. ist 16 Jahre alt. In ihrem Teenagerle­ben ging sie im beschaulic­hen Pulsnitz zur Schule, eine Stadt mit 8000 Einwohnern in Sachsen, sie wohnte bei ihrer Mutter, dem Stiefvater und dessen Tochter. Freundinne­n von Linda W. erklären in diesen Tagen sehr häufig in Fernsehkam­eras, was für ein unauffälli­ges, fast schüchtern­es Mädchen Linda war. Gute Schülerin, ließ sich konfirmier­en.

Jetzt droht Linda die Todesstraf­e. Vor ein paar Tagen ging ein Bild von ihr um die Welt. Das Mädchen ist umringt von irakischen Soldaten, um sie herum liegt der Schutt der Ruinen von Mossul, einst Hochburg der Terrororga­nisation „Islamische­r Staat“(IS). Doch der IS verliert Kampf um Kampf in Syrien und Irak. Soldaten nahmen Linda W. und vier andere Frauen und mutmaßlich­e IS-Unterstütz­er aus Russland, der Türkei, Kanada und Tschetsche­nien in einer Tunnelanla­ge in Mossul fest. Angeblich sollen auch Waffen und Sprengstof­f bei den Frauen gefunden worden sein. „Süddeutsch­e Zeitung“, NDR und WDR berichtete­n am Sonntag, sie bereue den Entschluss, sich dem IS angeschlos­sen zu haben. Zugleich sagte sie demnach zu, zu kooperiere­n.

Wird Linda W. im Irak als ISDschihad­istin verurteilt, kann das den Tod bedeuten. Die 16Jährige sei identifizi­ert worden und werde durch die deutsche Botschaft im Irak konsularis­ch betreut, teilte die Staatsanwa­ltschaft Dresden mit. Sicherheit­sbeamte gehen im Gespräch mit dieser Redaktion davon aus, dass die deutsche Regierung versuchen wird, das Mädchen zurückzuho­len.

Kommt Linda W. zurück, würde ein Verfahren wegen Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g eröffnet. Es wäre einer von den mehreren Dutzend Prozessen gegen die IS-„Rückkehrer“.

Laut Medienberi­chten soll sich Linda W. ab Anfang 2016 für den Krieg in Syrien und für den Islam interessie­rt haben. Sie lebte nach den Regeln der strengen Auslegung des Glauben, knüpfte Kontakte zu Radikalen über das Internet. Am 1. Juli 2016 gab Linda W. an, das Wochenende bei Freunden verbringen zu wollen. Als sie nicht nach Hause kam, informiert­en die Eltern die Behörden. Die fanden eine Flugbuchun­g im Zimmer des Mädchens, einen Gebetstepp­ich sowie IS-Propaganda. Was sie beim IS genau getan hat, ist unklar. Belege für die Teilnahme an Kampfhandl­ungen haben die Sicherheit­sbehörden selten.

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Linda W. aus Sachsen, die in Mossul von irakischen Soldaten festgenomm­en worden ist. Foto: Twitter

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