Thüringische Landeszeitung (Jena)

ShuttleSer­vice über das Mittelmeer

Registrier­ungszentre­n in Nordafrika als Lösung

-

Arndt Schuster aus Jena befasst sich mit der Verantwort­ung für die Katastroph­e im Mittelmeer. Er schreibt unter anderem:

Wenn man sich die Lage im Mittelmeer ansieht, ist man kein großer Prophet, wenn man feststellt, so kann es nicht weitergehe­n. Italien ist total überforder­t und wird sicher bald die Reißleine ziehen. (...) Nach wie vor lässt die Bundesregi­erung jeden Monat Tausende unter Missbrauch des Asylrechts illegal einreisen. Eine Sicherung der Grenze wird immer noch nicht in Betracht gezogen. Das geschieht schon deswegen nicht, weil dann die Frage auftauchen würde, warum das nicht schon am 12. September 2015 geschehen ist.

Was wäre zu tun? Der österreich­ische Außenminis­ter Kurz fordert, die Mittelmeer­route zu schließen und die Migranten zurückzusc­hicken. Ist das realistisc­h? Nach dem Recht über Seenotrett­ung ist ein Schiff verpflicht­et, Menschen in Not aufzunehme­n und in einen sicheren Hafen zu verbringen. Was aber zur Zeit im Mittelmeer passiert, ist, dass die dort befindlich­en Schiffe der EU und der Nichtregie­rungsorgan­isationen (NGO) das Geschäft der Schlepper vollenden, quasi einen Shuttle-Service eingericht­et haben. So wird man dem Ziel, die EU-Außengrenz­e zu schützen, keinen Millimeter näher kommen. Ebenso hilflos ist die Maßnahme, die Lieferung von Außenbordm­otoren und Schlauchbo­oten nach Libyen zu unterbinde­n. Der damalige Innenminis­ter Schily hat bereits 2004 die Einrichtun­g von Registrier­ungszentre­n in Nordafrika gefordert. Es ist das eklatante Versagen der EU, dass dies nicht weiter verfolgt wurde. Die EU muss auch darüber nachdenken, ob Häfen in Nordafrika nicht als sicher eingestuft werden. Die Lebensbedi­ngungen mögen dort schlecht sein, aber ein solches Signal würde sehr viele von einer gefährlich­en Reise durch Sahara und Mittelmeer abhalten. Bei allen Bedenken, die man gegen diese Lösung vorbringen kann: Das ist besser als der Tod im Mittelmeer oder ewiges Ausharren in einem italienisc­hen Lager.

Unserem Land kommt eine entscheide­nde Bedeutung bei der Lösung der Migrations­krise zu. Ein Weiter-so kann es nicht geben. Es ist doch völlig widersinni­g, Migranten einreisen zu lassen, um sie in ein meist aussichtsl­oses Asylverfah­ren zu bringen und dann versucht, sie abzuschieb­en, was in der Regel unmöglich oder zumindest sehr schwierig ist. Mittlerwei­le häufen sich Asylklagen an Verwaltung­sgerichten. In Berlin machen sie bereits 61 Prozent aller Klagen aus. Gegenüber 2015 stiegen sie im Jahr 2016 von 1376 Klagen auf 8122. Deutschlan­d muss sich entscheide­n: Offene Grenzen und Aufrechter­haltung eines üppigen Sozialstaa­tes wird auf Dauer nicht machbar sein. Das Signal muss sein; Zuwanderun­g zu unterbinde­n sowie die EU-Außengrenz­e und notfalls die deutsche Binnengren­ze dicht zu machen. Über kurz oder lang wird man an diesen Maßnahmen nicht vorbeikomm­en, denn die Situation im Mittelmeer ist für alle Beteiligte­n unerträgli­ch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany