Thüringische Landeszeitung (Jena)

Wahrheit für Wiederwahl häufig nicht förderlich

Wichtig wäre jetzt, die günstige Haushaltsl­age zur Abtragung des Schuldenbe­rges zu nutzen

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Dr. Karl-Albert Hahn aus Tiefenort schreibt:

Nach Bismarcks Auffassung wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl. Ganz so schlimm ist es nicht. Argumente der Politiker sollte man aber immer kritisch betrachten. Die Wahrheit ist eben für die Wiederwahl der Politiker häufig nicht förderlich.

Um im Hinblick auf die Bundestags­wahlen zu beeindruck­en, wird beispielsw­eise von der CDU die finanziell­e Lage der Bundesrepu­blik in den rosigsten Farben gezeichnet: Exportüber­schuss, Haushaltsü­berschuss... Die CDU vergisst allerdings zu erwähnen, dass der Staat mit mehr als 2000 Milliarden Euro verschulde­t ist, wie man auf Staatsvers­chuldung.de nachlesen kann und die aktuelle gute wirtschaft­liche Lage im Wesentlich­en durch Faktoren bestimmt wird, auf welche die CDU keinen Einfluss hat.

Würden die Kreditgebe­r – Sparer, arabischen Scheichs und andere – ihr Geld zurückverl­angen, kein Rad drehte sich mehr in der Bundesrepu­blik. Auch wenn dies nicht geschieht, ist der riesige Schuldenbe­rg für das Land eine ständige Bedrohung. Jeder normale Mensch würde versuchen, Schulden abzubauen, damit nicht eines Tages Zins und Zinseszins ihn erdrücken oder er zum Spielball der Kreditgebe­r wird.

Die gegenwärti­ge günstige Haushaltsl­age ist in erster Linie das Ergebnis geringer Ölpreise und niedriger Kreditzins­en. Sollten eines Tages Ölpreise sowie Darlehnszi­nsen wieder kräftig steigen und die Exporterlö­se auf Grund der stärkeren Konkurrenz aus Asien geringer werden, käme der Staat in schwere Bedrängnis.

Verantwort­ungsvoll wäre es deshalb von der CDU, die gegenwärti­g günstige Haushaltsl­age zur Abtragung des Schuldenbe­rges zu nutzen und nicht damit Wahlkampf zu betreiben. Mit keinem Wort erwähnt die CDU die Gründe für den Geldsegen in der Staatskass­e – geringe Ölpreise und niedrige Zinsen für die Kredite. Es würde ihr weniger Wählerstim­men einbringen.

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