Thüringische Landeszeitung (Jena)
Lange Umwege sind unvermeidlich
Nachgehakt:: Straßenbau im Nachbarkreis behindert auch Pendler aus der „Grafschaft Camburger“
CAMBURG. Es hat einen Grund, warum Alteingesessene gern von der „Grafschaft Camburg“reden. Obwohl die Stadt Camburg und die vielen Dörfer in der Umgebung nie zusammen das Herrschaftsgebiet eines Grafen oder anderen Landesherren waren, gab und gibt es bis heute eine enge Verbindung zwischen den Gemeinden, auch wenn diese offiziell durch Kreis- und sogar Landesgrenzen getrennt sind. Wer in Eckolstädt und Münchengosserstädt im Weimarer Land zuhause ist, fährt schneller zum Einkaufen nach Camburg als nach Apolda, wer in Camburg wohnt und in der Noch-Kreisstadt arbeitet, nimmt auch die Straße über die Dörfer. Entsprechend rege ist der Pendlerverkehr auf den Landes- und Kreisstraßen.
Kein Wunder also, dass eine Baumaßnahme im Weimarer Land wie die gestern offiziell gestartete auf der Landesstraße 1059 zwischen Münchengosserstädt und Camburg, auch viele Leute im benachbarten SaaleHolzland-Kreis betrifft. Nur, dass die Information darüber, dass die viel befahrene Landstraße von nun an für vier Monate komplett gesperrt ist, im SaaleHolzland-Kreis niemanden rechtzeitig erreicht hat.
Selbst in der Straßenverkehrsbehörde des Saale-HolzlandKreises kam die Ankündigung der Straßensperrung und Umleitungsempfehlung erst am Freitag an, wie von Uwe Schmidt aus der Eisenberger Behörde zu erfahren war. „Zuständig für die Baumaßnahmen im Weimarer Land ist das Straßenbauamt Mittelthüringen, dessen Verantwortlichkeit aber nicht bis zu uns reicht. Deshalb wohl auch die späte Information.“ Eine Nachfrage am Montag im Mittelthüringer Straßenbauamt bestätigte dies: Camburg liege doch gar nicht mehr im Zuständigkeitsbereich. Deshalb waren die Sperrinformationen auch nicht an die hier verbreitete Tageszeitung gegangen. Die Redaktion hatte durch Zufall bei der Recherche über eine andere Baumaßnahme davon erfahren. Doch konkrete Details waren am Freitagnachmittag nach 14 Uhr von keiner Behörde mehr zu bekommen gewesen.
Wer am Montagmorgen zeitig zwischen Apolda und Camburg unterwegs war, hatte Glück und konnte noch durchfahren. Spätaufsteher mussten wegen der dann gesperrten Straße die lange Umleitung über Schmiedehausen, Bad Sulza, Niedertrebra nach Apolda – oder in umgekehrter Richtung von dort – nehmen. Das macht pro Strecke gut acht Kilometer mehr.
Daran werden sich die Autofahrer gewöhnen müssen. Denn Schleichwege gebe es nicht, da passe das Straßenbauamt auf, versicherte Jörg Hammer, Bürgermeister der Gemeinde Saaleplatte, zu der Münchengosserstädt gehört. Er ist froh, dass die marode Straße endlich gebaut wird, denn darum habe die Gemeinde 15 Jahre gekämpft.
Die Bauleute der Firma Mütze & Rätzel haben am Montag ordentlich losgelegt, sie arbeiten sich in den kommenden Wochen von Münchengosserstädt aus bis zur Kreisgrenze vor den Toren von Camburg vor. Ende Oktober könnte, wenn alles gut geht, die Zeit der Umwege vorbei sein. Für jemanden, der täglich zur Arbeit pendelt, kommen bis dahin aber immerhin gut 560 Mehrkilometer zusammen. Eine Alternative zu den langen Umwegen gibt es auch für die Reisebusse nicht, die zu den Dornburger Schlössern wollen.
Zuständigkeit endet an der Kreisgrenze