Thüringische Landeszeitung (Jena)

Politische­r Streit um die Polizei-Ausrüstung

Die Forderung nach effektiver­en, nichttödli­chen Waffen will die CDU jetzt in den Landtag tragen

- VON SEBASTIAN HAAK

ERFURT. Als Reaktion auf den Polizeiein­satz zum G20-Gipfel in Hamburg Anfang Juli ist in Thüringen eine Diskussion über eine bessere Ausstattun­g vor allem der Bereitscha­ftspolizei entbrannt. Es geht um effektiver­e, nicht-tödliche Waffen. In Thüringer Polizeikre­isen heißt es – wie bereits berichtet –, der Einsatz in der Hansestadt habe gezeigt, dass es eine „Fähigkeite­nlücke“für solche Einsätze gebe, die durch neue, am Markt verfügbare Ausrüstung­sgegenstän­de geschlosse­n werden könne. Politisch ist das umstritten.

Ablehnend zeigen sich vor allem Linke und Grüne. Die Linke-Fraktion im Landtag teile die Auffassung des Innenminis­teriums, „dass die derzeit in den einzelnen Bereichen der Thüringer Polizei vorhandene­n Einsatzmit­tel und Waffen zur Bewältigun­g polizeilic­her Aufgaben ausreichen­d und keine neuen Waffen erforderli­ch sind“, sagt eine Sprecherin der LinkeFrakt­ion.

Ähnlich äußert sich auch der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Grüne-Fraktion, Olaf Müller. Aus den Reihen der Grünen gebe es „ein klare Absage“für Überlegung­en, bei der Thüringer Polizei weitere Waffen anzuschaff­en. Dagegen müsse in Zukunft zum Beispiel mehr getan werden, um bei Großdemons­trationen, Eskalation­en zu vermeiden – auch, indem polizeibek­annten, gewaltbere­iten Störern die Anreise zu solchen Versammlun­gen untersagt werde. „Das sehe ich noch nicht konsequent umgesetzt“, sagt Müller.

Vor allem aus der CDU kam dagegen Zustimmung zu dem

Wolfgang Fiedler, CDU

Vorstoß. CDU-Innenpolit­iker Wolfgang Fiedler erklärt, die Unions-Fraktion im Landtag werde Forderunge­n aus der Polizei im Innenaussc­huss des Parlaments auf die Tagesordnu­ng setzen. „Wenn Polizisten eine Fähigkeite­nlücke sehen, ist das auf jeden Fall sehr ernst zu nehmen. Es muss der Polizei jederzeit grundsätzl­ich möglich sein, Recht und Gesetz durchzuset­zen

und Herr der Lage zu bleiben. Zunehmende Aggressivi­tät ist dabei eine Tatsache, an der niemand vorbeisehe­n sollte.“Es dürfe keine Frage des Glücks sein, ob die Polizei mit aggressive­n, gewaltbere­iten und respektlos­en Mengen angemessen umgehen könne, sagt er. Das gelte nicht nur für extreme Gewaltausb­rüche wie die während des G20-Gipfels, sondern auch für Massenschl­ägereien wie jene in Sondershau­sen am Wochenende. Dort waren eine größere Gruppe Deutscher und eine größere Gruppe Flüchtling­e in eine Auseinande­rsetzung geraten.

Sowohl die SPD-Fraktion als auch der Thüringer Landesverb­and der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) reagieren zurückhalt­end auf die Forderung nach effektiver­en, nichttödli­chen Waffen für die Thüringer Polizei – ohne dass man eine Diskussion darüber allerdings abwürgen will. Er sei dafür, dass die Debatte in Fachkreise­n geführt werde, sagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende Matthias Hey. Allerdings müsse diese Diskussion auch auf Bundeseben­e geführt werden, weil bei der Ausstattun­g der Polizei Alleingäng­e einzelner Bundesländ­er nicht sinnvoll seien. Nach den Informatio­nen, die er habe, sei die Thüringer Bereitscha­ftspolizei derzeit sehr wohl in der Lage, die Einsätze zu meistern, vor denen sie in Thüringen stehe – mit den Waffen, die sie habe.

Der Landesvors­itzende der DPolG, Jürgen Hoffmann, sagt, seiner Gewerkscha­ft sei es zunächst wichtig, dass der Körperschu­tz der Thüringer Polizisten verbessert werde. Auch müssten die Möglichkei­ten des Einsatzes von Wasserwerf­ern „voll ausgeschöp­ft“werden, um Störer auf Distanz zu halten. Zudem sei eine gesellscha­ftliche Debatte über die Ursachen von Gewalt gegen Polizisten aber auch andere Rettungskr­äfte nötig. Wenn es sich im Ergebnis einer solchen Debatte aber erweisen sollte, dass weitere Waffen nötig seien, dann müssten diese angeschaff­t werden, damit das staatliche Gewaltmono­pol durchgeset­zt werden könne.

„Es muss der Polizei jederzeit grundsätzl­ich möglich sein, Recht und Gesetz durchzuset­zen und Herr der Lage zu bleiben. “

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