Thüringische Landeszeitung (Jena)

Neue OstKompete­nz

Von Hotels und Erinnerung­en

- VON MICHAEL GROß

Kommt man in die Jahre, hat man viel zu erzählen. Als Journalist, der nicht ganz verleugnen kann, selbst schon ein wenig in diesen Bereich vorgedrung­en zu sein, bin ich bei Interviews doch immer wieder überrascht, Interessan­tes zu erfahren. So zum Beispiel in dieser Woche beim Besuch der Familie Voigt in Neulobeda. Karin und vor allem Walther Voigt hatten wirklich viel zu erzählen – vor allem aus bewegten DDRJahren. Dass man damals auf Grund staatlich gelenkter Wohnungsve­rgaben eher eine Wohnung bekam, wenn man verheirate­t und möglichst noch Kinder hatte, ist ja schon ein altbekannt­er Hut. Aber dass die Kulturpoli­tik in Jena durch die allmächtig­e Partei nach dem Motto gemacht wurde „Wir setzen einen Kulturchef für die Stadt ein, der zwar keine Ahnung von Kultur hat, aber ein guter Genosse ist“, das war Walther Voigt damals schon zu starker Tobak. Deshalb kehrte er mit Grausen der Kulturabte­ilung des damaligen Rates der Stadt den Rücken. Es war ein Beispiel dafür, wie ideologisc­he Ver bohrtheit der Herrschend­en fachliche Kompetenz ersetzen wollte. Nicht zuletzt wohl auch deshalb ist die DDR gescheiter­t.

Auch wenn heute manchmal der Verdacht gehegt wird, dass Personalbe­setzungen in Führungsst­ellen noch immer nicht nach der Kompetenz erfolgen, sondern nach dem Motto West vor Ost, so konnte doch in dieser Woche davon berichtet werden, dass dies nicht die Regel ist. Denn der neue Chef der Jenaer Sparkasse, Michael Rabich, der neue Citymanage­r, Hannes Wolf, sowie der neue Produktion­sleiter der Kulturaren­a, Kristjan Schmitt, die ihre Ämter jetzt antraten, sind waschechte Ossis. Ganz abgesehen von dem aus Zeulenroda stammenden neuen OB Thomas Nitzsche.

Was gab es noch so Neues in der zu Ende gehenden Woche? Ein weiteres Hotel entstand mit Eulenstein­s Hotel in der Oberlaueng­asse. Und im Hintergrun­d kündigen sich weitere neue Hotels in Jena an – am Anger, am Steinweg, am Planetariu­m und in der alten Augenklini­k. Meine Güte! Hoffentlic­h finden sich genügend Gäste für all die vielen neuen Betten.

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