Thüringische Landeszeitung (Jena)
Neue OstKompetenz
Von Hotels und Erinnerungen
Kommt man in die Jahre, hat man viel zu erzählen. Als Journalist, der nicht ganz verleugnen kann, selbst schon ein wenig in diesen Bereich vorgedrungen zu sein, bin ich bei Interviews doch immer wieder überrascht, Interessantes zu erfahren. So zum Beispiel in dieser Woche beim Besuch der Familie Voigt in Neulobeda. Karin und vor allem Walther Voigt hatten wirklich viel zu erzählen – vor allem aus bewegten DDRJahren. Dass man damals auf Grund staatlich gelenkter Wohnungsvergaben eher eine Wohnung bekam, wenn man verheiratet und möglichst noch Kinder hatte, ist ja schon ein altbekannter Hut. Aber dass die Kulturpolitik in Jena durch die allmächtige Partei nach dem Motto gemacht wurde „Wir setzen einen Kulturchef für die Stadt ein, der zwar keine Ahnung von Kultur hat, aber ein guter Genosse ist“, das war Walther Voigt damals schon zu starker Tobak. Deshalb kehrte er mit Grausen der Kulturabteilung des damaligen Rates der Stadt den Rücken. Es war ein Beispiel dafür, wie ideologische Ver bohrtheit der Herrschenden fachliche Kompetenz ersetzen wollte. Nicht zuletzt wohl auch deshalb ist die DDR gescheitert.
Auch wenn heute manchmal der Verdacht gehegt wird, dass Personalbesetzungen in Führungsstellen noch immer nicht nach der Kompetenz erfolgen, sondern nach dem Motto West vor Ost, so konnte doch in dieser Woche davon berichtet werden, dass dies nicht die Regel ist. Denn der neue Chef der Jenaer Sparkasse, Michael Rabich, der neue Citymanager, Hannes Wolf, sowie der neue Produktionsleiter der Kulturarena, Kristjan Schmitt, die ihre Ämter jetzt antraten, sind waschechte Ossis. Ganz abgesehen von dem aus Zeulenroda stammenden neuen OB Thomas Nitzsche.
Was gab es noch so Neues in der zu Ende gehenden Woche? Ein weiteres Hotel entstand mit Eulensteins Hotel in der Oberlauengasse. Und im Hintergrund kündigen sich weitere neue Hotels in Jena an – am Anger, am Steinweg, am Planetarium und in der alten Augenklinik. Meine Güte! Hoffentlich finden sich genügend Gäste für all die vielen neuen Betten.