Thüringische Landeszeitung (Jena)
Villa bauen und Wein pflanzen
Kleines Weinviertel in JenaWest: Fünf Häuser und 99 Reben stehen im HeimstättenPlan
JENA. Einen guten Tropfen Wein aus eigenem Anbau genießen, auf der Terrasse sitzen und den Blick über Jena schweifen lassen: Diese Vorstellung vom schönen Leben soll zumindest für einen Weinfreund im Westviertel in Erfüllung gehen. „Wohnen am alten Weinberg“heißt das Bauprojekt der Heimstätten Verwaltungsgesellschaft, das am Abzweig der Straße Cospeda Grund von der Erfurter Straße geplant ist.
Ursprünglich war das Gelände ein Weinberg, wovon diverse Trockenmauern, Terrassen und Treppenanlagen bis heute Zeugnis ablegen. Diese sollen wieder sichtbar werden. Vor allem aber sollen zwei größere und zwei kleinere Stadthäuser mit insgesamt 26 Wohnungen entstehen. Außerdem ein Weinberghaus, dessen Bewohner sich um bis zu 99 Weinreben auf dem Grundstück kümmern soll. Preiswertes Wohnen wird das freilich nicht.
Das Jenaer Wohnungsunternehmen hat bereits einiges an Kraft und Geld in das Vorhaben gesteckt. Nach der Sommerpause könnte vom Stadtrat die Auslegung des Bebauungsplanes auf den Weg gebracht werden. Da es schon eine vorgezogene Bürgerbeteiligung gegeben hat, stehen die Zeichen eigentlich günstig für das Projekt. Im Ortsteilrat Jena-West wurde das Vorhaben erstmals vor zwei Jahren vorgestellt.
Kritische Fragen in der Nachbarschaft drehen sich vor allem um den notwendigen Straßenbau und die Frage, ob dies im Cospedaer Grund auf eine zweispurige Straßenverbreiterung hinauslaufen soll, und ob da Anliegerbeiträge fällig werden. Dies hängt von den Entscheidungen der Stadt ab,
Michael Gräf, Vorstand der Genossenschaft, erläuterte der Zeitung, dass es sich um ein klassisches Bauträgerprojekt handelt.
Die Lage und die Ausführung des Projektes machten „Wohnen am alten Weinberg“zu einem exklusiveren Projekt, als dies zum Konzept der Heimstättengenossenschaft passe. Das heißt, die Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern werden nach ihrer Fertigstellung verkauft.
Das Grundstück, auf dem das Weinberghaus entstehen soll, wird ohne Haus veräußert. Dem künftigen Eigentümer obliegt es
dann, zu bauen und die Auflagen einzuhalten, die im noch zu beschließenden Bebauungsplan geschrieben stehen. Eine wird heißen, die vorhandene, baumbestandene Mauer an der südlichen Grundstücksgrenze sowie Zeugnisse des Weinbaus auf dem Grundstück weitgehend zu erhalten.
Die Heimstätten-Verwaltungsgesellschaft Jena mbH hat im Jahre 2016 das etwa 7000 Quadratmeter große Grundstück nördlich der Erfurter Straße und östlich des Cospedaer Grundes von Privat erworben. Es wird seit Ende des 19. Jahrhunderts als Gartenland genutzt. Vermutlich war mit dem Weinanbau Schluss, als die Reblaus nach Jena vorgedrungen war.
Im Stadtentwicklungsausschuss wurde gefragt, ob der Weinstieg dann ein öffentlicher Weg werden soll? Dies wird nicht der Fall sein. Allerdings würden sich mit Sicherheit Anlässe finden, bei denen der Weg gezeigt werden könne. Gefragt wurde auch nach dem Weinberghaus, das gegenüber den ersten Plänen gewachsen ist. Jetzt kann man schon von einer Weinbergvilla sprechen. Es gibt wohl bereits einen Nutzer mit bestimmten Vorstellungen.
Thema waren im Ausschuss ferner die großen Bäume, sie sollen weitestgehend erhalten bleiben. Besonders die zum Teil mehr als 100 Jahre alten Bäume auf der Trockenmauer. Etwas außer Kontrolle geraten ist nur eine Hainbuchenhecke.
Ganz leise wohnt es sich am Weinberg freilich nicht wegen der unterhalb vorbeiführenden Bundesstraße. Nach Einschätzung des Architekten lässt sich dies aber gut hinbekommen. Für das Bauprojekt ist im nördlichen Teil auch der Flächennutzungsplan zu korrigieren. Dort sind bisher Gartenland und Wald als Nutzung festgeschrieben..