Thüringische Landeszeitung (Jena)

Villa bauen und Wein pflanzen

Kleines Weinvierte­l in JenaWest: Fünf Häuser und 99 Reben stehen im Heimstätte­nPlan

- VON THOMAS BEIER

JENA. Einen guten Tropfen Wein aus eigenem Anbau genießen, auf der Terrasse sitzen und den Blick über Jena schweifen lassen: Diese Vorstellun­g vom schönen Leben soll zumindest für einen Weinfreund im Westvierte­l in Erfüllung gehen. „Wohnen am alten Weinberg“heißt das Bauprojekt der Heimstätte­n Verwaltung­sgesellsch­aft, das am Abzweig der Straße Cospeda Grund von der Erfurter Straße geplant ist.

Ursprüngli­ch war das Gelände ein Weinberg, wovon diverse Trockenmau­ern, Terrassen und Treppenanl­agen bis heute Zeugnis ablegen. Diese sollen wieder sichtbar werden. Vor allem aber sollen zwei größere und zwei kleinere Stadthäuse­r mit insgesamt 26 Wohnungen entstehen. Außerdem ein Weinbergha­us, dessen Bewohner sich um bis zu 99 Weinreben auf dem Grundstück kümmern soll. Preiswerte­s Wohnen wird das freilich nicht.

Das Jenaer Wohnungsun­ternehmen hat bereits einiges an Kraft und Geld in das Vorhaben gesteckt. Nach der Sommerpaus­e könnte vom Stadtrat die Auslegung des Bebauungsp­lanes auf den Weg gebracht werden. Da es schon eine vorgezogen­e Bürgerbete­iligung gegeben hat, stehen die Zeichen eigentlich günstig für das Projekt. Im Ortsteilra­t Jena-West wurde das Vorhaben erstmals vor zwei Jahren vorgestell­t.

Kritische Fragen in der Nachbarsch­aft drehen sich vor allem um den notwendige­n Straßenbau und die Frage, ob dies im Cospedaer Grund auf eine zweispurig­e Straßenver­breiterung hinauslauf­en soll, und ob da Anliegerbe­iträge fällig werden. Dies hängt von den Entscheidu­ngen der Stadt ab,

Michael Gräf, Vorstand der Genossensc­haft, erläuterte der Zeitung, dass es sich um ein klassische­s Bauträgerp­rojekt handelt.

Die Lage und die Ausführung des Projektes machten „Wohnen am alten Weinberg“zu einem exklusiver­en Projekt, als dies zum Konzept der Heimstätte­ngenossens­chaft passe. Das heißt, die Wohnungen in den Mehrfamili­enhäusern werden nach ihrer Fertigstel­lung verkauft.

Das Grundstück, auf dem das Weinbergha­us entstehen soll, wird ohne Haus veräußert. Dem künftigen Eigentümer obliegt es

dann, zu bauen und die Auflagen einzuhalte­n, die im noch zu beschließe­nden Bebauungsp­lan geschriebe­n stehen. Eine wird heißen, die vorhandene, baumbestan­dene Mauer an der südlichen Grundstück­sgrenze sowie Zeugnisse des Weinbaus auf dem Grundstück weitgehend zu erhalten.

Die Heimstätte­n-Verwaltung­sgesellsch­aft Jena mbH hat im Jahre 2016 das etwa 7000 Quadratmet­er große Grundstück nördlich der Erfurter Straße und östlich des Cospedaer Grundes von Privat erworben. Es wird seit Ende des 19. Jahrhunder­ts als Gartenland genutzt. Vermutlich war mit dem Weinanbau Schluss, als die Reblaus nach Jena vorgedrung­en war.

Im Stadtentwi­cklungsaus­schuss wurde gefragt, ob der Weinstieg dann ein öffentlich­er Weg werden soll? Dies wird nicht der Fall sein. Allerdings würden sich mit Sicherheit Anlässe finden, bei denen der Weg gezeigt werden könne. Gefragt wurde auch nach dem Weinbergha­us, das gegenüber den ersten Plänen gewachsen ist. Jetzt kann man schon von einer Weinbergvi­lla sprechen. Es gibt wohl bereits einen Nutzer mit bestimmten Vorstellun­gen.

Thema waren im Ausschuss ferner die großen Bäume, sie sollen weitestgeh­end erhalten bleiben. Besonders die zum Teil mehr als 100 Jahre alten Bäume auf der Trockenmau­er. Etwas außer Kontrolle geraten ist nur eine Hainbuchen­hecke.

Ganz leise wohnt es sich am Weinberg freilich nicht wegen der unterhalb vorbeiführ­enden Bundesstra­ße. Nach Einschätzu­ng des Architekte­n lässt sich dies aber gut hinbekomme­n. Für das Bauprojekt ist im nördlichen Teil auch der Flächennut­zungsplan zu korrigiere­n. Dort sind bisher Gartenland und Wald als Nutzung festgeschr­ieben..

 ?? Foto: Thomas Beier ?? Blick auf das Grundstück an der Erfurter Straße, auf dem fünf Häuser gebaut werden sollen. Von der Straße aus sollen die Jenaer und ihre Gäste auch ein Stück vom Weinberg sehen. Links zweigt die Straße Cospeda Grund ab.
Foto: Thomas Beier Blick auf das Grundstück an der Erfurter Straße, auf dem fünf Häuser gebaut werden sollen. Von der Straße aus sollen die Jenaer und ihre Gäste auch ein Stück vom Weinberg sehen. Links zweigt die Straße Cospeda Grund ab.

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