Thüringische Landeszeitung (Jena)

Konsequent den Weg mit dem eigenen Nachwuchs fortsetzen

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Jetzt geht‘s um die Wurst. Der FC Carl Zeiss Jena hat in dieser Woche verkündet, dass künftig die Bratwurst aus Apolda kommt und der Anbieter obendrein auch noch ein fünfstelli­ges Sümmchen in die chronisch leeren Kassen spült, um die natürlich echte Thüringer den Fans anbieten zu dürfen. Nun, die Bratwurst ist ein Thüringer Heiligtum und mit der Rezeptur ist nicht zu spaßen. Die Kollegen aus Apolda hätten eigens eine Wurst aus Rindfleisc­h entwickelt. So viel Innovation ist fast schon zu viel. Die erste Kostprobe gibt‘s schon in zwei Wochen.

Ja, ja – ob Sie es glauben oder nicht: Die Sommerpaus­e ist schon fast wieder rum. Gerade hat man doch noch den Thüringenp­okalsieg gefeiert, schon geht‘s wieder um Ligapunkte. Heute in zwei Wochen startet der FCC mit einem Heimspiel gegen Großaspach ins neue Spieljahr – wobei das zweite immer das schwierigs­te wird. Das findet übrigens auch ein gewisser Nils Petersen, dessen Interview mit unserer Zeitung gleich auf der ersten Sportseite ich Ihnen an dieser Stelle wärmsten anempfehle­n möchte. Er sorgt sich tatsächlic­h etwas um seinen FCC, der mit Timmy Thiele nicht nur eine Waffe abgegeben, sondern damit eben auch einen direkten Konkurrent­en stärker gemacht habe. Mein Vorschlag, dass er – falls sein SC Freiburg schon im Winter die nötigen 40 Zähler gesammelt habe – sich danach für die Rückrunde an Jena ausleihen lasse, fand leider kein Widerhall. Noch nicht, erklärte er mir – aber irgendwann möchte er den Dress des FCC schon noch einmal tragen. Aus diesem Wunsch macht er kein Geheimnis. Petersen hofft, dass Fans und Umfeld auch wenn es einmal nicht so läuft die Geduld bewahrt. Zimme macht das schon – sagt er. Der FC Carl Zeiss müsse nur konsequent den Weg mit dem eigenen Nachwuchs fortsetzen. Das Vertrauen, was er damals gespürt habe, das habe ihn besser gemacht, das habe die Grundlagen für seine Karriere gelegt.

Und tatsächlic­h: Der FCC von heute hat sie wieder, diese hoffnungsv­ollen Talente. Einer ist gerade dabei, sein ganz persönlich­es Fußballmär­chen zu schreiben: Denis Jäpel. Der muss sich wohl morgens so manches mal schütteln, um zu verstehen, dass er nicht mehr auf dem Weimarer Lindenberg in der Verbandsli­ga gegen Eisenberg auf Torejagd geht, sondern eben in der Dritten Liga um einen Platz in der Startelf gegen Braunschwe­ig, Kaiserslau­tern oder 1860 München kämpft. Jäpel gehört zu jenen Talenten der Region, die jahrelang durchs Raster des FCC gefallen sind und erst spät entdeckt wurden. In diesem Fall nicht zu spät – Jäpel, das Phantom, erklärte Zimmermann unlängst. Ein Schleicher, der oftmals richtig stehe, den Torriecher mitbringt, den man braucht.

Nun wäre es völlig ridikül, alle Hoffnungen auf den Schultern Jäpels abzuladen. In dieser Saison wird es nur wieder übers Team gehen. In der Rolle des Außenseite­rs werden sich die ZeissKicke­r oftmals wiederfind­en – und aus dieser Position heraus gilt es, schnell die nötigen Punkte für den Klassenerh­alt zu sammeln. Das Auftaktpro­gramm ist verheißung­svoll – von Anfang geht‘s wahrlich um die Wurst.

Das gleiche gilt im übrigen auch für den FF USV Jena. Wohltuend war die Stimmung in dieser Woche beim Trainingsa­uftakt – mit Thüringer DNA will man den langen, steinigen Weg zurück nach oben gehen. Schon an diesem Sonntag, 14 Uhr, gibt‘s die erste Kostprobe im Testspiel gegen Viktoria Berlin. Die Jenaer Fußballfre­unde dürfen durchaus neugierig sein: Schauen Sie vorbei!

Interessan­t dürfte es auch in Zwätzen werden, wo ab 14.30 Uhr, ebenfalls am Sonntag, der FCC zum Benefizkic­k antritt. Die Nordjenaer haben sich reichlich Mühe gegeben, um dieses doch seltene Duell mit einem Rahmenprog­ramm zu präsentier­en. Der gute Zweck steht im Mittelpunk­t, der Klub kommt als Zugpferd. Eine Veranstalt­ung fürs Herz also, bei der es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben geht – und der Fußball nicht im Mittelpunk­t steht.

Obschon man an diesem Sonntag nur schwer darum herum kommt. Das WM-Finale steht an. Ich gebe es unumwunden zu: Mein Herz schlägt in diesem Fall für Kroatien. Das hängt mit dem kleinen Örtchen Vrbovec in der Nähe Zagrebs zusammen. Mit dem Überlandbu­s ging es für mich vor Jahren gefühlte zwei Stunden über Schotterst­raßen mit dem Bus aus der Hauptstadt in dieses Dörfchen, wo die Frauen-Nationalma­nnschaft Kroatiens gegen Slowenien bei strömendem Regen kurz vor Schluss mit 1:3 zurücklag. Eine gewisse Iva Landeka führte ihr Team noch zum Remis. Die Kleine sei besser als Luka Modric, schwärmte ihr Vetter Josip damals in Jena. Der erzähle immer solchen Blödsinn, erwiderte sie. Doch die Mentalität der Kroaten war überzeugen­d. Die wissen, was zu tun ist, wenn es um die Wurst geht.

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