Thüringische Landeszeitung (Jena)
Nur ein Anfang
Bei Lehrersuche geht es um mehr als Geld
Neue Lehrer braucht das Land – mehr denn je. Zwar ist die Situation nicht in allen Thüringer Schulen so kritisch wie in jener, die Lehrerverbandslandesvize Frank Fritze gestern bei der Pressekonferenz als Negativbeispiel anführte und in der kein Lehrer jünger als 60 ist. Aber bei einem landesweiten Altersdurchschnitt von 50 plus ist klar, dass in den Lehrerzimmern längst das große Stühlerücken begonnen hat. Doch wie die Reihen wieder auffüllen, wenn alle Bundesländer zeitgleich nach jungen Pädagogen Ausschau halten?
Der Thüringer Lehrerverband hat schon Recht: Es wird einerseits nur übers Geld gehen – auch wenn die Lehrersuche natürlich nicht in einen Überbietungswettbewerb ausarten und das eine Bundesland die anderen mit immer noch besseren Konditionen zu übertrumpfen versuchen darf. Aber am Gelde hängt es eben nicht allein: Viele Lehramtsstudenten würden auch gern in der Heimat bleiben und sich mit weniger im Portemonnaie zufrieden geben, wenn sie nur zeitnah eine möglichst unbefristete Stelle fänden. Doch – unter anderem – weil Thüringen strikt auf das Ranglistenverfahren setzt, ist die Zeitspanne zwischen Bewerbung und Zusage oft viel zu lang. Jedenfalls lang genug, damit der unruhig gewordene junge Lehrer schließlich doch dem Werben eines anderen Bundeslandes erliegt. Und wer erst einmal woanders anfängt, dort Wurzeln schlägt, eine Familie gründet, der kehrt nur selten wieder nach Thüringen zurück. Das ist der Punkt, an dem sich der Freistaat bewegen muss. Stellenbörsen, wie es sie in diesem Jahr erstmals in den fünf Schulämtern gab, sind eine gute Idee, aber allenfalls ein Anfang.