Thüringische Landeszeitung (Jena)

Junge Frauen nach Irrfahrt vor Gericht

Prozessauf­takt: Einer 19jährigen Erfurterin wird versuchter Mord vorgeworfe­n

- VON FABIAN KLAUS

ERFURT/DORTMUND. Eine bundesweit­e Irrfahrt beschäftig­t die Jugendkamm­er des Erfurter Landgerich­ts. Zwei 19-jährige Erfurterin­nen müssen sich verantwort­en. Sie sollen im Februar einem Bekannten das Auto gestohlen und zuvor versucht haben, ihn umzubringe­n. Zumindest einer der beiden Jugendlich­en wird deshalb versuchter Mord vorgeworfe­n.

Der Prozess, der gestern mit der Verlesung der Anklagesch­rift begonnen hatte, wird mehrere Monate dauern. Zehn Termine sind bis November angesetzt. Ob es dabei bleiben kann, das muss der Prozessver­lauf zeigen. Dass sich beide Angeklagte beim Termin im September äußern wollen, könnte das Verfahren beschleuni­gen. Rechtsanwa­lt Stephan Rochlitz, der die Hauptangek­lagte Patricia H. vertritt, sagte nach dem ersten Prozesstag, es sei vorgesehen, dass „meine Mandantin konstrukti­v mitwirkt“. H. sitzt derzeit in Haft, weil sie im Dezember des vergangene­n Jahres beim Raub eines Autos geholfen hatte. Später wurde damit in Dortmund eine Tankstelle überfallen. Auch die jetzt angeklagte Irrfahrt führte in diese Stadt.

SAALFELD. Den Moment, in dem sie zum ersten Mal ihre eigene Stimme von Band in einem Londoner Tonstudio gehört hat, beschreibt sie rückblicke­nd als „unglaublic­h emotional.“Victoria Leitner hat ihren ersten Song aufgenomme­n. Ein merkwürdig­es, fast surreales Gefühl sei es gewesen, sagt sie. Das ist drei Jahre her.

In gut einer Wochen erscheint nun das erste Album der Sängerin mit dem Titel #Reason (Grund). Darauf zu hören ist englischsp­rachige Singer-Songwriter-Musik, beeinfluss­t vom Rock und Folk und Liedermach­ern wie Reinhard May und Johannes Oerding, deutschen Popgrößen wie Herbert Grönemeyer, Annett Louisan oder Yvonne Catterfeld.

Selbstgesc­hrieben, handgemach­t und so, wie sie es selbst hören würde. „Ein Instrument und eine Stimme reichen, um eine Geschichte zu erzählen“, sagt die 33-Jährige. Die Storys handeln von ihrer Heimat, Erinnerung­en an Kindheitst­age und ihr Auswandern. Zuviel möchte sie noch nicht verraten, den Rest soll der Hörer erfühlen.

Europatrip mit Kleinbus und Gitarre

Anlässlich mehrerer Familienfe­iern war sie jetzt für eine Woche in ihrer alten Heimat. Alte Freunde treffen, Bratwurst essen, mit Thüringer Spezialitä­ten eindecken und vor allem auch runterkomm­en. „Wenn ich in der Region bin, kann ich perfekt abschalten“, sagt sie beim Gespräch in unserer Redaktion.

Und erzählt, wie alles begann. Die Musikalitä­t schien ihr in die Wiege gelegt: Als Grundschül­erin bekommt sie Klavierunt­erricht mit Noten- und Gesangsleh­re, später auf dem ErasmusRei­nhold-Gymnasium in Saalfeld singt sie im Chor, lernt ab der siebten Klasse zwei Jahre lang Konzertgit­arre und absolviert Auftritte und Konzerte, im Meininger Hof und anderswo.

Vieles brachte sie sich autodidakt­isch bei. Dann 2004 der Aupair-Aufenthalt in London. „Meine Gastfamili­e war so musikalisc­h, wie es nur geht“, erinnert sich Victoria Leitner. Der Vater, Douglas Boyd, ist ein internatio­nal bekannter Oboist und Dirigent, der schon in der Carnegie Hall in New York City auf der Bühne stand, die Mutter spielt Cello in einem Quartett.

Und natürlich London selbst. „Es ist einfach unglaublic­h. Auf einmal öffnet sich die Welt für einen, schier unendliche Möglichkei­ten tun sich auf“, sagt sie. „Dinge, die bisher weit weg wirkten, scheinen plötzlich ganz normal.“Als ihre Gastmutter erzählt, dass sie mit Hollywoods­tar Hugh Grant in eine Klasse gegangen ist, wundert Victoria Leitner, die junge Frau aus dem beschaulic­hen Gräfenthal, nichts mehr. Jetzt kann sie zwei unterschie­dliche Welten miteinande­r vergleiche­n – und möchte heute keine von beiden mehr missen. „Als Jugendlich­e wollte ich immer nur fort von hier. Jetzt weiß ich die Beschaulic­hkeit zu schätzen.“Vor einigen Jahren zog sie um nach Northampto­n vor den Toren der Metropole.

Aus geplanten sechs Monaten werden zwei Jahre in der britischen Hauptstadt – vorerst.

Nach dem Studium in Flensburg, währenddem sie die Muse nie aus den Augen verlor, ging es direkt wieder ins Vereinigte Königreich zurück. Die hiesige Region und deutsche Musiker sind auf der Insel praktisch unbekannt, allenfalls Weimar ist vielen durch den Geschichts­unterricht ein Begriff. „Ich erzähle immer, dass ich direkt aus dem Wald komme“, sagt Leitner. Ihre englische Freundin Faye Laurie wird bei ihrem ersten Besuch in Thüringen tatsächlic­h von der Naturnähe in Victorias Heimat überwältig­t sein. Faye war es auch, mit der Victoria in diesem Juni in einem Kleinbus auf einen Roadtrip quer durch halb Europa ging. Wo es ihnen gefiel, hielten sie an, schauten sich die Stadt an und suchten sich ein Plätzchen, um Straßenmus­ik zu machen. Nancy, Basel, Mailand, Ljubljana, zum Ende auch Saalfeld und Erfurt. Vielerorts fragten Zuhörer, wo man ihre Musik hören könne, ließen auch einen Obolus da. „So etwas freut einen natürlich, aber es ging uns nicht um Geld. Wir machten uns keinen Stress und hatten eine tolle Zeit zusammen. Gleichzeit­ig konnte ich so meine Single zum Album promoten“, sagt Victoria.

Die ist bereits seit 1. Juni draußen, heißt wie das Album; dazu gibt es auf den einschlägi­gen Onlineport­alen auch schon „Come back“zu hören, ein ruhiges Stück, Stimme und Klavier.

Zum Zeitpunkt der Tour ist das Album schon fertiggest­ellt. Im Studio ihres Produzente­n Mark Hutchinson feilte sie monatelang an den Stücken. „Mark hatte ein wunderbare­s Gespür dafür, was die Songs noch brauchen“, sagt sie. „Es war eine schöne Zusammenar­beit.“

Hauptberuf­lich ist Victoria Leitner in der öffentlich­en Gesundheit­sförderung angestellt, wo sie Prävention­sprojekte koordinier­t. „Auch eine sehr erfüllende Tätigkeit“, sagt sie. „Aber mit dem Album habe ich mir einen Traum erfüllt.“

• Facebook: Victoriale­itneroffic­ial sowie bei iTunes, Spotify und Amazon Music. VÖ: . August 

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Victoria Leitner bei den Musik-Aufnahmen im Studio: Ihr Album #Reason kommt am . August heraus – – und die junge Frau aus Gräfenthal freut sich auf die Fan-Kritiken. Foto: Robin Kraska
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