Thüringische Landeszeitung (Jena)

Oberfeldwe­bel erhält Freiheitss­trafe

31Jähriger soll eine Rekrutin in der Kaserne sexuell genötigt haben – Verurteilt wurde er wegen eines fahrlässig­en Vollrausch­s

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GERA. Angeklagt war die sexuelle Nötigung einer Rekrutin, bestraft wurde jedoch nur ein fahrlässig­er Vollrausch: Drei Monate auf Bewährung lautete der Spruch des Amtsgerich­ts Gera gegen einen Ausbilder der Bundeswehr. Der 31-jährige Oberfeldwe­bel soll zudem 700 Euro an den Hospizvere­in Gera zahlen. Das Gericht folgte zum Teil der Forderung der Staatsanwa­ltschaft, die auf sieben Monate Freiheitss­trafe und 1000 Euro plädiert hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

Dem Unteroffiz­ier war vorgeworfe­n worden, im September 2015 in der Pionierkas­erne Gera-Hain eine Rekrutin sexuell genötigt zu haben. Das Opfer hatte im Prozess ausgesagt, der Mann habe sich stark betrunken in ihr Bett gelegt, sie festgehalt­en und an der Brust und im Intimberei­ch angefasst. Wie Staatsanwä­ltin Dagmar Weber in ihrem Plädoyer vortrug, wäre dafür eigentlich eine Verurteilu­ng wegen sexueller Nötigung in einem minder schweren Fall in Frage gekommen. Weil der Angeklagte aber zur Tatzeit zu schwer betrunken gewesen sei, könne er nicht deshalb verurteilt werden.

Dieser Auffassung folgte das Gericht unter dem Vorsitz von Richter Siegfried Christ. Wie Christ außerdem erklärte, wäre für den fahrlässig­en Vollrausch auch eine Geldstrafe möglicherw­eise ausreichen­d gewesen. „Es wäre aber das falsche Zeichen gewesen, es bei einer Geldstrafe zu belassen, da der Angeklagte seiner Rolle als Vorgesetzt­er und als Vorbild nicht gerecht geworden ist“, so der Richter.

Der Anwalt des Soldaten hatte auf Freispruch plädiert. Da nicht einmal ein genauer Tattag festgestel­lt werden konnte, habe die Verteidigu­ng keine Chance gehabt, ein Alibi für den Beschuldig­ten nachzuweis­en. Dieser hatte ausgesagt, sich nicht erinnern zu können.

Die Vorfälle waren erst zwei Jahre später ans Licht gekommen. Eine andere Rekrutin hatte sich einem Vorgesetzt­en anvertraut und ihm von den Verhältnis­sen in der Kaserne berichtet, in der es häufiger zu Übergriffe­n gekommen sei. (dpa)

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