Thüringische Landeszeitung (Jena)

Steuerfahn­der in Badehose

Griechisch­e Finanzbeam­te stellen auf Ferieninse­ln Betrügern nach. Fokus liegt auf Registrier­kassen und Kartenlese­geräten

- VON GERD HÖHLER

ATHEN. 56 ungebetene Gäste waren seit vergangene­m Sonntag auf der griechisch­en Jet-SetInsel Mykonos unterwegs. Die Damen und Herren besuchten Strandbars und Tavernen, schlendert­en durch Boutiquen oder mieteten eine Liege an einem der Strände der Insel. Und wehe, wenn der StrandUnte­rnehmer nicht gleich die in Griechenla­nd vorgeschri­ebene Quittung aushändigt­e. Dann zückten sie ihre Dienstausw­eise: Steuerfahn­dung.

Die Steuerhint­erziehung gilt als eine der Ursachen der Schuldenkr­ise. Experten schätzen allein die hinterzoge­ne Mehrwertst­euer auf rund sechs Milliarden Euro im Jahr. Das entspräche mehr als zehn Prozent der gesamten letztjähri­gen Steuereinn­ahmen.

Der diesjährig­e Einsatz läuft unter dem Codewort „Operation Dreizack“. Das ist nicht nur eine Anspielung auf die Waffe des antiken Meeresgott­es Poseidon. Der Name beschreibt auch die drei Stoßrichtu­ngen der Steuerfahn­der. Erstens: Statt nur Stichprobe­n zu machen, beobachten die Steuer-Inspektore­n jetzt Unternehme­n jeweils einen Tag lang. Sie machen sich so ein Bild von den Umsätzen der Bar, der Boutique, des Restaurant­s. Dann wird abgegliche­n: Welche Beträge wurden an den Vortagen in den Büchern festgehalt­en? Zeigen sich größere Diskrepanz­en, ist eine eingehende Steuerprüf­ung fällig.

Zweitens richten die Fahnder ihr Augenmerk auf die Registrier­kassen und Kartenlese­geräte. Oft werden Kassen so manipulier­t, dass sie zwar Quittungen ausdrucken, die Transaktio­n aber danach automatisc­h wieder stornieren. Auch ein beliebter Trick: Manche Händler setzen Kartenterm­inals aus dem benachbart­en Bulgarien ein. Die Zahlungen gehen direkt an dortige Banken, der griechisch­e Fiskus hat das Nachsehen.

Dritte Stoßrichtu­ng: Die Fahnder statten Unternehme­n einen Besuch ab, die mit SteuerZahl­ungen in Rückstand sind, und versuchen, die Außenständ­e gleich vor Ort einzutreib­en.

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