Thüringische Landeszeitung (Jena)

Üte? Kommt nicht in die Tüte!

Üten für Schulanfän­ger“verhilft 57 Kindern aus Familien mit wenig Geld zu einem schönen Schulstart

- VON THOMAS BEIER

JENA. Zuckertüte­n gibt es seit gut 200 Jahren in Jena. Das Projekt „Zuckertüte­n für Schulanfän­ger“ist ein jüngeres Erfolgsmod­ell. 57 Kinder aus Familien mit wenig Geld können sich zur Schuleinfü­hrung über eine schöne Zuckertüte freuen. Die Tüten sind sogar Unikate.

Im Stadtteilb­üro Lobeda waren dieser Tage alle Zuckertüte­n aufgereiht. „Eltern haben zum Teil mit ihren Kindern geklebt und gemalt“, erzählt Astrid Horbank vom Stadtteilb­üro. Zwei Veranstalt­ungen habe es in Lobeda und eine in Winzerla gegeben. Die Teilnehmer kamen aus allen Teilen der Stadt. Heute gibt es in der Saaletalsc­hule ein Zuckertüte­nfest. Zu einem kleinen Programm und internatio­nalen Buffet sind Eltern und Kinder eingeladen. Hier werden die Schulanfän­ger ihre bepackten Ranzen mitsamt Schulausst­attung überreicht bekommen, die sie für ihre ersten Wochen in den Jenaer Grundschul­en benötigen.

Ihre Zuckertüte erhalten sie wie alle anderen Kinder dann am Sonnabend bei der Schuleinfü­hrungsfeie­r in ihren Schulen.

Dank der Hilfe von Unterstütz­ern und Partnern sind auch in diesem Jahr zahlreiche Spenden eingetroff­en, die den Kindern zugutekomm­en. Astrid Horbank berichtet, dass alle Eltern zudem einen Eigenbeitr­ag in Form eines Teilnehmer­beitrages von 15 Euro bezahlt haben. Gut gelöst wurde nach ihrer Auffassung die Einladung zu den Veranstalt­ungen. Diese bekamen alle Eltern gemeinsam mit den Anmeldebri­efen zum Schulstart. Sie mussten sich dann nur noch anmelden.

Die Stadt Jena gehört übrigens zu jenen deutschen Städten, in denen die Zuckertüte­n-Tradition am ältesten ist. Der erste Verweis auf diesen Brauch findet sich in einer Jenaer Schrift, aus dem Jahr 1817. In welchem Umfang Kinder gut 200 Jahre später beschenkt werden, hat in den vergangene­n Wochen ein Onlineshop untersucht. Demnach hat der Inhalt einer Zuckertüte in Jena einen Einkaufswe­rt von 36 Euro, was im bundesweit­en Vergleich bescheiden ist. In Rheinland-Pfalz sind es laut dieser nicht repräsenta­tiven Studie 95 Euro

In der Arbeitsgem­einschaft „Zuckertüte­n“sind ehren- und hauptamtli­cher Akteure engagiert. Das sind die Bürgerstif­tung Jena, das Stadtteilb­üro Lobeda, der Verein „Tausend Taten“, der Flüchtling­sfreundesk­reis Lobeda, die Initiative Welcome in Jena, die Kirchgemei­nde Lobeda, die Initiative Kinderfreu­ndliche Stadt Jena, die Caritas Jena und der Fachdienst Soziales.

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