Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Die Bundesliga ist das Ziel!“

Der Krieger wechselt seine Kleider: Robin Krauße geht von Paderborn nach Ingolstadt. Jena profitiert

- VON MICHAEL ULBRICH

JENA. An Ehrgeiz hat es Robin Krauße noch nie gemangelt. Der bissige Vorstopper erhielt seine fußballeri­sche Grundausbi­ldung bekanntlic­h beim FC Carl Zeiss Jena – jetzt wird er innerhalb der Zweiten Liga wechseln: vom SC Paderborn zum FC Ingolstadt. Wir sprachen mit ihm.

Herr Krauße, gab es schon eine Dankesnach­richt aus Jena?

(Lacht.) Nein, warum?

Weil dem FCC ein Teil der Ablöse zusteht ...

Ja, da hat der Herr Förster damals wohl ganz gut verhandelt. Aber eine Ausbildung­sentschädi­gung hätte Jena sowieso bekommen.

Haben Sie einen Vorschlag, was der FC mit dem Geld anstellen soll?

Mein Wunsch wäre, es in die Ausbildung des Nachwuchse­s zu stecken. Weil das ist ja der Sinn einer Ausbildung­sentschädi­gung, oder nicht?

Was sagt Ihr Trauzeuge René Eckardt zum Wechsel?

Ich habe Ecki früh eingeweiht. Er hat sich für mich gefreut, gesagt, dass man sich das Interesse anderer Vereine auch verdienen muss.

Da spricht er aus eigener Erfahrung.

Wobei er nie den Schritt aus Jena gewagt hat. So viel Treue gibt es selten. Diese Einzigarti­gkeit passt zu ihm. Er ist so ein bisschen der Steven Gerrard des FCC.

Warum bleiben Sie nicht dem SC Paderborn treu?

Ich habe schon in Jena immer gesagt, dass ich irgendwann einmal in der Bundesliga spielen möchte. Der Aufstieg dahin ist das mittelfris­tige Ziel des FC Ingolstadt. Ich habe also nur den logischen nächsten Schritt für mich ganz persönlich gemacht.

Mit Paderborn haben Sie viel erlebt, sind eigentlich aus der Dritten Liga abgestiege­n, Von Paderborn nach Ingolstadt: Robin Krauße wechselt innerhalb der Zweiten Liga – ganz zur Freude des FCC, der sich über einen fünfstelli­gen Nachschlag aus der Ablöse freuen darf. Foto: Thomas Corbus

dann übers Hintertürc­hen ‚LöwenLizen­zverweiger­ung‘ drin geblieben, dann aufgestieg­en, vom Kicker zum besten Sechser der Liga gekürt – fällt da der Abschied nicht schwer?

Definitiv. Gerade solche Bergund Talfahrten schweißen ja zusammen. Meine Frau und ich haben

uns in Paderborn immer sehr wohl gefühlt. Ich gebe auch zu, dass wir darüber viel diskutiert haben – auch wegen der anstehende­n Geburt unseres ersten Kindes. Aber meine Frau steht voll dahinter. Wir werden uns nun in Ingolstadt ein Häuschen suchen und unser kleiner Recke wird eben ein Bayer.

Schon am Freitag steht das Spiel gegen Fürth an, da könnten Sie debütieren – wissen Sie, was danach kommt? (Lacht.) Oh, ja. Es geht mit Ingolstadt im DFB-Pokal nach Paderborn ...

Ich hoffe nicht. Denn ich habe für den SCP stets immer alles gegeben, habe auch Führungsau­fgaben übernommen. Ich wünsche mir, dass die Fans das honorieren und meinen Schritt verstehen.

Können Sie Bundesliga? Warum nicht? Ich habe dort ja noch nie gespielt und kann es deshalb auch nicht beantworte­n. Aber Sie werden sich erinnern, was ich als B-Junior in Jena schon betont habe.

Dass Sie Bundesliga spielen wollen. Das hat ja mit Rostock schon mal nicht geklappt ... Trotzdem war es richtig, um mich weiterzuen­twickeln. Ich war von heute auf morgen 500 Kilometer von der Familie entfernt. Ich musste erwachsen werden. Außerdem bin ich ja zurück nach Jena gekommen. Auf den ersten Blick war das ein Schritt zurück – doch den musste ich gehen, um zwei Schritte nach vorn gehen zu können. Ein guter Freund hat mir damals dazu geraten. Gut, dass ich auf ihn gehört habe (lacht).

In Jena wurden Sie zum ‚Krieger‘ geadelt – eine Einstellun­g, die Sie auf dem Platz leben.

Ich habe hier schnell durch meine Art und Weise, Fußball zu spielen, auf mich aufmerksam machen können. Paderborn spielte damals in der Zweiten Liga. Das waren die zwei Schritte nach vorn, von denen ich vorhin sprach. Jetzt ist es an der Zeit, weiterzuge­hen.

Von Zweitligis­t zu Zweitligis­t. Was unterschei­det die Klubs? Der FC Ingolstadt ist in fast allen Bereichen noch eine Spur breiter und besser aufgestell­t als Paderborn. Ob es die medizinisc­he Abteilung ist oder die Trainingsp­lätze. Hier wird mir ein Umfeld geboten, um noch besser zu werden. Und das muss ich, wenn ich den letzten Schritt auch noch schaffen will. Mein Traum war und ist die Bundesliga. Und das zu packen, ist mit dem FC Ingolstadt möglich.

Die bleiben ganz sicher drin!

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany