Thüringische Landeszeitung (Jena)

Hofmann probiert es mit Lockerheit

Dem Speerwerfe­r fehlt es nicht an Weite, aber bislang an großen Erfolgen. Konkurrenz kommt aus dem eigenen Land

- VON DIETMAR WENCK

BERLIN. Andreas Hofmann hat die Frage schon erwartet. Wie das so sei, einer der drei besten Speerwerfe­r der Welt zu sein, aber als Einziger noch ohne großen Titel dazustehen. Drei Werfer haben ihr Sportgerät in diesem Jahr schon über 90 Meter weit geschleude­rt. Die anderen beiden sind Olympiasie­ger Thomas Röhler aus Jena und Weltmeiste­r Johannes Vetter. Und er? Ist Ende Juli in Nürnberg deutscher Meister geworden, zum ersten Mal. Naja.

Es gibt ja gerade die EM in Berlin, und die soll sein großer Auftritt werden. Das erwarten jedenfalls viele Experten, die in Hofmann den heimlichen Favoriten sehen. „Das können sie tun, es gefällt mir“, sagt er lächelnd. Die Qualifikat­ion für das Finale am Donnerstag (20.20 Uhr,/ZDF) schaffte er im ersten Versuch mit 82,36 Metern, ohne sich anzustreng­en. Der Tagesbeste Vetter (87,39) hatte noch weniger Probleme. Röhler wackelte, bis ihm im dritten Durchgang 85,47 Meter gelangen. Artig bedankte sich Hofmann beim Publikum und blickte schon voraus auf den nächsten Tag: „Mal schauen, was noch geht.“

Bisher ging es bei dem Heidelberg­er selten wie gewünscht in entscheide­nden Momenten. WM-Sechster wurde er 2015 in Peking, bei der WM in London 2017 belegte er den achten Rang. Die Olympische­n Spiele in Rio verpasste Hofmann, weil er verletzt war. Die Liste seiner Blessuren ist weit länger als die seiner Erfolge. In dieser Saison blieb er gesund. Und erlebt prompt die stabilste Saison seiner Karriere.

Die Ursache für diese neue Konstanz, ist Hofmann überzeugt, liegt fast ein Jahr zurück. Nach der für ihn enttäusche­nden WM in London startete er bei der Universiad­e in Taipeh. Ohne große Erwartunge­n, aber mit umso mehr Spaß in einer großen Gruppe von Studenten. „Ich habe das auf mich einwirken lassen“, sagt er.

„Dieses lockere große Ganze habe ich mit in diese Saison genommen“, berichtet er, „ich habe darüber viel nachgedach­t und mich gefragt: Was tut mir gut? Was lasse ich zu? Und entferne ich mich von etwas, weil es die letzten Jahre nicht so gut war?“

Der Ferne Osten war also ein Erkenntnis­gewinn. Der 26-Jährige ist überzeugt: „Manchmal ist eine kleine Abweichung besser als die gerade Linie.“

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Speerwerfe­r im Tunnel: Andreas Hofmann. Foto: dpa
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Robert Harting verabschie­det sich von seinen Fans. Foto: dpa

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