Thüringische Landeszeitung (Jena)
Arbeiten bei 50 Grad
Patrick Taylor hat den heißesten Job der Welt. Als ParkRanger im Death Valley betreut er Touristen – und beschützt sie
FURNACE CREEK. Deutschland lechzt im Hitzesommer 2018 nach Abkühlung. Einer, für den unsere Temperaturen geradezu erfrischend wären, ist Patrick Taylor. Er hat den heißesten Arbeitsplatz der Welt – der 37Jährige ist Park-Ranger im Death Valley. 38 Grad in Deutschland? Bei dem, was wir unter brüllender Hitze verstehen, kann Taylor nur lachen. „Wir haben hier gerade 47 Grad.“
Und das ist noch vergleichsweise kühl. Der Juli war in dem Nationalpark im „Tal des Todes“an der Grenze zwischen den US-Staaten Kalifornien und Nevada besonders heiß: Die Durchschnittstemperatur, für die auch nächtliche Tiefstwerte verrechnet werden, lag bei 42,3 Grad – Weltrekord. An manchen Tagen schoss die Hitze hoch auf mörderische Werte über 53 Grad. Luft nach oben ist dennoch. „1913 waren es 56,7 Grad“, weiß Taylor. „Damals sollen tote Vögel vom Himmel gefallen sein.“Als Ranger ist Taylor für Schutz und Hege des Nationalparks zuständig, denn die Wüste lebt durchaus. Kojoten, Hörnchen, Echsen oder Klapperschlangen haben sich den Bedingungen angepasst.
Taylor betreut aber auch die Touristen, rund eine Million im Jahr. Und die kommen auch im Sommer. „Das finde ich selbst verwunderlich“, sagt Taylor. „Es gibt Tausende Menschen, die um die halbe Welt reisen, um die Sommerhitze hier am eigenen Leib zu erfahren. Vor allem Deutsche und Franzosen.“
Eine Tour im Death Valley zur heißesten Jahreszeit, das gilt vielen als ein Abenteuer, das man einmal im Leben überstanden haben sollte. „Wir nennen die Sommermonate die ‚European Season‘“, so Taylor. „Jeder will dann ein Foto haben von sich vor dem Thermometer am Besucherzentrum hier in Furnace Creek.“Es gebe auch Besucher, „die mit Ei und Pfanne anreisen, um sich in der Sonne ein Spiegelei zu braten“, sagt Taylor. „Einige legen Keks- oder Pizzateig auf ein Blech, stellen das aufs Armaturenbrett ihres Autos und lassen die Sonne backen. Klappt gut und schmeckt super.“
Die meisten aber wollen vor allem wandern. Das geht nicht immer gut. „Leider sterben jedes Jahr auch Menschen“, sagt Taylor. Immer wieder ertappt der Ranger Leute, die mit nichts als einer Cola-Dose in der Hand loslaufen wollen: „Oft ist es nicht das Death Valley, das tötet, sondern der Leichtsinn.“
Eine halbe Stunde Pause nach zehn Minuten Arbeit
Wie aber schafft man so einen Job? Wer zehn Minuten körperlich arbeitet, muss sich eine halbe Stunde in klimatisierten Räumen abkühlen. Alle tragen schützende lange Kleidung. Die Freizeit wird im Sommer meist drinnen verbracht. „Wir sind dann richtige Couch-Potatoes.“Die Pools würden leider oft von der Feuerwehr für Einsätze abgepumpt. Manch einer gehe joggen, aber nur vor Sonnenaufgang. Und alle trinken quasi nonstop. Erfrischend ist das jedoch nicht: „Das Wasser aus den Leitungen ist niemals kalt.“