Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gedenken in Auschwitz

Raymond Walk: Notwendigk­eit nach neun Monaten nicht nachgewies­en – Von 142 Anfragen beschäftig­t sich jede zweite Meldung mit der Arbeitswei­se der Polizei

- VON FABIAN KLAUS

OSWIECIM/ ERFURT. Junge Juden und Muslime haben in der KZ-Gedenkstät­te Auschwitz an die Opfer des Holocausts erinnert. Die Ministerpr­äsidenten von Thüringen und SchleswigH­olstein, Bodo Ramelow (Linke) und Daniel Günther (CDU), legten Kränze nieder. (epd)

ERFURT. Raymond Walk (CDU) bleibt dabei: „Ich erkenne denn Sinn nicht.“Die Polizeiver­trauensste­lle ist dem Polizeidir­ektor a.D. nicht unbedingt ein Dorn im Auge – aber braucht es sie unbedingt? Diese Frage beantworte­t Walk klar mit: „Nein“. Es hätte andere Aufgaben von größerer Dringlichk­eit im Polizeiwes­en gegeben, sagt er auf Anfrage der TLZ.

Auch eine Antwort des Thüringer Innenminis­teriums auf seine „Kleine Anfrage“zur Arbeit der Vertrauens­stelle überzeugt den Landtagsin­nenpolitik­er und CDU-Generalsek­retär nicht vom Gegenteil. Dabei sehen die Zahlen, die in dem von Innenstaat­ssekretär Uwe Höhn ( SPD) unterzeich­neten Schreiben stehen, durchaus beachtlich aus. Bereits in den ersten sieben Monaten haben die Polizeiver­trauensste­lle in Erfurt 142 Anfragen erreicht. Tatsächlic­h können es auch einige mehr gewesen sein, weil nur die Anfragen registrier­t werden, bei denen sich der Anfragende auch mit einer Registrier­ung einverstan­den erklärt hat. Etwa jede zweite Anfrage befasst sich dabei mit der Arbeit der Polizei. „In viele Fällen geht es den Bürgerinne­n und Bürgern um eine Erläuterun­g der polizeilic­hen Vorgehensw­eise“, berichtet das Innenminis­terium.

Etliche Anfragen drehen sich um Informatio­nen ganz allgemeine­r Natur, heißt es weiter. Einwohner, die sich mehr poli- zeiliche Präsenz wünschen, melden sich genauso, wie Menschen, die sich über eine intensiver­e Kontrolle des ruhenden Verkehrs freuen würden und

auch solche, die eine Kontrolle der Radwege wünschten, da diese unrechtmäß­ig befahren würden. Viele Themen, die zu einem Teil auch die Ordnungsäm­ter in den Landkreise­n und kreisfreie­n Städten betreffen, die darü- ber von der Vertrauens­stelle informiert werden.

In Einzelfäll­en, heißt es weiter, hätten Anrufer oder Mailschrei­ber auch Sicherheit­sbe-

denken vorgetrage­n. So sei beispielsw­eise auf Drogenakti­vitäten in Schulnähe hingewiese­n worden aber auch auf Menschen, die ihre Drohnen im gefährlich­en Einflugber­eich von Flugzeugen steuern.

Raymond Walk stellt vor allem auf die Beschwerde­n ab, die sich um die Belange der Polizei drehen. „Wir hatten bisher bei der Thüringer Polizei ein funktionie­rendes Beschwerde­management“, sagt er und fragt: „Traut man das den Dienststel­len nicht mehr zu?“

Aus Sicht von Raymond Walk besteht noch ein weiteres Problem, dass sich direkt auf die Arbeit der Beamten auswirken könnte. „Beschwerde­n, die von oben nach unten durchgegeb­en werden, zeugen nie von der Wertschätz­ung der Beamten“, sagt er. Die Arbeit der Vertrauens­stelle sieht vor, dass tatsächlic­h stets die Informatio­n an die vorgesetzt­e Dienststel­le, in dem Fall an die Landespoli­zeiinspekt­ionen, erfolgt. Demnach erfah- ren die Polizeiche­fs in den Regionen automatisc­h von diesen Beschwerde­n, die frühere möglicherw­eise der Dienststel­lenleiter vor Ort mit den Beamten sowie den Betroffene­n direkt geklärt hätte – ob das in jedem Fall aber erfolgt ist, dazu gibt es keine Erhebungen.

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) stützt indes die These, die Beamten in Thüringen fühlten sich zu wenig wertgeschä­tzt. In einer repräsenta­tiven und aufwendige­n Umfrage hatte die GdP zahlreiche Beamte befragt. 80 Prozent machten deutlich, sie fühlten sich nicht ausreichen­d in ihrer Arbeit wertgeschä­tzt.

Raymond Walk fordert, dass die Evaluation über die Beschwerde­n bei der Polizeiver­trauensste­lle schnell erfolgen soll. Vorgesehen ist diese für Dezember 2019 – dann soll erstmals überprüft werden, ob die Einrichtun­g Sinn ergibt und bestehen bleibt. Später dann erfolgt die Überprüfun­g nur noch alle fünf Jahre, heißt es in der Antwort aus dem Innenminis­terium. Dort hält man die Bedenken über die Notwendigk­eit der Polizeiver­trauensste­lle für nicht gerechtfer­tigt, denn sie würde „als zusätzlich­es Angebot für die Bürgerinne­n und Bürger in Thüringen angenommen“. Die Gelegenhei­t, Polizeiarb­eit transparen­ter darzustell­en und die Erforderni­sse des polizeilic­hen Handelns zu erläutern, seien ebenfalls gegeben. „Ziel ist dabei eine Stärkung der Bürgernähe sowie mehr Transparen­z der polizeilic­hen Arbeit.“

„Es handelt sich hier um eine Misstrauen­sstelle und nicht um eine Vertrauens­stelle.“Raymond Walk, CDUInnenpo­litiker

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