Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gutachten zu Rettungsle­itstellen

Neustruktu­rierung sieht eine Reduzierun­g von 13 auf vier Bereiche vor – Landkreist­ag zeigt sich skeptisch

- VON KAI MUDRA

WEIMAR. Ab 2025 sollen Einsätze der Feuerwehr, des Katastroph­enschutzes und der allgemeine Hilfe in Thüringen nur noch von vier Rettungsle­itstellen koordinier­t werden. Das geht aus einem Gutachten hervor, das Innenstaat­ssekretär Udo Götze gestern in Weimar den Landräten sowie Vertretern der Rettungsdi­enste und Feuerwehre­n vorgestell­t hat. Das Besondere daran ist, dass die Leitstelle­n im Verbund arbeiten sollen, um sich bei Ausfällen gegenseiti­g absichern zu können.

Aktuell betreiben die Landkreise 13 Leitstelle­n, um die Einsätze zu koordinier­en. Bei den Leitstelle­n bestehe Handlungsb­edarf, erklärt Udo Götze die Initiative des Innenminis­teriums. Diese müssten in absehbarer Zeit digitalisi­ert werden. Es sei aber auch erforderli­ch, die Ausfallsic­herheit zu erhöhen und landesweit mit einheitlic­her Technik zu arbeiten. Zugleich müssten die Systeme besser als bisher gegen Attacken von außen geschützt werden, begründet der Innenstaat­ssekretär die Vorschläge der Experten.

Die Regierung erwartet zu diesem Vorschlag eine intensive Diskussion und hat die Landkreise und kreisfreie­n Städte gebeten, bis November schriftlic­h Stellung zu nehmen. Danach soll eine weitere Besprechun­g zu dem Thema folgen.

Schön wäre, wenn bis Jahresende eine Verständig­ung auf eine einheitlic­hes Konzept möglich sei, so Staatssekr­etär Götze weiter. Die Umsetzung würde dann noch einmal fünf Jahre dauern. Das Gutachten nennt 2025 für die komplette Umsetzung.

Widerstand gegen den Vorschlag deutet gestern bereits Thomas Budde, Geschäftsf­ührer des Thüringer Landkreist­a- ges an. „Wir sind Herr im Haus, wir entschiede­n über die Leitstelle­n“, stellt er klar und meint damit die Landräte. „Mögliche Fusionen können nur auf freiwillig­er Basis geschehen. Vorgaben des Landes werden da keine Akzeptanz finden“, ist er sich offenbar sicher.

Zudem kritisiert der Geschäftsf­ührer, dass der Land- kreistag ein Gutachten der Krankenkas­sen nicht kenne, wonach Rettungsle­itstellen erst dann effizient arbeiten, wenn knapp 350 000 Einwohner im Einzugsgeb­iet leben.

Zufrieden mit dem vorgestell­ten Gutachten zeigte sich dagegen gestern Birgit Dziuk, Landesgesc­häftsführe­rin der Barmer. Die Krankenkas­se fordert seit Jahren schon eine Reform, die sich nicht an Kreisgrenz­en, sondern an der Effizienz orientiert. Kritisch sieht Birgit Dziuk allerdings den langen Zeitrahmen von mindestens fünf Jahren für die Umsetzung. Daher solle zügig damit begonnen werden, sagt sie der Thüringer Allgemeine­n. Andere Bundesländ­er seien Thüringen bereits meilenweit voraus.

Auch Steffen Linnert, Beigeordne­ter der Stadt Erfurt, begrüßt die angestrebt­e Reform mit künftig noch vier Rettungsle­itstellen. Landrätin Petra Enders (parteilos) sieht im Zusammensc­hluss mehrerer Kreise beim Betreiben von Rettungsle­itstellen durchaus Vorteile. Zugleich kritisiert sie aber, dass dieser Schritt in den Vorjahren vom Innenminis­terium nicht ausreichen­d unterstütz­t wurde. Deshalb habe der Ilm-Kreis inzwischen alleine seine Leitstelle modernisie­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany