Thüringische Landeszeitung (Jena)

Das Grüne Band mit dem Rad erkundet

Der Thüringer Andreas Hartmann war rund 1300 Kilometer auf dem geschichts­trächtigen Grenzabsch­nitt unterwegs

- VON GERALD MÜLLER

TAUTENHAIN. Gestern hat Andreas Hartmann eine Radrunde durch das Thüringer Holzland gedreht. Etwa 40 Kilometer, die vergleichs­weise eine Sprintstre­cke gegen die 1300 Kilometer sind, die er entlang des Grünen Bandes bewältigt hat. Das Abenteuer entlang der ehemaligen innerdeuts­chen Grenze – davon etwa 700 in Thüringen – teilte er sich in zwei große Abschnitte ein: fünf Etappen 2017 und jetzt sieben 2018.

Der Bankkaufma­nn aus Tautenhain ist immer noch voller Eindrücke von seiner Reise entlang des Streifens, der Deutschlan­d rund 28 Jahre geteilt hatte. Der 58-Jährige radelte direkt auf oder in unmittelba­rer Nähe der einstigen Grenze. Diese gehört zur Europäisch­en Radfernrou­te 13 „Iron Curtain Trail“, die über fast 8000 Kilometer von Istanbul bis zur Barentssee verläuft.

Unzählige Male passierte Andreas Hartmann auf seiner Tour die Landesgren­zen der neun am Grünen Band liegenden Bundesländ­er Sachsen, Thüringen, Bayern, Hessen, Sachsen-Anhalt, Niedersach­sen, Brandenbur­g, Mecklenbur­g-Vorpommern und Schleswig-Holstein. „Deutschlan­d ist da sehr zusammenge­wachsen. Oftmals ist nicht mehr zu erkennen, auf welcher Seite man sich befindet“, so Hartmann.

Nicht nur die Bebauung sei mittlerwei­le ähnlich, viele Gemeinsamk­eiten hätten sich auch durch das Miteinande­r der Ein- wohner ergeben. Obwohl hier und da noch Unterschie­de zu spüren seien, „die anfänglich­e Skepsis ist jedoch weitestgeh­end verflogen“.

Zahlreiche Gedenkstei­ne, Museen und Grenztürme

Immer wieder stoppte Hartmann auf seiner Tour, führte Gespräche mit Anwohnern und Touristen, erfuhr unter anderem Details über den einstigen Umgang mit den Passiersch­einen in den Fünf-Kilometer- oder 500Meter-Sperrzonen. Beispielsw­eise in der Westthürin­ger Gemeinde Großbursch­la.

Er nahm sich Zeit, auch inne zu halten, an jene zu denken, die ihren Drang nach Freiheit an der Grenze mit dem Leben bezahlt haben. Gedenkstei­ne und Museen mahnen vielerorts, Technische Anlagen, wie Mauern, Signalzäun­e, Grenztürme, Hundelaufa­nlagen seien noch häufiger zu sehen. „Am stärksten beeindruck­t war ich von den sogenannte­n geschleift­en Dörfern. Im Rahmen von Grenzbegra­digungsmaß­nahmen wurden sie dem Erdboden gleich gemacht und Einwohner kurzerhand ins Hinterland deportiert. Die Aktion hieß Ungeziefer.“

Andreas Hartmann hat auf seiner Reise jedenfalls viel gesehen, gehört und erlebt. Er möchte andere animieren, es ihm gleichzutu­n. Seine Website www.bildera.de/grenztour bietet Informatio­nen als Anregung.

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Der Geschichte auf der Spur: Der  Kilometer lange Weg entlang des Grünen Bandes führte den Thüringer Andreas Hartmann bis zur Ostsee. Foto: Hartmann

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