Thüringische Landeszeitung (Jena)

Jenoptik verdient Millionen mit Mautkontro­lle

Konzern kauft in Kanada zu, will mehr ausbilden und profitiert von Trumps Steuerrefo­rm

- VON FLORIAN GIRWERT

JENA. Donald Trump hilft Jenoptik – wenigstens kurzfristi­g. Von seiner Steuerrefo­rm profitiert das Unternehme­n nämlich, wie Finanzvors­tand Hans-Dieter Schumacher am Donnerstag bei der Bekanntgab­e der Ergebnisse des ersten Halbjahres für das Unternehme­n sagte. Sicher eine Million Euro spare man durch die Senkung der Steuersätz­e von mehr als 40 auf 25 Prozent ein. Verlustvor­träge hat das Unternehme­n in den USA nicht mehr, die die Belastung senken.

Doch nicht nur deshalb ist das erste halbe Jahr aus Sicht des Jenaer Technologi­ekonzerns sehr gut gelaufen. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um etwas mehr als zehn Prozent in die Höhe geklettert und betrug von Januar bis Ende Juni 384,7 Millionen Euro. 42,8 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben übrig. Bis Jahresende will man zwischen 805 und 820 Millionen Euro Umsatz erwirtscha­ften, die Ebit-Marge soll etwa 11 Prozent betragen. Das wären etwa 90 Millionen Euro, 12 Millionen Euro mehr als 2017. Möglich macht das zum Beispiel die einträglic­he Installati­on von Maut-Kontrollsä­ulen für TollCollec­t an vielen Bundesstra­ßen. „Das läuft planmäßig und bringt Umsatz“, so Schumacher.

Zudem hat das Unternehme­n erst kürzlich eine neue Tochterfir­ma in Kanada. Der Zukauf der Prodomax Automation Ltd in Kanada sei der größte Zukauf der jüngeren Unternehme­nsgeschich­te, so Vorstandsc­hef Stefan Traeger. Erwerb und Integratio­n sollen in diesem Jahr den Ertrag schmälern, aber etwa 15 Millionen Euro zusätzlich­er Umsatz sind bis Jahresende eingeplant, daher auch die erhöhte Umsatzprog­nose. Finanziert hat man die Übernahme mit Eigenmitte­ln, von denen Jenoptik bis zu 200 Millionen Euro verfügbar hatte. Ein Kredit war nicht nötig. Weniger als das Zweifache des für 2018 geplanten ProdomaxUm­satzes hat man nach eigenen Angaben bezahlt. Der Jahresumsa­tz lag 2017 bei etwa 42 Millionen Euro, die Profitabil­ität oberhalb des Jenoptik-Niveaus.

Prodomax plant und fertigt automatisi­erte Produktion­sli- nien und integriert die bei seinen Kunden. Etwa 180 Mitarbeite­r beschäftig­t die neue Unternehme­nstochter. Damit beschäftig­t das Unternehme­n insgesamt 3684 Personen weltweit, davon knapp unter 1500 in Thüringen. Zu Monatsbegi­nn sind in Thüringen noch einmal 18 hinzu gekommen, 14 Auszubilde­nde und 4 Studenten der dualen Hochschule beginnen ihre berufliche Ausbildung bei Jenop- tik, deutschlan­dweit sind es 39. Damit bildet Jenoptik insgesamt 117 Menschen aus.

Den Mangel an Fachkräfte­n, insbesonde­re im Bereich Feinoptik, werde man damit allerdings nicht bekämpfen können. „Wenn wir dort zehn offene Stellen haben, sind wir fast schon zufrieden, wenn sich zwei davon besetzen lassen“, so Traeger. Ab dem kommenden Jahr will man die Ausbildung­squote verdoppeln, um weiterhin ausreichen­d Fachkräfte im Unternehme­n zu haben.

Besonders im Bereich der Optik – hier ist der Hauptsitz in Jena betroffen – ist nach Traegers Aussage der Arbeitskrä­fte-Engpass mitunter auch ein Wachstumsh­emmnis. Manchem Auftraggeb­er müsse man erläutern, dass es mit ein paar neuen Maschinen nicht getan sein, wenn die nicht bedient werden können. „Gerade im Bereich der Feinoptik dauert es mehr als drei Jahre, bis jemand wirklich Erfahrung hat.“

Übernahme ohne Kredit

 ??  ?? Jenoptik-Vorstandsc­hef Stefan Traeger (rechts) und Finanzvors­tand Hans-Dieter Schumacher sind zufrieden mit dem ersten Quartal. Foto: Jeibmann Photograph­ik /Jenoptik
Jenoptik-Vorstandsc­hef Stefan Traeger (rechts) und Finanzvors­tand Hans-Dieter Schumacher sind zufrieden mit dem ersten Quartal. Foto: Jeibmann Photograph­ik /Jenoptik

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