Thüringische Landeszeitung (Jena)
Diebe im Kahlaer Behindertenklo
Täter haben es auf Sensortechnik abgesehen – Teurer Schaden für Stadt, weil die Versicherung nicht einspringt
KAHLA. Der Vorfall ist äußerst delikat und, man muss es so sagen: großer Mist! Die von der Stadt Kahla betriebene Behindertentoilette auf der Rückseite des Rathauses wurde von Dieben heimgesucht. Sie hatten es auf die teure Sensortechnik abgesehen. Wasserhahn, Funktaster neben dem Toilettensitz und die Abdeckung am Spülkasten wurden mitgenommen. Der Schaden ist hoch: 5500 Euro.
Der Vorfall liegt schon einige Zeit zurück. Zwischen dem 21. und dem 25. Juni müssen die Täter zugeschlagen haben. Zuletzt hatte der Reinigungsdienst am Donnerstagabend das Etablissement gesäubert, am nächsten Montag wurde von den Mitarbeitern schließlich der Diebstahl bemerkt.
Der Fall wurde im Juni gleich bei der Polizei angezeigt. Erst jetzt ist das Thema im Rathaus aber wieder aktuell geworden, weil ein Schreiben der Versicherung einging. Diese lehnt eine Übernahme der Kosten ab, erklärt Bürgermeister Jan Schönfeld. Weil die Toilette täglich geöffnet ist und das automatische Schloss gegen eine Gebühr von 20 Cent öffnet, ist der Vorfall versicherungstechnisch kein Einbruch. „Wir haben die Diebe sozusagen selbst reingelassen“, sagt Schönfeld kopfschüttelnd. Auch andere Kommunen blieben schon auf solchen Schäden an ihren öffentlich zugänglichen WCs sitzen. Schönfeld erschüttert der Vorfall besonders, weil sich die Diebe an einer Einrichtung für Behinderte vergangen haben. Er bittet Zeugen, sich zu melden, wenn sie Ende Juni Verdächtiges hinter dem Rathaus beobachtet haben. Die Art und Weise, wie die Geräte und Sensoren abgebaut wurden, lassen den Schluss zu, dass dort keine Anfänger am Werk waren. Alles scheint sehr fachgerecht demontiert zu sein.
Einer Sprecherin der Polizeiinspektion in Jena sind weitere Vorfälle dieser Art derzeit nicht bekannt. Ermittelt wird bei einer solchen Tat wegen Sachbeschädigung und besonders schweren Diebstahl, erklärt sie.
Die Stadtverwaltung hat die Toilette seitdem für Gäste gesperrt. Das Geld für die neuen Anschaffungen muss in einen Nachtragshaushalt eingeplant werden, der erst Ende August im Stadtrat zu Abstimmung steht. Bis dahin laufen auch die Über- legungen, ob der Zugang verändert wird. „Man könnte ein neues Öffnungssystem mit einem Euroschlüssel einbauen“, sagt Schönfeld. Der Schlüssel ermöglicht europaweit den Zugang zu behindertengerechten sanitären Anlagen und Einrichtungen und wird nur an Anspruchsberechtigte herausgegeben.
Der Bürgermeister will noch mit dem Vorsitzenden des Kahlaer Vereins für Behinderte sprechen, ob die Lösung praktikabel ist. „Es würde den Personenkreis eingrenzen, der die Toilette benutzt“, weiß er, aber sogleich sicherstellen, dass sie sauberer bleibt und ungebetener Besuch außen vor bleibt.
Es waren wohl keine Anfänger am Werk