Thüringische Landeszeitung (Jena)
Verhärtete Fronten im Betonwerk Kahla
Industriegewerkschaft beharrt auf zehnprozentiger Lohnund Gehaltsteigerung – Arbeitgeber zahlt die Hälfte aus
KAHLA. Das Betonwerk in Kahla steht kurz vor einem Streik der Beschäftigten. Die Tarifkommission der Industriegewerkschaft (IG) Bauen-AgrarUmwelt hat die wochenlangen Verhandlungen zu einem Haustarifvertrag als gescheitert erklärt. Das teilt der Verhandlungsführer der IG Bau, Olaf Wollert, mit, nachdem die Arbeitgeberseite die Gespräche für beendet erklärte.
Knackpunkt ist die Höhe der Lohn- und Gehaltssteigerungen. Die Gewerkschaft fordert zehn Prozent Erhöhung bis zum 31. Dezember dieses Jahres, danach einen Plan zur stufenweisen Angleichung der Einkommen an den geltenden Tarifvertrag Steine-Erden Thüringen und die Einführung des Entgeltrahmenvertrages, der die Eingruppierungen regelt.
Am Mittwoch hatten 25 Beschäftige nach einer Betriebsversammlung bereits für eine Stunde einen Warnstreik eingelegt, um ihren Protest auszudrücken. Wie Wollert erklärt, sei ein Streik unvermeidbar, sollten bis zum heutigen Freitag die Verhandlungen nicht wieder aufgenommen werden. Eine Urabstimmung der Beschäftigten sei geplant.
Die Arbeitgeberseite hat ihrerseits fünf Prozent Lohn- und Gehaltssteigerung angeboten und dies rückwirkend zum 1. Januar 2018 auch beschlossen, heißt es auf Nachfrage von den beiden Geschäftsführern Barbara Kind und Jörg Jüngling. Kommende Woche soll das Geld bereits aus- gezahlt werden. Für die Gewerkschaft sind diese fünf Prozent „ein Lacher“, da die Beschäftigten seit 2013 nicht mehr bekommen haben und somit der Lohn in den vergangenen fünf Jahren nur um ein Prozent erhöht wurde. Die Geschäftsführung sagt, sie habe die Kosten bei einer zehnprozentigen Lohn- und Gehaltssteigerung berechnet, das Ergebnis aus Gewinn- und Verlustrechnung lasse eine solche Erhöhung nicht zu. Das Betonwerk vereinbart mit Kunden immer feste Rahmenverträge, dadurch könnten Kostensteigerungen auch nicht einfach weitergegeben werden.
Versprochen und den Beschäftigten mitgeteilt sei jedoch eine weitere Lohnerhöhung zum 1. Juli 2020. Über die genaue Höhe kann die Geschäftsfüh- rung derzeit noch nichts sagen, da neue Rahmenverträge bis dahin verhandelt werden.
„Überrumpelt“fühlte sich die Arbeitsgeberseite zu Beginn der Tarifverhandlungen. Der Betriebsrat habe sich nicht an die Geschäftsführung gewandt, sondern sei gleich zur Gewerkschaft gegangen.