Thüringische Landeszeitung (Jena)
Mit Lichtblicken
Deutschland ist Werferland. Diskus, Kugel, Speer sind seine medaillenbringenden Utensilien. Recken, die mit Urschrei ihr Wurfgerät in den Himmelschleudern und sich vor Freude das Hemd zerreißen, seine Helden.
Und Deutschland ist Zehnkampfland. Die Schenk, Kratschmer, Hingsen, Busemann, Voss und nun Abdele schreiben seit Jahrzehnten unerschöpliche Drehbücher voller Dramatik und Emotion.
Deutschland ist aber auch Läuferland. Volksläufe und Marathons sind eine BoomBranche. Mit Teilnehmerzahlen, die im vergangenen Jahrzehnt emporschnellten wie die Aktienkurse der New Economy.
Leider fehlen noch die Helden. Talente gibt es genug. Der Nachwuchs räumt Medaillen ab, um dann den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren – oder die Karriere zu beenden.
Die Gründe sind seit jeher vielschichtig. Jenseits des Fußballs wird berufliche Orientierung irgendwann wichtiger als sportliche Höchstleistung.
Immerhin: Mit Gina Lückenkemper haben wir wieder eine Sprinterin von Format, mit Mittelstrecklerin Konstanze Klosterhalfen gar ein Jahrhunderttalent, mit Alina Reh eine 10 000MeterWMVierte, der vielleicht noch Bronze winkt, weil in Schweden ein Dopingverfahren gegen die drittplatzierte Meraf Bahta läuft.
Leider war von Rehs großem Lauf wenig zu sehen. Die Kameras visierten – vielleicht aus Gewohnheit – vor allem die technischen Disziplinen an.
An der Weitsprunggrube herrschte Chaos . Es wurden immer wieder die Schatten gemessen. Doch die deutsche Leichtathletik will, sie muss sich wieder am Licht orientieren.
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