Thüringische Landeszeitung (Jena)

Jenaer Thomas Röhler sichert sich EM-Gold mit dem Speer

Der Olympiasie­ger setzt sich in Berlin gegen Andreas Hofmann durch. Silber und Bronze für Hürdenspri­nterinnen.

- VON DIETMAR WENCK

BERLIN. Thomas Röhler hüpfte vor Freude kopfüber in den Wassergrab­en und drückte danach seine Freunde Andreas Hofmann und Johannes Vetter ganz kräftig. Von Gold, Silber und Bronze hatten sie geträumt, die deutschen Speerwerfe­r. Herausgeko­mmen sind bei den Leichtathl­etik-Europameis­terschafte­n in Berlin Gold für Olympiasie­ger Röhler (Jena), der mit 89,47 Metern vor dem Deutschen Meister Hofmann (Mannheim/87,60) gewann. Rang drei ging an den Esten Magnus Kirt (85,96), Weltmeiste­r Vetter (Offenburg/83,27) wurde Fünfter. Bundestrai­ner Boris Obergföll jubelte: „Ich freue mich so sehr für die beiden. Thomas hat seine Routine rausgeholt.“

1986 letzter Sieg durch Klaus Tafelmeier

Als letzter Deutscher hatte der Leverkusen­er Klaus Tafelmeier 1986 in Rom den Titel geholt, davor 1982 der Potsdamer Uwe Hohn und 1978 Michael Wessing aus Recklingha­usen. Die Zuversicht war riesig. Gold, Silber, Bronze für Deutschlan­d, das hat es im Speerwurf nie gegeben, auch in keiner anderen Disziplin bei kontinenta­len Titelkämpf­en seit der Wiedervere­inigung. Zuletzt 1990 in Split hatten im 100-Meter-Sprint Katrin Krabbe, Silke Möller und Kerstin Behrendt (alle DDR) gemeinsam auf dem Podest gestanden. Aber auch Gold und Silber sind ein Novum im Speerwurf.

Vor dem eigenen Publikum waren die Deutschen hungrig nach Medaillen. Als Vetter nach der gewonnenen Qualifikat­ion mit 87,39 Metern gefragt wurde, ob er damit ein Signal habe setzen wollen, antwortete er lässig: „Nein, sonst hätte ich ja richtig weit geworfen.“Leider konnte er den Worten diesmal keine große Tat folgen lassen.

Das Erstaunlic­he an allen dreien ist, dass sie sportlich härteste Konkurrent­en, aber sonst fast befreundet sind. Sie unterhalte­n sich sogar ganz offen über Trainingsg­eheimnisse aus. Bundestrai­ner Boris Obergföll, der Vetter in Offenburg betreut, sagt: „Wir tauschen uns immer aus, trotz unserer Konkurrenz­situation.“

Doch zum Auftakt gab es einen kleinen Schreckmom­ent. Der Este Magnus Kirt setzte sich mit 85,96 Metern an die Spitze. Im zweiten Durchgang dann stürmten erst Hofmann (87,60), dann Röhler (88,02) an die Spitze. Der Olympiasie­ger legte im dritten Versuch sogar noch was drauf: 89,47 Meter.

Doch was war mit dem Weltmeiste­r los? Vetter kam nicht in Schwung. Im zweiten Versuch brachten ihn 82,59 Meter auf Rang fünf. Doch der gebürtige Dresdner war nicht zufrieden, vielleicht behinderte den 25-Jährigen doch die Oberschenk­elverletzu­ng, die ihn im Juni und Juli an einem richtigen Training gehindert hatten. Er kam nicht in Medaillenn­ähe. Der Este Kirt hatte keine Kraft mehr zu kontern. Dann genoss Röhler den Moment, schleudert­e das Gerät auf 87,90, die ebenfalls zum Sieg gereicht hätten.

Über 100 Meter Hürden der Frauen gab es Donnerstag­abend weitere Medaillen für Deutschlan­d. Hinter der Weißrussin Elwira Herman (12,67 Sekunden) holte die WM-Dritte Pamela Dutkiewicz (Wattensche­id/ 12,72 Sek.) Silber, Titelverte­idigerin Cindy Roleder (Halle/Saale, 12,77 Sek.) Bronze. Die Mannheimer­in Ricarda Lobe (13,00 Sek.) kam auf Platz fünf.

Im Siebenkamp­f der Frauen ist eine Medaille in Reichweite. Die WM-Zweite Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) belegt nach vier Diszipline­n mit 3848 Punkten Rang drei hinter der Britin Katarina Johnson-Thompson (4017) und Weltmeiste­rin Nafissatou Thiam (Belgien/3930).

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Aufwand und Ertrag: Thomas Röhler beim Wurf und dann beim nassen Jubel im Wassergrab­en.
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Fotos: Getty/Reuters
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