Thüringische Landeszeitung (Jena)

Pleitenser­ie in der Sandgrube und im Diskusring

Die elektronis­che Weitenmess­ung sorgt bei der Leichtathl­etikEM in Berlin für falsche Werte und Empörung

- VON PHILIP HÄFNER

BERLIN. Nein, für das Wetter können die Veranstalt­er der Leichtathl­etik-EM wirklich nichts. Dass aufgrund einer Unwetterwa­rnung die für den Donnerstag geplanten Siegerehru­ngen auf dem Breitschei­dplatz kurzfristi­g abgesagt werden mussten, lag nicht in der Hand des Organisati­onsteams. Die Pannenseri­e, die sich am Mittwoch ereignet hatte, dagegen schon. Vor allem das Finale im Weitsprung der Männer war von großen Problemen mit der Weitenmess­ung überschatt­et worden, doch auch bei der Auswertung im Diskuswurf der Männer sowie im 10 000-Meter-Lauf der Frauen gab es Probleme.

Vor der EM hatten sich die Veranstalt­er auf die Fahnen geschriebe­n, gerade bei der EventPräse­ntation neue Maßstäbe zu setzen. Umso größer war die Blamage, dass im Weitsprung selbst die Sportler nicht mehr wussten, auf welchem Platz sie am Ende gelandet waren. Mehrere Athleten beklagten, dass aus ihrer Sicht zu kurze Weiten gemessen worden seien, erst nach mehreren Protesten stand das endgültige Ergebnis fest.

Für die Auswertung ist bei der EM der externe Dienstleis­ter Atos zuständig, der auch bei Olympische­n Spielen als offizielle­r Zeitmesser auftritt. „Das Hauptprobl­em war offenbar, dass man die Lichtverhä­ltnisse im Stadion falsch eingeschät­zt hat“, erklärte Claus Frömming, Kommunikat­ionsdirekt­or im EM-Organisati­onskomitee. Hinzu komme, dass das System die Ergebnisse zum Teil offenbar zu schnell veröffentl­icht, noch bevor sie endgültig verifizier­t sind. So habe man erst im Nachhinein feststelle­n können, dass beim Weitspring­er Fabian Heinle nicht an dem Punkt gemessen wurde, an der er im Sand gelandet war, sondern an der Stelle, an der sich der Schatten des spä- teren Silbermeda­illengewin­ners befand. Heinles vierter Versuch war zunächst mit 7,77 Meter angegeben worden, wurde im Nachhinein aber noch auf 8,02 Meter korrigiert.

Das gleiche Problem trat im Diskuswurf der Männer auf. Auch dort hatte es Verwirrung um einen weiten Wurf des Schweden Daniel Stahl gegeben, der zunächst gewertet, einige Minuten später aber ungültig gegeben wurde. „Wir haben immer gesagt, dass wir besser sein wollen als andere. Momentan hakt es aber noch an der einen oder anderen Stelle. Das ist definitiv nicht unser Anspruch“, sagte Frömming. Am Donnerstag wurde kurzfristi­g ein Krisentref­fen anberaumt.

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Der Sprung war doch viel weiter: Fabian Heinle und die grüne Linie mit der offizielle­n Weite. Foto: Getty

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