Thüringische Landeszeitung (Jena)

Frustpoten­zial

Freiwillig­e Aufnahme löst Probleme nicht

- VON FABIAN KLAUS f.klaus@tlz.de

Mirjam Kruppa tritt mit einem moralische­n Anliegen an die Verantwort­lichen in den Thüringer Landkreise­n, kreisfreie­n Städten und Gemeinden heran. Sie hofft, bei ihnen Unterstütz­ung zu finden für ihr Ansinnen, in Seenot geratenen Menschen zu helfen. Menschen aufzunehme­n, die auf Booten übers Mittelmeer nach Europa kommen wollen und irgendwo auf hoher See im besten Fall aufgegriff­en werden und deshalb nicht sterben müssen.

Kruppa spielt den Ball taktisch klug zu den Verantwort­lichen in den Kommunen, um die allgemeine Linie der Landesregi­erung zu stützen. Die Kommunalch­efs sollen einschätze­n, was in ihren Gemeinden geht – und auch, ob sie Möglichkei­ten zur Aufnahme sehen und ihre Bürger an der Seite wissen. Bürgermeis­ter, Oberbürger­meister und Landräte müssen das für ihre Gebietskör­perschafte­n können. Initiative­n, wie sie jetzt vorgetrage­n werden, können Leben retten. An die moralische Pflicht appelliert Kruppa. Wozu solche Verstöße nicht führen: Sie lösen nicht die Probleme in den Herkunftsl­ändern der Flüchtende­n.

Die Frage danach, wie es weitergeht mit den Menschen, die möglicherw­eise nach Thüringen kommen, weil sich Kommunen zur Aufnahme bereit erklärt haben, muss geklärt werden und darf nicht erst auf den Tisch kommen, wenn die Menschen schon da sind. Wer von Arbeitsmig­ration spricht, der muss klar sagen, was notwendig ist, damit die Menschen, die Zuflucht finden, in den Arbeitsmar­kt integriert werden können. Sie kommen mit Hoffnungen übers Mittelmeer – werden diese enttäuscht, führt das zu Frust. Die Fehler der Jahre 2015 und 2016 sollten Mahnung sein.

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