Thüringische Landeszeitung (Jena)
Frustpotenzial
Freiwillige Aufnahme löst Probleme nicht
Mirjam Kruppa tritt mit einem moralischen Anliegen an die Verantwortlichen in den Thüringer Landkreisen, kreisfreien Städten und Gemeinden heran. Sie hofft, bei ihnen Unterstützung zu finden für ihr Ansinnen, in Seenot geratenen Menschen zu helfen. Menschen aufzunehmen, die auf Booten übers Mittelmeer nach Europa kommen wollen und irgendwo auf hoher See im besten Fall aufgegriffen werden und deshalb nicht sterben müssen.
Kruppa spielt den Ball taktisch klug zu den Verantwortlichen in den Kommunen, um die allgemeine Linie der Landesregierung zu stützen. Die Kommunalchefs sollen einschätzen, was in ihren Gemeinden geht – und auch, ob sie Möglichkeiten zur Aufnahme sehen und ihre Bürger an der Seite wissen. Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte müssen das für ihre Gebietskörperschaften können. Initiativen, wie sie jetzt vorgetragen werden, können Leben retten. An die moralische Pflicht appelliert Kruppa. Wozu solche Verstöße nicht führen: Sie lösen nicht die Probleme in den Herkunftsländern der Flüchtenden.
Die Frage danach, wie es weitergeht mit den Menschen, die möglicherweise nach Thüringen kommen, weil sich Kommunen zur Aufnahme bereit erklärt haben, muss geklärt werden und darf nicht erst auf den Tisch kommen, wenn die Menschen schon da sind. Wer von Arbeitsmigration spricht, der muss klar sagen, was notwendig ist, damit die Menschen, die Zuflucht finden, in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Sie kommen mit Hoffnungen übers Mittelmeer – werden diese enttäuscht, führt das zu Frust. Die Fehler der Jahre 2015 und 2016 sollten Mahnung sein.