Thüringische Landeszeitung (Jena)
Klimaanlagen durch Hitzewelle stark gefragt
Branche erwartet Rekordumsatz. Rund 200 000 Geräte werden dieses Jahr verkauft. Ökologisch fragwürdig, aber gesundheitlich sinnvoll
BERLIN. Im Auto ist es angenehm, im Büro auch – und dann schlägt einem zu Hause die Wärme entgegen. So viele Deutsche wie nie haben sich angesichts der Hitzewelle in diesem Jahr entschieden, ein Klimagerät oder einen Ventilator zu kaufen. Der Handel rechnet deshalb mit Rekordverkäufen.
Bundesweit werden 2018 voraussichtlich mehr als 200 000 Klimageräte zum Einbauen verkauft, schätzt der Fachverband Gebäude-Klima. Normalerweise verkaufe die Branche pro Jahr rund 150 000 bis 160 000 solcher Geräte an Verbraucher und kleine Unternehmen.
Bislang besitzen rund drei Prozent der Deutschen nach Branchenangaben ein Klimagerät zu Hause. Das Öko-Institut geht davon aus, dass es bis 2030 schon acht bis 13 Prozent sein könnten. „Mit jeder Hitzewelle entscheiden sich mehr Menschen zum Kauf“, sagt Energieexpertin Tanja Kenkmann vom Öko-Institut.
Die Geräte seien günstiger geworden – mobile Geräte gibt es laut Fachverband ab 400 Euro, eingebaute ab 1700 Euro. „Viele Deutsche arbeiten heute in klimatisierten Büros und fahren klimatisierte Autos – so wollen sie diese Temperaturen auch zu Hause“, sagt der Energieexperte John Dulac von der Internationalen Energieagentur (IEA).
Doch die Kühlung hat auch eine ökologische Schattenseite: „Weil viele Länder beim Strom noch stark von fossilen Brennstoffen abhängen, verstärken immer mehr Klimageräte den Klimawandel zusätzlich“, sagt Dulac. Klimageräte können aber auch Leben retten. So sterben immer wieder Menschen bei extremer Hitze an Organversagen. Zurzeit gibt es weltweit laut IEA rund 1,6 Milliarden Klimageräte in Privathaushalten – die Hälfte davon in den USA und in China. Deutschland macht hingegen laut IEA nur 0,5 Prozent am weltweiten Energieverbrauch für Kühlung aus. (dpa)