Thüringische Landeszeitung (Jena)
Müntzer als Büste oder Firmenschild
Mühlhäuser Museen bereiten neue Ausstellung vor und bitten TLZLeser um Mithilfe
MÜHLHAUSEN. Wenn Mitte November als Kooperation zwischen der Klassik Stiftung Weimar und den Mühlhäuser Museen die Ausstellung „Maria mit dem Einhorn“in der Marienkirche in Mühlhausen eröffnet wird, dann soll auch die MüntzerAusstellung in der Kirche am Obermarkt umgestaltet sein. Dazu sind die Mühlhäuser Museen derzeit auf der Suche – nach allem, was in irgendeiner Form mit Thomas Müntzer zusammenhängt.
Das sagte Thomas T. Müller, der Direktor der Mühlhäuser Museen, unserer Zeitung. „Wir suchen alles, was mit der Müntzer-Rezeption zu tun hat – egal ob Bierdeckel oder Firmenund Straßenschild.“Nur bei Büchern seien man etwas wählerisch. „Da sind wir eigentlich schon gut ausgestattet. Es muss dann wirklich schon etwas Seltenes sein.“
Müller weiß, wie breit Thomas Müntzer in der Gesellschaft vertreten war. Da gab es die zahlreichen Gedenksteine wie zum Beispiel in Niederorschel, Büsten in Niederdorla von Paul Wenk (1973/1975), in Heiligenstadt von Hildegard JahnWiegel (1952), in Stolberg von Johannes Friedrich Rogge (1953), in Mühlhausen, im Rathaus, von Hans Breker (1949) und vor der ThomasMüntzer-Schule in der Karl-MarxStraße von J. F. Rogge (eingeweiht am 27. Mai 1977). Kaum zu zählen ist laut Müller die Zahl von Gedenktafeln, die zwischen 1949 und 1989 in zahlreichen Orten der DDR aufgestellt und aufgehängt wurden. Im Turm der Mühlhäuser Marienkirche schlägt seit 1988 zu besonderen Anlässen sogar eine eigens gegossene Müntzer-Glocke. Zur klassischen Rezeption gehört letztlich auch die Übernahme des Namens durch Institutionen jeglicher Art – verschiedene Schule tragen oder trugen den Namen Müntzers, landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften bekamen ihn, ebenso die Druckerei in Bad Langensalza und das Kalibergwerk in Bischofferode. Dazu öffentliche Gebäude wie Kulturhäuser, Gemeindezentren, Straßen und Plätze.
„Nach einer letzten Welle 1989, zu Müntzers 500. Geburtstag, ebbte das in den meisten Fällen nur verordnete Interesse an dem radikalen Reformator schlagartig ab“, weiß Müller. Selbst Mühlhausen, das seit 1975 den Beinamen Thomas-MüntzerStadt trug, legte diesen 1991 durch Stadtratsbeschluss wieder ab.
Deshalb meint Thomas T. Müller: „Wir würden uns auch über ein Ortsschild freuen, das Mühlhausen noch als Thomas-Müntzer-Stadt ausweist.“
Kontakt: mueller@mhl-museen.de