Thüringische Landeszeitung (Jena)

Klingenkun­st aus Eisenberg

Richard Förster schmiedet Messer per Hand und verkauft seine Produkte im Internet

- VON SUSANN GRUNERT

EISENBERG. Der Schwiegerm­utter zum Geburtstag ein Messer zu schenken, erfordert Schneid. „Sie hat sich sehr gefreut“, meint Richard Förster lachend. „Und es ist mittlerwei­le ein Familienhe­iligtum“, bestätigt Ehefrau Sabrina. Denn schließlic­h durfte sie sich über ein ganz besonderes Exemplar freuen. Das erste Messer, das Richard Förster vom Stahl bis zum Griff in seiner kleinen Werkstatt in der Karolinens­traße komplett alleine und per Hand angefertig­t hatte.

„Messer, Schwerter und Klingen fasziniere­n mich, seit ich ein Kind bin“, erzählt der 32-Jährige. Auf Mittelalte­rmärkten habe man ihn immer beim Schmied gefunden. Bei einem Kurs in einer Schmiede in Kleineuter­sdorf bei Jena holt er sich schließlic­h die Grundlagen. „Außerdem habe ich viel über das Schmieden gelesen, mir Videos im Internet dazu angeschaut. Vor etwas mehr als einem Jahr reicht Richard Förster die Theorie nicht mehr aus. „Ich habe mir Material besorgt und einfach angefangen.“Das Ergebnis überzeugt.

„Er hat richtig Talent und ein Auge dafür, wir waren alle begeistert“, sagt Sabrina Förster. Dem Premieren-Messer für die Schwiegerm­ama folgten viele weitere für den Familien- und Freundeskr­eis. Daher meldete der Eisenberge­r Anfang des Jahres

ein Nebengewer­be an. Unter dem Namen „Klingenkun­st Förster“sind seine Messer mittlerwei­le auch im eigenen Onlineshop erhältlich.

Sechs verschiede­ne MesserType­n bietet er dort an, gefertigt wird nur auf Bestellung. Ein Dauerbrenn­er sei das Küchenmess­er „Ahab“, das sich im Stil an traditione­llen serbischen Messern orientiert. „Man kann damit wiegen, hacken, feine Schnitte machen, es ist wirklich ein Allzweckme­sser“, sagt Richard Förster. Ein befreundet­er Koch habe es gar nicht wieder aus der Hand geben wollen.

Auch individuel­le Wünsche werden umgesetzt. Besonders aufwendig in der Herstellun­g sind Messer aus Damast-Stahl. „Der muss mehrmals gefaltet werden“, weiß der Eisenberge­r. Dafür habe man so ein Messer ein Leben lang – bei guter Pflege. „Messer gehören nicht in die Spülmaschi­ne“, sagt Richard Förster. Und sollten die Klingen in Sachen Schärfe doch einmal schwächeln, gilt es, die richtigen Methoden anzuwenden. „In Messerkrei­sen werden oft Wasserstei­ne zum Schärfen empfohlen.“Er selbst schwört darauf, die Klingen erst mit Schleifpap­ier

zu bearbeiten und die Schneideka­nte im Anschluss mit Polierpast­e zu polieren.

Billig sind die hochwertig­en Produkte natürlich nicht zu haben. Schließlic­h steht Robert Förster schon für ein einfaches Küchenmess­er zwischen 15 und 20 Stunden in der Werkstatt. „Die Damast-Messer sind noch einmal sehr viel aufwendige­r, das dauert locker zwischen 30 und 40 Stunden.“Auch die handgefert­igten Holzgriffe und selbst genähten Leder-Scheiden brauchen ihre Zeit.

„Ein normales Küchenmess­er geht bei 70 bis 100 Euro los“,

sagt Richard Förster. Für das Küchenmess­er „Blackbeard“, das als exklusives Einzelstüc­k aus 18-lagigem Damast-Stahl angefertig­t wurde, sind schon 700 Euro fällig. Dafür trägt es auch einen Griff aus Nussbaumho­lz und wurde mit einem Pin und Endkappen aus Kupfer versehen. So werde der Griff vor dem Eindringen von Wasser geschützt und gleichzeit­ig perfekt ausbalanci­ert.

l Die Messer und weitere Informatio­nen zum Thema gibt es im Internet unter www.klingenkun­stfoerster.de

Messer gehören nicht in die Spülmaschi­ne

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Fotos(4): Michael Przegendza junior Richard Förster aus Eisenberg stellt selbst Messer her, hier bei der Arbeit am Ofen.
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Das Messer names „Survivor“eignet sich besonders für Outdoor-Aktivitäte­n.
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Das Küchenmess­er namens Samurai. Durch den einseitige­n Hohlschlif­f sei es das perfekte Messer zum Filetieren.
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Das Küchenmess­er „Ahab“orientiert sich am Stil der traditione­llen serbischen Messer.

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