Thüringische Landeszeitung (Jena)
Rustikaler Charme bleibt
AmViehTheater in Beulbar seit dieser Saison unter neuer Führung
BEULBAR. Plopp – wieder ist ein Apfel vom großen Baum mitten im Zuschauerraum gefallen. „Wir hoffen einfach, dass es am Freitag niemanden trifft“, sagt Nico Schneider und lächelt. Seit diesem Jahr ist er Chef im Ring – und der Ring heißt Am-ViehTheater.
Gründungsdirektor Georg „Orge“Zurawski hat sich nach der vergangenen Saison nach Tiefurt bei Weimar zurückgezogen, nicht zuletzt, um kürzer zu treten. Seinen Nachfolger hat er sich schon vor zehn Jahren ausgesucht. „Trotzdem war das Thema Nachfolge immer irgendwie noch ganz weit weg“, berichtet der Musiker und Instrumentenbauer.
„Wir machen hier keine Dorfdisko draus.“
Zwischen den Spielzeiten in Beulbar ist es dann im März ernst geworden, so dass Schneider mit Lebensgefährtin, Freunden und Verwandten dabei ist, Gelände und Haus auf Vordermann zu bringen, zum Beispiel Wasser- und Elektroleitungen. Auch manche Holzbank und eine Holzskulptur seien nach all den Jahren in Wind und Wetter nicht mehr haltbar, die Bänke müsse man auch austauschen. „Aber keine Sorge, der rustikale Charme wird erhalten bleiben.“Da ist der Theaterbetreiber ganz sicher. Dazu gehört auch, dass womöglich manchmal ein Apfel von oben herunterfällt.
Von fünf Veranstaltungen in diesem Jahr sind vier Konzerte und eine Lesung. Im kommenden Jahr soll die kleine Arena wieder an sechs Abenden im Jahr Programm bieten. „Einen groben Plan habe ich auch schon im Kopf.“Die Feinabstimmung werde man aber im Anschluss an die letzte Veranstaltung im September vornehmen. Immerhin kann sich Schneider als hauptamtlicher Musiker, der häufig unterwegs ist, nicht in Vollzeit um das Theater kümmern. Nicht zuletzt deshalb braucht er tatkräftige Hilfe.
Große Veränderungen sind nicht vorgesehen, aber zum Beispiel bei der Verpflegung: Ein alter Ofen wird bei Veranstaltungen reaktiviert. „Damit gibt es dann nicht nur Bratwurst und Fettbrote, sondern auch vegetarische Pizza.“Man geht mit der Zeit und bedient eine wachsende Nachfrage. Der Charakter der kleinen Bühne, die auch über den Landkreis hinaus Freunde gefunden hat, soll bleiben: „Wir machen hier mit Sicherheit keine Dorfdisko draus“, so Schneider. Handgemachte Musik werde der Schwerpunkt bleiben – hier ist er auch selbst heimisch. Der Musiker spielt in mehreren Bands und kennt viele Musiker, mitunter kommen auf diese Weise Auftritte in Beulbar zustande. „Ich möchte nämlich, dass ich alle, die hier auftreten, wenigstens einmal live habe spielen sehen.“Wöchentlich erreichten ihn etwa zehn Anfragen von Künstlern, die in Beulbar auftreten wollen – die meisten müsse er ablehnen. Demnächst will Schneider mit seiner Freundin das Haus auf dem Grundstück beziehen, auf die vorhandene Werkstatt freut er sich schon. Hier will er Banjos bauen – auch zur Entspannung. Daran ist noch nicht zu denken, noch ist es Zurawskis Werkstatt und muss erst noch seine werden.