Thüringische Landeszeitung (Jena)

Gutes Training im Moshpit beim Splash-Festival

Jannick Möller ist der erste Zugang für die kommende Saison bei den Handballer­n des SV Hermsdorf. Der 20jährige Kreisläufe­r kommt vom HSV Apolda

- VON MARCUS SCHULZE

HERMSDORF. Jeder kegelt auf seine Art, pflegt dabei sein ganz persönlich­es Prozedere. Dergleiche­n gilt natürlich auch für die Handballer des SV Hermsdorf, wenn sie sich denn einmal auf die quasi um die Ecke liegende Kegelbahn begeben. Teambilden­de Maßnahme und so.

Am deutlichst­en demonstrie­rt jenen Eigensinn kein Geringerer als Hannes Rudolph, der vielleicht exzentrisc­he Protagonis­t der Kreuzritte­r. Denn wir er die Kegel – naturgemäß mit ordentlich Schmackes – auf die Reise gen Kegelbild geschickt hat, begibt sich der Flügel-Virtuose in eine Art von Liegestütz. In dieser angespannt­en Position verfolgt er das rollende Unterfange­n, bis es denn am anderen Ende der Bahn ordentlich kracht.

Von der Rudolphsch­en Handhabung kann man nun halten was man will, von Erfolg ist sie allemal gekrönt, schließlic­h darf sich das Team von Hannes Rudolph, der zusammen mit KegelKoryp­häen wie Matthias Krüger, Marvin Schreck und – wie sollt es auch anders sein – Martin Ehm eine geschlosse­ne Mannschaft­sleistung abliefert, über den Gesamtsieg freuen. Passend dazu kredenzt die lokale Jukebox auch noch „Heroes“von David Bowie, sodass Martin Ehm vor Rührung fast die Tränen kommen.

„Ach, Spaß hat es allemal gemacht. Und das war wirklich eine coole Maßnahme für das ganze Team“, sagt Jannick Möller nach dem Kegelstell­dichein. In jenen Tagen, es ist gut drei Wochen her, plagen ihn noch ein wenig die Schmerzen. Mit einem Fuß knickte er während des Trainings um, musste es deswegen etwas ruhiger angehen. Doch ansonsten fühlt sich der 20-Jährige, der in Jena Sport und Geographie auf Lehramt studiert, in seinem neuen Team pudelwohl. „Bei einer Mannschaft darf sich nicht alles nur auf den Sport und das Training beschränke­n. Auch jenseits der Sporthalle muss es stimmen, sollte ein Team etwas unternehme­n – eben wie das Kegeln gerade. Da kann man alle problemlos kennenlern­en.“

Das Handball-Handwerk hat er – zum einen – in seinem Heimatvere­in in Bad Salzungen erlernt, zum anderen ab 2012 auf dem Sportinter­nat in Eisenach. 2016 wechselte er schließlic­h auf die Sportschul­e in Hildesheim. In Niedersach­sen absolviert­e er seine A-Jugend-Zeit und legte zudem sein Abitur ab. Er habe in Hildesheim und Eisenach eine gute Ausbildung in Sachen Handball genossen, resümiert Möller. Vergangene­s Jahr zog der Kreisläufe­r für sein Studium nach Jena und heuerte beim HSV Apolda an.

Dass er nach Hermsdorf in die Thüringenl­iga wechselte, sei auch dem Umstand geschuldet, dass seine Einsatzzei­ten im Team von Frank Ihl recht überschaub­ar waren. „Mir geht es darum, dass ich mich persönlich und auch sportlich weiterentw­ickele – und deswegen bin ich nach Hermsdorf gegangen“, sagt Jannick Möller, der auch darauf verweist, dass er einst mit Jan Minas in Eisenach spielte und zudem auch noch Pierre Liebelt von THV-Lehrgängen kennt.

Fragt man den SV-Novizen danach, was denn das Besondere des Handball-Sports sei, betont er zuerst, dass dies eine ziemlich schwierige Frage sei – doch dann kommt alles ganz flüssig: „Handball vereint irgendwie alles. Handball ist in motorische­r Hinsicht sehr anspruchsv­oll. Es gibt stets neue Situatione­n, auf die man sich einstellen muss, die man nicht vorhersehe­n kann. Man lernt nie aus“, sinniert der angehende Pädagoge, um dann noch ein paar entscheide­nde Sätze nachzuschi­eben: „Letztlich ist Handball für mich mein Leben. Der Sport bereitet mir einfach nur sehr viel Freude. Ich würde ihn niemals missen wollen, gleich was passiert.“Und weil dem nun einmal so ist, und Jannick Möller sich innerhalb seiner sportliche­n Passion entfalten möchte, hofft er auch darauf, dass er sich von seinen Kollegen Matthias Krüger und Mike Anlauf künftig noch einiges abschauen kann.

Das Gesicht von Jannick Möller ziert eine Narbe. Um sein linkes Auge trägt er eine Erinnerung der Marke „Jugendlich­er Leichtsinn“, wie er selbst sagt. Nein, die Narbe stammt nicht vom Handball, sondern ist das Überbleibs­el eines Fahrradunf­alls. Um sein rechtes Handgelenk trägt Jannick Möller indes noch ein weiteres Erinnerung­sstück, jedoch eines in Sachen Musik: das Zugangsbän­dchen für das Splash-Festivals in Ferropolis bei Dessau, wo alle Zeichen auf Hip-Hop und Trap stehen. Das Ticket für das Event, welches sich vom 6. bis zum 8. Juli erstreckte, sei ein Geschenk seiner Freundin und seiner Freunde gewesen. Ja, das musikalisc­he Herz von Jannick Möller schlägt für die fetten Beats samt reimender Verbalsalv­en.

Apropos Musik. Der Ehminator blühte auf der Kegelbahn regelrecht auf, als denn da plötzlich das berühmte Intro von „Smoke on the Water“von Deep Purple erklang. Hier könne er es aushalten, sagte die Frohnatur.

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Neuzugang Jannick Möller.Foto: Marcus Schulze

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