Thüringische Landeszeitung (Jena)

Krause holt EMGold

Bei der Leichtathl­etikEM holt das deutsche Team sechs Titel. Hindernisl­äuferin Krause setzt den goldenen Schlusspun­kt

- VON MELANIE MEYER UND INGA BÖDDELING

Gesa Felicitas Krause (Foto) hat bei der Leichtathl­etikEM über 3000 Meter Hindernis ihren Titel verteidigt. Die 4x100Meter­Staffel der Damen mit LisaMarie Kwayie, Gina Lückenkemp­er, Tatjana Pinto und Rebekka Haase gewann Bronze. Gestern ging die HeimEM in der Hauptstadt zu Ende.

Foto: Thissen, dpa

BERLIN. Es waren emotionale Bilder, die aus dem Berliner Olympiasta­dion hinaus in die Welt gingen. Auch am Wochenende wieder, als die Leichtathl­etik-EM in Berlin beendet wurde. Nachdem am Samstag bereits die ausgelasse­ne Begeisteru­ng des Hochsprung-Goldgewinn­ers Mateusz Przybylko, die genießeris­che Freude der Weitsprung-Europameis­terin Malaika Mihambo die Fans der deutschen Sportlerin­nen und Sportler in Euphorie versetzt hatten, setzte Gesa Felicitas Krause am Sonntag mit dem Erfolg über 3000 Meter Hindernis den goldenen Schlusspun­kt. Sechs Titel holte das deutsche Team in Berlin, insgesamt 19 Medaillen: Eine stattliche Bilanz..

DLVPräside­nt Kessing sieht neuen Schub

Krause fiel Maskottche­n Berlino im Ziel um den Hals und winkte auf ihrer Ehrenrunde lachend in die Zuschauerr­änge: Mit einem grandiosen Lauf zu Gold hat sich die 26-Jährige neun Tage nach ihrem Geburtstag selbst beschenkt. Krause kam im Olympiasta­dion über die 3000 Meter Hindernis in 9:19,80 Minuten ins Ziel und verwies Fabienne Schlumpf (Schweiz/9:22,29) und Europas Jahresschn­ellste Karoline Bjerkeli Grövdal (Norwegen/9:24,46) auf die Plätze zwei und drei. Sie wiederholt­e damit ihren Erfolg der EM vor zwei Jahren in Amsterdam.

„Zweifel hatte ich nicht, aber am Ende war der Druck groß, den ich mir selbst gemacht habe. Ich wollte hier unbedingt gewinnen“, sagte Krause: „Ich hatte keinen Plan B, für mich kam nur der Sieg infrage. Die Atmosphäre ist genial, ich bin hier gerne eine Runde mehr gelaufen.“

Ähnlich hatten sich die Fans schon mit dem hemmungslo­s weinenden Arthur Abele gefreut, dem König der Zehnkämpfe­r. Und mit SpeerwurfE­uropameist­er Thomas Röhler. Und mit Speer-Europameis­terin Christin Hussong. Aber auch mit Gina Lückenkemp­er, die über 100 Meter unter elf Sekunden zur Silbermeda­ille lief und das Publikum dabei begeistert­e.

„Wir haben im Stadion genau das bekommen, was wir uns gewünscht haben – das Gänsehaut-Feeling“, sagte Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes (DLV). Dafür sorgten die Athleten mit herausrage­nden Leistungen und die halbe Million Zuschauer, die dem Spektakel im Stadion und auf dem Breitschei­dplatz eine würdige Kulisse boten.

Und das Ergebnis kann sich aus deutscher Sicht sehen lassen. Schon einen Tag vor dem Ende hatten die Athleten mit 17 Medaillen eine mehr gesammelt als noch vor zwei Jahren in Amsterdam. Dass dies das Ziel des DLV war, hatte vorher natürlich keiner gesagt. „Wir wollten keinen Druck aufbauen. Und wenn man dann immer wieder mit Zahlen konfrontie­rt wird, ist das nicht hilfreich“, erklärte Idriss Gonschinsk­a, Leitender Direktor Sport im DLV.

Der Plan ging auf. Das deutsche Team jubelte im Werfen, Springen und Laufen. „Die Vielfalt dieses Sports haben wir in dieser Woche gesehen, und das ist bei vielen Menschen angekommen“, sagte Präsident Kessing.

Nur bei einer offenbar nicht. Bundeskanz­lerin Angela Merkel besuchte die Wettkämpfe vor ihrer Haustür nicht. Auch andere Politiker wie Sportminis­ter Horst Seehofer und den Bundespräs­identen Frank-Walter Steinmeier, der sogar die Schirmherr­schaft der EM innehatte, suchte man unter den Zuschauern vergeblich. „Aber im Endeffekt waren so viele Menschen im Stadion, die wirklich sehen wollten, was wir machen, und das ist viel mehr wert“, sagte Diskuswerf­erin Shanice Craft.

Nicht nur die Menschen im Stadion wollten sehen, was sich in Berlin tut. „Die Zuschauerq­uoten, die Marktantei­le im TV sprechen dafür, dass die Leichtathl­etik in dieser Woche einen neuen Schub bekommen hat“, sagte Kessing. Verantwort­lich dafür waren vor allem die Erfolge der deutschen Athleten. Denn das Prinzip des Zuschaueri­nteresses ist klar: keine deutschen Medaillen, keine guten Einschaltq­uoten.

Das weiß auch der DLV. Er hatte deshalb viel investiert, um seine Athleten bestmöglic­h vorzuberei­ten. „Wir haben bewusst auch einige unpopuläre Entscheidu­ngen getroffen und uns absolut auf die Tage hier fokussiert. “, sagte Gonschinsk­a.

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Foto: Fromm, DPA/, Getty/ Speerwerfe­r Röhler feierte im Wassergrab­en (l.), Hindernisl­äuferin Krause mit Berlino, und Hochspring­er Przybylko waren glücklich (o.v.l.). Fassungslo­s waren (u.v.l.) Weitspring­erin Mihambo, Zehnkämpfe­r Abele und Speerwerfe­rin Hussong.
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