Thüringische Landeszeitung (Jena)
Metal mit Sturm
8500 Fans feiern Musikfestival Party.San auf dem Flugplatz Obermehler
OBERMEHLER. „Trotz der erstaunlichen Größe ist das Party.San-Open-Air immer familiär geblieben“, weiß Kay Wachtelborn. Er ist Mitarbeiter am Hamburger-Stand, seit bald 23 Jahren beim Thüringer Festival dabei und Pilot von großen Flugzeugen, wie er sagt.
Er sitzt mit Kumpel Aaron Späte auf dem Hochsitz am Essen-Wagen. Sie haben einen privilegierten Platz und überblicken Tausende Gäste auf dem Gelände am Flughafen Obermehler. Sie sind seit Dienstag da, man merkt ihnen an, dass ihnen das mehrtägige Open Air in den Knochen steckt, doch sie müssen durchhalten. In einer kurzen Pause genießen sie die Band Venom. Die legendäre Heavy-Metal-Gruppe aus Großbritannien prägte wie kaum eine andere Gruppe in den 1980ern die extreme Spielart des Genres und ist der Headliner an diesem Abend. Ganz nebenbei erfanden sie mit ihrem Song „Black Metal“, den sie als erstes Lied spielen, eine eigene Unterart der gitarrenlastigen Musikrichtung, auch wenn sie selbst dem Black Metal kaum zuzuordnen sind.
Ganz egal, das Publikum feiert ihre heiß erwarteten Helden bei ihrem wohl einzigen Deutschlandauftritt in diesem Jahr. Auch Wachtelborn und Späte können ihre Freude kaum verhehlen. Späte: „Sie ziehen seit über 30 Jahren ihr Ding gnadenlos durch. Großartig!“
Mit Pyrotechnik und Feuer zelebriert Venom eine fulminante Show. Nebenher bedienen die beiden Burger-Brater die Flammenwerfer auf ihrem Hochstand. Es zischt, es brodelt und die umstehenden Metalfans sind hellauf begeistert. Es passt zu der okkulten Stimmung in dieser Nacht, die die Drei-MannBand aufbaut.
Späte und Wachtelborn kraxeln von ihrem Stand herunter, die Festival-Gäste haben Hunger. Auch Durst, natürlich. Neue Getränkebecher für die MetalFans fallen auf. Festivalchef Mario „Mieze“Flicke erklärt: „Seit diesem Jahr haben wir Mehrwegbecher. Es stößt auf gute Akzeptanz. Es ist etwas ökologischer.“Es sei eine coole Sache, bedeute aber Mehraufwand. Man müsse noch einiges optimieren. Etwas anderes bewegte ihn und seine Crew: Am Donnerstagabend tobte eine halbe Stunde lang ein Sandsturm. „Wir waren in Alarmbereitschaft, warteten auf ein Gewitter.“Abkühlung bei der Hitze.
Doch nichts geschah, stattdessen Staub und Dreck. „Unsere Messgeräte meldeten 97 Stundenkilometer – ein Orkan“, so Mieze. Das Bierzelt hob ab, das Bühnengelände wurde geräumt, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Zelte und Pavilions flogen durch die Luft, die Bühne wurde auf Standfestigkeit geprüft. Alles ging gut, das Konzept ging auf, sagt der Chef einen Tag später im Gespräch. „Das möchten wir nicht nochmals erleben“, sagt er lachend. Seine Gedanken sind schon beim kommenden Partysan-Festival. 2019 feiert man die 25. Ausgabe. „Die Band Testament ist zum Beispiel schon gebucht und einige Plakate hängen schon auf dem Gelände.“Übrigens waren schon erste gedruckt gewesen, bis einer meinte, dass ein Jubiläum auf sie zukäme. Klein fügte man das noch ein und ließ neue Plakate drucken. „Wir zelebrieren das nicht groß, das unterscheidet uns von anderen. Eigentlich ist’s egal.“Und genau das ist das Authentische am Party.San. „Wir kommen aus dem Underground und verbleiben auch da“, sagt Mieze mit Stolz. Und das schätzen die zum Teil weitgereisten Gäste. Bis zur kommenden Ausgabe!