Thüringische Landeszeitung (Jena)
Igel im Rausch
Warum Tiere manchmal betrunken sind. Es drohen keine Folgeschäden
ERFURT. Nicht nur alkoholische Getränke, sondern auch vergärende Früchte können wilde Tiere laut Naturschutzexperten in einen Rausch versetzen. „Dadurch können Igel, aber auch andere Säugetiere auf natürliche Weise betrunken werden“, sagte der Thüringer Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Burkhard Vogel. Gefährlich sei der Rausch für die Tiere aber meist nicht.
Mitte Juni waren am Rande eines Festes in Erfurt zwei Igel gefunden worden, die offenkundig völlig betrunken waren. Es dauerte einige Zeit, bis sie wieder ausgenüchtert waren.
Doch nicht bei allen Tierarten wirkt Alkohol in gleicher Weise. Nach Angaben von Vogel ist es von Art zu Art unterschiedlich, ob sich Tiere durch Trinken und Fressen in einen Rausch versetzen können. Das hänge davon ab, ob sie ein bestimmtes Enzym im Körper haben, erläuterte Vogel. Neben Igeln gehörten beispielsweise Wildschweine zu den Tierarten, bei denen immer wieder Rauschzustände zu beobachten seien. Als Allesfresser sei auch bei ihnen die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie entweder von Menschen produzierten Alkohol zu sich nehmen, wenn sie etwa halbleere Bieroder Schnapsflaschen finden, oder dass sie vergärende Früchte zu sich nehmen.
Die Erfurter Igel waren von einer Passantin entdeckt worden. Die Beamten stellten nach eigenen Angaben schnell fest, dass die Tiere vom Inhalt einer auslaufenden Eierlikörflasche getrunken hatten. Sie brachten die beiden Igel anschließend zum Ausnüchtern in den Zoo.
Die Zoopark-Sprecherin Katharina Schendel sagte, die ältere der beiden Igelinnen habe kaum noch Zähne im Mund gehabt, so dass die kalorienreiche Flüssignahrung ihr sicherlich recht gekommen sei. Zwar könne es bei häufigem Alkoholkonsum zu Organschäden bei Tieren kommen, so Schendel. Für Igel aber sei die Gefahr, durch ein Auto getötet zu werden, deutlich größer, so Vogel. (dpa)