Thüringische Landeszeitung (Jena)
Teichwirtschaft in Thüringen befürchtet Umsatzeinbußen
Sauerstoffmangel und Hitze stellen Berufsfischer vor große Herausforderungen. Höhe der Schäden erst nach dem Abfischen im Herbst einschätzbar
UNTERMAßFELD. Die anhaltende Hitze und Trockenheit bedroht auch die kommerzielle Fischzucht in Thüringen. „Vielerorts ist die Lage bedenklich, die Fische sind teils hart an der Grenze des Überlebens“, sagte der Präsident des Thüringer Fischereiverbands, Torsten Schmidt. Zu hohe Wassertemperaturen und Wassermangel seien ein flächendeckendes Problem im Freistaat. Besonders in Mittel- und Ostthüringen befürchten die Teichbetreiber ein Fischsterben, wenn die Wetterlage sich nicht bald ändere.
Schon jetzt führten die Temperaturen zu erhöhten Betriebskosten, etwa durch die zusätzliche Einbringung von Sauerstoff und Belüftung. Weil die Fütterung eingeschränkt werde, um die Tiere mit dem Verdauungsprozess nicht zusätzlich zu belasten, sei auch mit schlechteren Erträgen zu rechnen. Wie stark die Schäden ausfielen, zeige sich aber erst beim Abfischen im Herbst. Aussagen über höhere Preise oder ein geringeres Angebot ließen sich daher noch nicht machen, sagte Schmidt.
Zu schaffen macht die Witterung vor allem Forellen und anderen Salmoniden, die eher kühles, sauerstoffreiches Wasser bevorzugen. Karpfen seien zwar robuster gegen hohe Temperaturen. Ihnen bereiteten aber der geringe Zulauf von Frischwasser, hohe Verdunstung und niedrige Pegelstände in den Teichen Probleme. „Vor allem in Regionen, in denen Flüsse oder Bäche extremes Niedrigwasser haben oder ausgetrocknet sind, stiegen die Investitionskosten für die Fischer deutlich“, sagte Schmidt.
Die Umstellung auf exotische Fische sei für die Teichbetreiber bisher keine Option: Zum einen seien hitzeresistentere Arten, etwa aus der Mittelmeerregion, ungeeignet für die kalten Winter in Deutschland. Zum anderen setzten Fischer lieber auf regionale Arten, die die heimische Vielfalt widerspiegelten.
Auch das Landwirtschaftsministerium rechnet mit Umsatzeinbußen in der Aquakultur. Fast alle Anlagen im Freistaat seien betroffen, einzig bei den von Quellen anstatt von Fließgewässern gespeisten Teichen sei die Lage etwas entspannter. „Nach bisherigen Einschätzungen ist die Situation ernst, aber nicht so gravierend wie in anderen Bundesländern“, sagte der Sprecher des Ministeriums, Martin Gerlach. Gemeinsam mit Unternehmen würden bereits sichtbare Schäden erfasst.
In Thüringen wurden im Vorjahr laut dem Statistischen Landesamt von 70 Betrieben rund 881 Tonnen Speisefisch erzeugt, darunter 475 Tonnen Regenbogenforellen und 205 Tonnen Karpfen. Hinzu kommt die Produktion von Besatzfischen für Teichwirtschaften und Angelvereine.
Aktuell sind 20 Betriebe Mitglied im Fischereiverband, von kleinen Nebenerwerbsbetrieben bis hin zu großen Firmen mit einer Fläche von über 100 Hektar und einer Produktion von über 100 Tonnen im Jahr.