Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Dem hätte ich den Vogel gezeigt ...“

Niclas Erlbeck vom FC Carl Zeiss Jena hat ein Seuchenjah­r hinter sich. Jetzt ist er fit – und tut viel dafür.

- VON MICHAEL ULBRICH

KARLSRUHE. Das Lächeln ist zurück bei Niclas Erlbeck. Der defensive Mittelfeld­spieler von Fußball-Drittligis­t FC Carl Zeiss hat einen langen Leidensweg hinter sich – jetzt stand er viermal hintereina­nder in der Startforma­tion. Wir sprachen mit ihm.

Herr Erlbeck,w ie geht esIhnen? Die drei Spiele in sechs Tagen machen sich bemerkbar. Vor allem bei mir.

Sie haben eine Saison der Leiden hinter sich – ist der Neustart gelungen? Hätte mir jemand vor sechs, acht Wochen gesagt, dass ich die ersten vier Spiele bestreite und das über die Spielzeit, dem hätte ich den Vogel gezeigt. Wer mich erlebt hat, speziell in der Krankheits­phase, der hätte das auch nicht für möglich gehalten. Auch mental ist es eine Belastung. Man sitzt sechs Stunden im Bus aus Münster, verliert gegen Halle und sitzt gleich wieder sechs Stunden im Bus nach Karlsruhe. Umso mehr freut es mich, wie wir hier aufgetrete­n sind. Das war nach den Strapazen eine gute Leistung von uns.

Sind Sie traurig,den Sieg aus den Händen gegeben zu haben,oder freuen Sie sich über den Punktgew inn? Vorher hätte wohl jeder das Remis unterschri­eben. Ich bin auch zufrieden damit – vor allen Dingen mit der Art und Weise, wie wir als Mannschaft aufgetrete­n sind. Hier hat sich jeder für den anderen reingehaue­n, in die Bälle geschmisse­n. Auf dem Platz war eine gute Stimmung. Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt als gegen Halle.

Wurde der Auftritt gegen Halle intern im Team noch einm al ausgew ertet? Natürlich. Wir haben auch direkt vor dem Anpfiff in Karlsruhe noch einmal gesagt, dass hier jeder einzelne seine Leistung verbessern müsse. Wir haben in den ersten Spielen gezeigt, was möglich ist, wenn jeder ans Optimum rankommt, wenn wir von unserer Leidenscha­ft leben. Das haben wir uns ins Gedächtnis gerufen. Saisonstar­t? Die Spiele zeigen, dass jeder jeden schlagen kann, dass es in den Spielen verschiede­ne Phasen gibt, die es zu überstehen gilt. Es ist ja klar, dass man beispielsw­eise den KSC nicht 90 Minuten an die Wand spielt. Es gibt eben auch die Phasen, in denen du hart verteidige­n, dich schütteln musst, um die letzten Körner aus sich herauszuho­len. Oder wie in Münster es dreckig verteidige­n und abgezockt heruntersp­ielen – das gehört dazu. Wir haben aber auch unsere Seite gezeigt, in der wir fußballeri­sche Lösungen anbieten. Von daher bin ich zufrieden.

Was haben Sie persönlich andersgem acht,um fit zu w erden und es zu bleiben? Ich gehe anders mit meinem Körper um. Ich versuche, auf einige Dinge zu achten – was die Trainingsv­or- und -nachbereit­ung angeht, habe ich mir Sachen angeeignet. Da geht es um Beweglichk­eitsübunge­n. Gerade die Regenerati­onsphasen will ich damit verbessern.

Klingt nach Arjen Robben ...

(Lacht.) Ich versuche, viel zu investiere­n. Gerade durch die Schambeinv­erletzung habe ich mitbekomme­n, wie komplex das alles ist. Da habe ich in der Reha viel mitbekomme­n. Die Übungen mache ich, weil sie mir gut tun.

Haben Sie ihre Ernährung verändert? Nein. Ich achte schon immer darauf, versuche, gesund zu essen. Ein gewisser Mix, eine gewisse Balance ist ganz wichtig für den Kopf. Ich habe auch gehört, dass ich Veganer geworden bin, weshalb Sie das wohl gerade gefragt haben.

Esw ar zu hören,ja.

Es stimmt aber nicht. Ich versuche, ab und zu einen Teil der veganen Ernährung mit einzubauen. Aber ich esse weiterhin Fleisch, Veganer bin ich nicht.

Also stoßen Sie auf den Ausw ärtspunkt auch m it an? Mit Wasser oder Apfelschor­le, ja (lacht).

 ??  ?? Solider Sechser: Niclas Erlbeck (rechts) hat das erste Drittliga-Jahr des FCC fast komplett verpasst. Jetzt ist er in der Spur. Foto: Thomas Corbus
Solider Sechser: Niclas Erlbeck (rechts) hat das erste Drittliga-Jahr des FCC fast komplett verpasst. Jetzt ist er in der Spur. Foto: Thomas Corbus

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