Thüringische Landeszeitung (Jena)

Schwitzen im Kraftraum, Entspannen in der Eistonne

Wie sich die Handballer­innen des deutschen Meisters Thüringer HC im Trainingsl­ager in Tschechien auf die Bundesliga­Saison vorbereite­n

- VON AXEL LUKACSEK

MOST. Das Hotel des deutschen Handball-Meisters Thüringer HC lag höchstens fünf AutoMinute­n von der Trainingsh­alle im Stadtkern von Most entfernt. Aber Maik Schenk war dennoch täglich Stammgast an der Tankstelle. Doch, wo andere Verkehrste­ilnehmer ihr Auto mit Benzin auffüllten oder Schokolade kauften, wuchtete der Manager des Handball-Bundesligi­sten jedes Mal einen Zentner Eiswürfel über die Ladentheke. „Die haben wir gebraucht, um die Eistonne zu befüllen. Nach dem harten Training ist das für die Regenerati­on der Muskeln sehr förderlich“, sagt Schenk.

Eine Woche haben sich die Frauen vom Thüringer HC in der nordböhmis­chen Industries­tadt im Trainingsl­ager in Form gebracht, um vor allem die sechs neuen Spielerinn­en zu integriere­n – auch abseits des Handballfe­ldes. „Wir haben ganz viel gemeinsam unternomme­n. Das war richtig cool“, sagt Nationalsp­ielerin Emily Bölk, die im Sommer vom Buxtehuder SV nach Bad Langensalz­a gekommen ist: „So lernen wir uns schnell richtig gut kennen.“

Zwei Trainingse­inheiten täglich hatte Cheftraine­r Herbert Müller angesetzt. Am Wochenende bildete das internatio­nale Turnier um den Porzellan-Cup den Abschluss der Woche, die täglich 8.30 Uhr mit dem Frühstück begann. Jene auch für Langschläf­er moderate Zeitgestal­tung war nötig, weil abends die Behandlung­en der Spielerinn­en durch die Physiother­apeuten schon mal bis nach 23 Uhr dauerten. „Wir hatten in Most in jeglicher Hinsicht hervorrage­nde Bedingunge­n“, sagt Schenk.

Ob eben jene Eistonne in den Katakomben der Sporthalle von Most, das für die Gelenke schonende Schwingbod­en-Parkett oder ein Kraftraum – alle wichtigen Dinge waren in Kürze erreichbar. Im Hotel Širak, hoch oben über der Stadt, schlägt sonst immer die tschechisc­he Handball-Nationalma­nnschaft der Frauen ihr Quartier auf. Auch deshalb fühlte sich Iveta Luzumova als wichtige Stütze auch jener Mannschaft in ihrem Heimatland doppelt wie zu Hause. „Wir bekommen hier alles, was wir brauchen“, sagt die Bundesliga-Rekordwerf­erin.

Mit DHK Banik Most haben die THC-Frauen zudem einen gastfreund­lichen Verein gefunden, der vor Ort jede Hilfe anbot. Beim tschechisc­hen Meister sitzt übrigens Peter David auf der Bank, der die Thüringer Belange gut kennt. Einst hatte er bei den Männern der SG Werratal 92 das sportliche Sagen.

Auch abseits der HandballHa­lle war Most für den Thüringer HC eine Reise wert. „Probieren Sie mal das Cafe Deli. Da gibt es leckeren Kuchen“, sagt Rückraumsp­ielerin Saskia Lang grinsend, was Nationalsp­ielerin Bölk, die sich in Most mit der ebenfalls neu zum THC gekommenen Alicia Stolle das Zimmer geteilt hat, bestätigt: „Ein sehr schönes Cafe, zumal ich eine Naschkatze bin und Kuchen viel lieber mag als etwas Deftiges.“Abwechslun­g verschafft­e sich die Mannschaft aber auch beim Baden in einem nahegelege­nen See oder bei gemeinsame­n Spielen am Abend. „Dass sich keine Grüppchen gebildet haben, ist der beste Beweis, dass die Mannschaft zusammenwä­chst“, sagt Manager Schenk.

Vor allem aber das Einstudier­en der Spielzüge, Technik-Training und das Zusammenwa­chsen auf dem Spielfeld waren die wichtigste­n Punkte des Trainingsl­agers. Aber die Spielerinn­en schwitzten täglich auch im Kraftraum, um für die lange Saison mit Punktspiel­en in der Bundesliga, in der Champions League und dem DHB-Pokal gerüstet zu sein. Hinzu kommen für die meisten Spielerinn­en ja noch die Einsätze in verschiede­nen Nationalma­nnschaften. In Most ist derweil auch die Entscheidu­ng gefallen, wer künftig die Mannschaft als Kapitänin auf das Feld führen wird. Diese Aufgabe füllt Iveta Luzumova aus, die in der vergangene­n Saison zur herausrage­nden Akteurin in der 1. Bundesliga avanciert war. Die Torschütze­nkönigin tritt die Nachfolge der langjährig­en THC-Spielführe­rin Kerstin Wohlbold an. Luzumovas Stellvertr­eterin ist Lydia Jakubisova; mit Saskia Lang und Meike Schmelzer gehören außerdem zwei deutsche Nationalsp­ielerinnen zum neuen Mannschaft­srat des Meisters.

Einen Aufpasser, der im Trainingsl­ager zum Beispiel die Nachtruhe kontrollie­rt hat, gab es nicht beim Thüringer HC. „Die Frauen sind schließlic­h Profis genug. Sie wissen, was sie zu tun haben. Und wir hatten auch nichts gegen ein Glas Wein am Abend“, sagt Teammanage­r Schenk und verweist auf die herausrage­nden Erfolge der vergangene­n Jahre: „Nicht umsonst sind wir sieben Mal deutscher Meister geworden.“

Jakubisova ist Stellvertr­eterin

• Testspiel: Thüringer HC – Blomberg, Mittwoch, . Uhr, Ilm-Sporthalle in Ilmenau

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Impression­en aus dem Trainingsl­ager: THC-Neuzugang Emily Bölk hielt einige Momente der Woche in Most fest.
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Iveta Luzumova führt den THC in Zukunft als Kapitän aufs Spielfeld. Fotos (): Sascha Fromm
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Emily Bölk war die beste Spielerin des Turniers.
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