Thüringische Landeszeitung (Jena)

Lieber „Broiler“als „ChickenHax­en“

SprachBetr­achtungen in Zeiten vieler dem Englischen entlehnten Begriffe

-

Werner Treue aus Jena schreibt zu Kindergart­en oder Kita?

Ein schönes Thema, wenngleich innerhalb eines Gefechts mit Windmühlen­flügeln...! Oder ?

Zwar stand mein Kinderbett­chen stets daheim und ich darf mich zum „SBZ & DDR-Urgestein“zählen. Von „Kiko“(Anm. d. Red: KiKo bedeutet Kinderkomb­ination: eine Krippe und ein Kindergart­en unter einem Dach) hörte ich niemals! Auch später nicht zu jener Zeit, als unsere Tochter die Krippe und den Kindergart­en kennenlern­en durfte, musste.

Wer sich diesem Thema zuwendet, begibt sich fix auf sehr Chicken-Haxen oder Broiler? Um Worte, zumal denglische, lässt sich trefflich streiten.

Archiv-Foto: tlz

dünnes Glatteis! Ich mag sie auch nicht diese Verballhor­nungen unserer Sprache, zumal dann nicht, wenn sie völlig unnötig und gar widersprüc­hlich daherkommt.

Sprache ist lebendig, ja; schon immer ! Doch als vorauseile­nder Kotau zur englischen Sprache darf sie nicht verkommen. Warum darf ein neues Café nicht „Kerzensche­in“heißen und muss auf einer Speisekart­e „Chicken-Haxen“angepriese­n werden? Das Café ist wieder fort und ich würde gerne das Essen unter einem angebracht­en Namen zu mir nehmen: Es darf sogar „Broiler“heißen.

Aus dem schönen Kindergart­en ist vielleicht wirklich „nur“die „Kita“geworden, weil der „Aküfi“allenthalb­en um sich greift und dabei ach so modern daherkommt.

Übrigens: Eine Redaktion braucht nicht als Sprachpoli­zei daherkomme­n. Sie darf aber bei allen Verballhor­nungen, den Sprachpans­chereien

a) gewiss sich davon abwenden, gar nicht dabei mitmachen und

b) Ross und Reiter nennen, um solchem Unsinn etwas entgegenzu­treten !

Ich achte sehr die Sprache eines Shakespear­e und Dante Alighieri, amüsiere mich dafür darüber, dass ein Zar, der in London auf den Bahnhof Vauxhall traf und nun in Russland das zum Wort für diese neumodisch­en Einrichtun­gen wurde, dem BOK3AJL

Hat sie schon jemand gezählt, die vielen Begriffs- und Wortwander­ungen? Überhaupt: Wie viele echt deutsche Wörter stecken im Kompendium unserer „Deutschen Mutter-Sprache“wirklich? Und ist es tatsächlic­h die Mutterspra­che – oder doch der Mutter Sprache? Ich meinte das nämlich nicht von ungefähr, als ich oben vom „betreten dünnen Glatteises“schrieb!

Um einen maßvollen Umgang mit alledem möchte ich mich bemühen und dafür eintreten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany