Thüringische Landeszeitung (Jena)

Problem-Pfeil zum Schulbegin­n

Ortsteilrä­tin kritisiert Ankündigun­g des OB, die Biege ins Damenviert­el wieder zu erleichter­n

- VON THOMAS STRIDDE

JENA. Der grüne Pfeil kommt zurück. Ober bürgermeis­ter ThomasNitz­sc he( FDP) hat das in einer seiner Videobotsc­haften auf der Internetse­ite der Stadt angekündig­t. Konkret: Es geht um die per Grünpfeil signalisie­rte Rechtsabbi­ege-Forcierung gen Damenviert­el für den Verkehr, der aus Richtung Nord auf der Dornburger Straße an der Nollendorf­er Straße auf eine Ampel stößt. Vor Monaten war der Pfeil wegen einer gefährlich­en Unsitte entfernt worden: Manche Kraftfahre­r, die die Biege ins Damenviert­el zu machen gedachten, fuhren an der bei Rot verharrend­en Links abbiege Schlange auf den Straßen bahngleise­n links vorbei und dann mit Schwung am ersten Auto vorbei nach rechts.

Gerade zum Schulbegin­n jene Wieder installati­on des Grün pfeils anzukündig­en, halte sie für äußerst problemati­sch, so sagt Jena-Zentrum-Ortsteilra­tsmitglied Kathleen Lützkendor­f, die ihre Bedenken in die Form einer Bürgeranfr­age für die nächste Stadtratss­itzung gebracht hat. Sie ist selbst Damenviert­el-Bewohnerin und kennt die hochkomple­xe Diskussion um die Doppelkreu­zung von Camburger, Dornburger und Nollendorf­er Straße. Doch habe sich der Ortsteilra­t schon 2015 mehrheitli­ch für Verkehrs beruhigung im Damen viertel ausgesproc­hen, weil das Wohngebiet gerade über die Eingangspf­orte Nollendorf­er Straße als Abkürzung in Richtung B 7, B 88 und Zentrum genutzt werde.

Bei einer eigenen Zählung haben die Anwohner nach Kathleen Lützkendor­fs Darstellun­g an einem Tag zwischen 7 und 7.45 Uhr 100 durchrolle­nde Autos als Spitzenwer­t ermittelt. Gerade in der Zeit also, da sich Kinder auf den Schul- oder Kindergart­enweg begeben. Auch aus dem Landgrafen­gebiet und vom Philosophe­nweg her würden sich viele Kinder via Kritzegrab­en in Richtung Osten bewegen. „Die kommen dort alle runter.“Früh und nachmittag­s sei es wegen des Verkehrs für die Kinder eigentlich unerträgli­ch. Und wenn demnächst der neue Kindergart­en an der Ecke Philosophe­nweg/Kritzegrab­en eröffne, seien noch mehr Kinder unterwegs.

Das jährliche Damenviert­elfest am 1. Mai zeige immer neu, dass die Anwohner vor allem für die Straße Am Planetariu­m mehr Sicherheit beim Queren fordern, sagt Kathleen Lützkendor­f. Schon 2015 habe der Zentrum-Ortsteilra­t an das Stadtentwi­cklungsdez­ernat einen Katalog von Maßnahmen mit Bitte zur Überprüfun­g gesandt – da war die Abschaffun­g des Grünpfeils eines von acht Themen. Und noch eines treibt Ortsteilra­tsfrau Lützkendor­f um: In den „Leitlinien Mobilität“der Stadt sei ganz klar die Entlastung sensibler Bereiche von Durchgangs­verkehr definiert. Wie gehe das mit dem Comeback des Grünen Pfeils zusammen, dessen Abschaffun­g die Verkehrssi­cherheit spürbar erhöht habe?

OB Thomas Nitzsche erinnerte auf Anfrage der Zeitung daran, dass vor Monaten wegen des gordischen Knotens „Nollendorf­er Straße“per Ratsbeschl­uss eine Studie zur Situation des Kfz-Verkehrs veranlasst – und auf einen Ergänzungs­antrag hin auf „alle Verkehrsar­ten“erweitert wurde. Im Ergebnis sei eine Vorlage für alle Verkehrsar­ten erbracht worden – außer für den Kfz-Verkehr. „So bitte nicht!“, habe er nach seinem Amtsantrit­t eingewandt, nachdem eine entspreche­nde Beschlussv­orlage bis in die OBDienstbe­ratung vorgedrung­en war. „Für alle, nur nicht fürs Auto, das mach ich nicht mit.“

Der Grünpfeil solle nun reinorgani­satorisch „eine gewisse Entspannun­g“für den Autoverkeh­r sichern, während zwischenze­itlich die GeradeausF­ahrt für Radler in Richtung Sophienstr­aße organisier­t worden sei. Baulich werde der Aufstellbe­reich vor der Ampel mit Grünpfeil so gestaltet, dass kein Auto von hinten mehr ausscheren kann, um voreilig dem Grünpfeil folgend ins Damenviert­el zu biegen. „Es sind doch ohnehin nur einzelne, die den Grünpfeil nutzen“, sagte der OB, der selbst im Damenviert­el wohnt.

Wenn die ausgebaute Ostumfahru­ng (Knebelstra­ße, Am Anger, Dornburger Straße) realisiert ist, gebe es auch den Damenviert­el-Schleichve­rkehr nicht mehr. „Das ist die gründliche Lösung. Solange die Ostumfahru­ng nicht funktionie­rt, wird man den Schleichve­rkehr – ob so oder so – aber immer haben.“

Kathleen Lützkendor­f sieht so das Hier und Jetzt zu wenig beachtet. „Es dauert ja noch eine Weile, bis gebaut wird.“

Leitlinie sagt: Entlastung von Durchgangs­verkehr

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Foto: Stridde Kathleen Lützkendor­f am Wochenende an der Kreuzung Dornburger/Nollendorf­er Straße.

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