Thüringische Landeszeitung (Jena)
Schauspiel kommt in Fahrt
Verein Freie Bühne Jena hat seinen neuen Theaterwagen feierlich in Betrieb genommen
JENA.Was lange währt, rollt gut. Das konnte am Wochenende erahnen, wer im Stadtzentrum den Festumzug des Vereins Freie Bühne Jena verfolgte – genauer: den mit roter Riesenschleife geschmückten Fahrzeug-Anhänger im Schlepp eines Traktors an der Spitze der Festgemeinde.
Mit diesem Theaterwagen ist ein Traum in Erfüllung gegangen für die Amateurschauspielgruppen, die unterm Dach des Vereins Freie Bühne Jena zusammenarbeiten. Vor zwei Jahren sei die Idee geboren worden, der mobilen Schauspielerei eine solide Basis zu geben, berichtete gestern Tillmann Lützner als Projekt-Verantwortlicher. Eingeweiht wurde der Wagen nun am Ziel seiner ersten offiziellen Fahrt: im neuen SoziokulturGeviert „Kulturschlachthof“in der Löbstedter Straße/FritzWinkler-Straße unter anderem mit dem Improvisationstheater Rababakomplott und der Ein-MannInterpretation des „Faust“mit Schauspieler Martin Menner.
Als bauliche Grundlage war nach Tillmann Lützners Beschreibung damals ein ehemaliger Schausteller-Wagen gefunden worden, der viele Jahre als Gartenlaube diente, ehe er den Leuten von der Freien Bühne ins Auge fiel. „Es gab dazu keine Papiere, nix. Und wir begannen zu überlegen, wie wir den Wagen unseren Bedürfnissen anpassen können“, sagte Lützner. Viel mehr als das Fahrgestell sei aber als Fundament für den Aufbau nicht geblieben.
Besonders erfreulich sei es gewesen, dass das Werden des Projekts eine besondere pädagogische Note erhielt: Vorangetrieben wurde der Wagenbau gemeinsam mit ZimmererLehrlingen des Bildungswerkes Bau/Hessen-Thüringen, mit jungen Leuten der Sprachklassen des Berufsschulzentrums Göschwitz und mit Schülern der Freien Ganztagsschule Milda.
Ganz am Anfang hat, wie es Tillmann Lützner beschreibt. Der Theaterwagen in seiner ganzen Pracht: Eine vorgesetzte Veranda, das Dach aus Zinkblech und eine Oberlicht-Verglasung fehlen noch.
eine Crowd-Funding-Initiative gestanden, bei der 12 000 Euro an Spenden eingeworben wurden. – Geld, das wiederum zur Co-Finanzierung von Anträgen auf Investitionsförderung eingeplant wurde. Und so flossen 7000 Euro von der Thüringer Staatskanzlei und 9000 Euro zur Soziokulturförderung des Bundes mit ein, was insbesondere die Kooperation mit Schulen stützen sollte.
Spenden und Fördergeld zusammengenommen, sind bislang
43000 Euro aufgewandt worden. Gewiss, es wäre wohl billiger gewesen, hätte man einfach einen Handwerksauftrag vergeben, sagt Tillmann Lützner. Von unschätzbarem Wert sei doch aber der pädagogische Ansatz, dass viele Leute selber etwas dabei gelernt haben und überhaupt zusammengebracht worden sind.
Vollkommen fertiggestellt ist der Theaterwagen aber immer noch nicht. Türen und Veranda werden noch angebaut; und das Mit einem Festumzug durch die Innenstadt wurde der Theaerwagen erstmals öffentlich präsentiert. Foto: Stridde
Holzdach muss noch mit Zinkblech gedeckt werden, so ist von Tillmann Lützner zu erfahren. Deshalb sind weitere SpendenEinnahmen dringend nötig.
Eigens zugeschnitten auf den Theaterwagen werden nun Stüke entstehen, die dann auch ins
Umland transportiert werden. Wie Tillmann Lützner sagt, soll der Wagen auch pädagogischen Zwecken dienen, etwa für Projektwochen und Ferienfreizeiten. Er ist zuversichtlich: „Nächstes Jahr wird es losgehen.“