Thüringische Landeszeitung (Jena)
Es geht ans große Aufräumen
Gestaltung des BauhausMuseums in Dornburg ist durch Bauschäden in Verzug gekommen
DORNBURGCAMBURG. Man könnte meinen, der Töpfermeister und seine Lehrlinge haben die Werkstatt nur mal kurz verlassen, um Mittagessen zu gehen oder sich bei einem Spaziergang durch den Dornburger Schlosspark von der Natur inspirieren zu lassen für die nächste Arbeit an der Töpferscheibe oder in der Gipserei , wo die Modelle für gegossene Keramik hergestellt werden.
Pinsel und Formhölzchen stehen ordentlich in alten Steinguttöpfen im Regal, die Gewichte zum Abwiegen von Materialien stehen nebeneinander in einem Holzkasten. Glasuren in diversen Gläsern und Dosen sind fein beschriftet aufgereiht in Wandregalen. Allerdings liegt über allem eine dicke Schicht Staub. Hier, in der historischen Töpferwerkstatt des Weimarer Bauhauses in Dornburg, hat doch schon länger keiner mehr gearbeitet.
Vieles hier ist wirklich noch so, wie damals, als 1920 Theodor Bogler, Otto Lindig, Marguerite Friedlaender und Werner Burri, unter Anleitung von Töpfermeister Max Krehan und Formmeister Gerhard Marcks das Töpferhandwerk erlernten und ihre Ideen in eine moderne, eben die BauhausFormensprache umsetzten. Die Spuren der Bauhäusler haben sich Jahrzehnte lang erhalten in der Dornburger Werkstatt, die auch nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau weiter als Töpferei betrieben wurde – und bis heute von Ulrich Körting betrieben wird. Weil in Dornburg die einzige Werkstatt des Bauhauses fast authentisch erhalten blieb, soll diese künftig museal erlebbar werden. Der Termin dafür steht fest: Anfang 2019, wenn das 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses gefeiert wird, soll auch das Dornburger Bauhaus-TöpfereiMuseum seine Türen für Besucher öffnen.
Bis dahin haben die Museums-Macher jedoch noch alle Hände voll zu tun. Denn auf den Werkbänken, Maschinen und regalen liegt nicht nur eine Patina, „die wir unbedingt erhalten wollen, sondern auch eine dicke Schicht Baustaub“, wie Konrad Kessler, Leiter von Keramikmuseum Bürgel und dem künftigen Bauhaus-Museum Dornburg, feststellt. Mit der zusätzlichen Portion Baudreck haben die Museums-Gestalter nicht gerechnet. Doch waren bei den Arbeiten für den neuen Museumsanbau im alten Gebäudebestand massive Bauschäden entdeckt worden, die behoben werden mussten. Deckenbalken über der Werkstatt waren durch Feuchtigkeit so stark vermodert, dass sie erneuert werden mussten. An Räumund Putzaktionen sei deshalb bis jetzt nicht zu denken gewesen, gesteht Kessler. Ursprünglich wollten er und seine Mitstreiter vom Förderverein des Museums, der die Trägerschaft auch für das Bauhaus-Museum in Dornburg übernimmt, im September mit den Feinheiten der inhaltlichen Ausgestaltung beginnen. Doch dieser Zeitplan ist durcheinander gekommen. „Wir müssen uns jetzt erst einmal Gedanken machen, wie wir den Baudreck entfernen, ohne die Patina zu zerstören“. sagt Kessler.
So wie Trockenbauer, Elektriker, Heizungs- und Sanitärtechniker mit ihrer Arbeit fertig werden, solle im September eine „schleichende Übergabe“der Räumlichkeiten an die Ausstellungsgestalter erfolgen. „Dem Bauhaus sollen sich die Museumsbesucher über Personen nähern. Das ist möglich, weil hier besondere Personen wirkten“, sagt Kessler. Er denkt dabei an Keramiker wie Otto Lindig, und Theodor Bogler, die später zu den bedeutendsten Keramikern des 20. Jahrhunderts zählten. „Beide wandten sich nach der Gesellenprüfung der industriellen Produktion und damit der Herstellung von gegossenen Gefäßen zu. Das führte jedoch zu einem Bruch mit Max Krehan, der das Gießverfahren ablehnte“, berichtet Kessler. So sollen die Museumsbesucher das Schaffen der Künstler anhand von ausgewählten Gefäßen und Produkten im neu gebauten Ausstellungsbereich kennenlernen. „Was wir zeigen wollen, steht zu 90 Prozent fest“, sagt Kessler. Etwa 120 bis 150 Exponate kommen in die Schau, einige kommen aus dem Bestand des Museums, andere als Schenkung oder Leihgaben von privaten Sammlern. „Wir haben die Exposition als Dauerausstellung angelegt, sind uns aber bewusst, dass wir vielleicht noch das eine oder andere Stück von besonderer Bedeutung bekommen und dann austauschen können“.
Daneben sollen die Gäste in den beiden historischen Werkstatträumen die authentische Arbeitsatmosphäre der Töpfer bei der Tonaufbereitung, an der Gipsdrehmaschine oder an den Töpferscheiben nachempfinden können. „Wir werden das historische Inventar nutzen, werden aber nichts wiederherstellen, was nicht überliefert ist, oder gar irgendetwas künstlich auf Alt machen“, erklärt der Museumsleiter. Doch erst einmal muss das große Aufräumen und Putzen beginnen. Zwei bis drei Museumsmitarbeiter werden damit in den nächsten Wochen beschäftigt sein, denkt er. Kessler setzt da auch auf die Kompetenz einer neuen Mitarbeiterin, die ein zweijähriges Volontariat im Keramik- und Bauhausmuseum absolvieren wird.