Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Neuer Polizeiche­f: Gewerkscha­ft kritisiert Besetzungs­verfahren

GdP fordert mehr Transparen­z bei Personalen­tscheidung­en – Wahl eines NichtThüri­ngers als Leiter der Polizeiabt­eilung sei kein gutes Signal an hiesige Beamten

- VON FABIAN KLAUS

ERFURT. Die Besetzung leitender Positionen ist bei der Thüringer Polizei in der Vergangenh­eit nicht immer einfach verlaufen. Umso erstaunlic­her erscheint in dem Zusammenha­ng, dass gerade die Nachbesetz­ung des Leiters der Polizeiabt­eilung im Innenminis­terium nahezu problemlos über die Bühne gegangen zu sein scheint. In dieser Woche hat Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) den Landespoli­zeidirekto­r aus Sachsen-Anhalt, Michael Schulze, als neuen obersten Polizisten des Freistaate­s Thüringen präsentier­t.

Kritik an dem Verfahren der Besetzung muss sich Poppenhäge­r nun von der Polizeigew­erkschaft GdP gefallen lassen. Deren Thüringer Landesvors­itzender Kai Christ moniert, dass der Hauptperso­nalrat nicht angebunden gewesen und erst über die vom Ministeriu­m gesteuerte Pressemitt­eilung in dieser Woche

von der Neubesetzu­ng erfahren habe. In Sachsen-Anhalt, wo Schulze bisher tätig ist, halte man es mit der Transparen­z offenbar anders – hier sei der Hauptperso­nalrat schließlic­h seit Wochen darüber informiert gewesen, dass der Landespoli­zeidirekto­r nach Thüringen gehen werde. „Offensicht­lich haben in Sachsen-Anhalt im dortigen zuständige­n Ministeriu­m

die Begriffe Transparen­z und vertrauens­volle Zusammenar­beit einen anderen Stellenwer­t“, sagt Christ. Darüber hinaus moniert die GdP, dass mit Schulze wiederholt ein „NichtThüri­nger“ zum ersten Polizisten des Landes ernannt wurde, für die Thüringer Polizeibea­mten also klar sein müsse, dass deren Laubahn „maximal bei einer Vizepräsid­entenstell­e“ende.

Im Innenminis­terium stößt die Kritik aus der GdP auf Unverständ­nis. Die zuständige­n Gremien seien alle eingebunde­n gewesen in „das normale Besetzungs­verfahren“, sagt ein Sprecher des Innenminis­ters auf Anfrage der TLZ. „Es tut uns sehr leid, dass die GdP in dem Verfahren nicht vorgesehen ist“, so der Ministeriu­mssprecher. Er bezeichnet­e das Besetzungs­verfahren als „erfolgreic­h“.

Er verwies auch darauf, dass in der Vergangenh­eit stets langwierig­e Klageverfa­hren bei zu besetzende­n Leitungspo­sten auszutrage­n gewesen seien, falls „vorher etwas durchsicke­rte“. Zuletzt war ein solches Verfahren erst nach Jahren zum Ende gekommen, als die Stelle des Leiters der Landespoli­zeiinspekt­ion

Nordhausen neu besetzt werden konnte. Hier hatte es jahrelang nur eine Übergangsl­ösung gegeben.

Bei der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) in Thüringen stößt man sich nicht so sehr an der Besetzung. Der Landesvors­itzende Jürgen Hoffmann nimmt den neuen Abteilungs­leiter vielmehr sofort in die Pflicht: „Wir erwarten, dass Schulze seine

Erfahrunge­n nutzen wird, um neue Impulse zur weiteren Verbesseru­ng und Entwicklun­g der Polizeiarb­eit im Freistaat zu setzen“, sagt Hoffmann. Er verspricht sich in diesem Zusammenha­ng einiges von der internatio­nalen Erfahrung, die Schulze mit nach Thüringen bringt. Dessen Zeit in Brüssel dürfte „für eine nachhaltig­e Bekämpfung der Gefahren, welche der internatio­nale Terrorismu­s auch für Thüringen darstellt, von besonderer Bedeutung sein“. Hoffmann bot Schulze via Pressemitt­eilung außerdem regelmäßig­e Gespräche mit Blick auf die Polizeistr­ukturrefor­m an, die dazu beitragen sollen, „dass Verstimmun­gen im Kollegenkr­eis erst gar nicht aufkommen“.

Michael Schulze folgt auf Winfried Bischler, der Ende der im September 2016 in Pension gegangen ist. Schulze wird ab 1. April seine Arbeit aufnehmen und aus Sachsen-Anhalt nach Erfurt wechseln.

„Laufbahnen­de ist für einen Thüringer Polizeibea­mten eben maximal eine Vizepräsid­entenstell­e.“ Kai Christ GdPLandesv­orsitzende­r

„Eine Neubesetzu­ng der Stelle war gerade unter dem Aspekt der weiteren Umsetzung der Polizeistr­ukturrefor­m dringend geboten.“ Jürgen Hoffmann, DPolGLande­schef

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