Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Niedrigzin­sen setzen Helaba zu

Vorstandsc­hef Grüntker sieht aber Licht am Ende des Tunnels. Kein Interesse an Übernahme von HSH Nordbank

- VON ANDREAS KRÖNER

FRANKFURT/ERFURT. Die Zinsflaute und Belastunge­n durch faule Schiffskre­dite machen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zu schaffen. Der Vorsteuerg­ewinn sank im vergangene­n Jahr um acht Prozent auf 549 Millionen Euro. Auch 2017 rechnet Vorstandsc­hef Herbert Hans Grüntker mit einem „spürbaren Ergebnisrü­ckgang“, da die Geldpoliti­k der EZB immer tiefere Spuren in der Bilanz der Frankfurte­r Landesbank hinterläss­t. Der Begriff „Druck“habe beste Chancen, „zum Wort des Jahrzehnts für unsere Branche zu werden“, sagte Grüntker. An der Helaba sind die Sparkassen in Hessen und Thüringen mit fast 70 Prozent und das Land Thüringen mit gut vier Prozent beteiligt.

Der Helaba-Chef hofft allerdings, dass es ab 2019 wieder bergauf geht. Dank der jüngsten Leitzinser­höhungen in den USA sei bei den Zinsen auch in Europa der Tiefpunkt durchschri­tten. Die zehnjährig­en Bundesanle­ihen, die im Juli 2016 ein Rekordtief von minus 0,2 Prozent markierten, rentieren inzwischen bei plus 0,4 Prozent. Bis sich die Trendwende positiv auf die Gewinne der Bank auswirke, dauere es jedoch einige Zeit, sagte Grüntker. Er sei zuversicht­lich, dass die Talsohle im operativen Geschäft in diesem oder nächsten Jahr erreicht werde.

2016 ging der Zinsübersc­huss der Helaba um sechs Prozent zurück. Zudem gab es deutliche Rückgänge im Handel, unter anderem wegen des Abbaus von Beständen und der Unsicherhe­it am Markt nach dem Brexit-Votum. Hinzu kamen Belastunge­n durch den Verkauf von Anteilen an der schwächeln­den Fondsgesel­lschaft Hannover Leasing sowie eine Abschreibu­ng auf den Wert der Tochter Frankfurte­r Sparkasse.

Auch die Krise in der Schifffahr­t, die seit Jahren unter Überkapazi­täten leidet, setzte der Helaba zu. Auf ihr Schiffspor­tfolio, das die Bank mittlerwei­le auf 860 Millionen Euro reduziert hat, nahm sie Wertberich­tigungen von 262 Millionen Euro vor. Weitere Belastunge­n erwartet das Geldhaus damit künftig nicht mehr. „Hier haben wir klar Schiff gemacht und das Deck geschrubbt“, sagte Grüntker, der wie sein Vorgänger Hans-Dieter Brenner für eine vorsichtig­e Bilanzieru­ng bekannt ist. „Eine gute Bilanz ist etwas besser als sie aussieht.“

Die Helaba-Konkurrent­en NordLB und HSH leiden unter der Flaute auf hoher See noch deutlich stärker. Die HSH muss auf Druck der EU-Kommission bis Februar 2018 verkauft werden. Grüntker machte deutlich, dass er kein Interesse hat, die HSH oder die HSH-Kernbank zu kaufen. „Wir fühlen uns mit unserem Geschäft gut aufgestell­t und favorisier­en eindeutig ein organische­s Wachstum.“

Als Stütze erwies sich im vergangene­n Jahr erneut das Immobilien­geschäft. In ihrer wichtigste­n Sparte baute die Helaba ihr Ergebnis auf 407 Millionen aus und rechnet 2017 mit einem Gewinn in ähnlicher Größenordn­ung. Zulegen will die Bank künftig vor allem in NordrheinW­estfalen, wo sie im Firmenkund­engeschäft heute gut 30 Prozent ihrer Erträge einfährt. Zudem soll das alte IT-System abgelöst werden, das zum Teil bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren entwickelt wurde. Dafür will die Landesbank in den kommenden Jahren einen niedrigen dreistelli­gen Millionen-Euro-Betrag in die Hand nehmen.

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