Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Niedrigzinsen setzen Helaba zu
Vorstandschef Grüntker sieht aber Licht am Ende des Tunnels. Kein Interesse an Übernahme von HSH Nordbank
FRANKFURT/ERFURT. Die Zinsflaute und Belastungen durch faule Schiffskredite machen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zu schaffen. Der Vorsteuergewinn sank im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 549 Millionen Euro. Auch 2017 rechnet Vorstandschef Herbert Hans Grüntker mit einem „spürbaren Ergebnisrückgang“, da die Geldpolitik der EZB immer tiefere Spuren in der Bilanz der Frankfurter Landesbank hinterlässt. Der Begriff „Druck“habe beste Chancen, „zum Wort des Jahrzehnts für unsere Branche zu werden“, sagte Grüntker. An der Helaba sind die Sparkassen in Hessen und Thüringen mit fast 70 Prozent und das Land Thüringen mit gut vier Prozent beteiligt.
Der Helaba-Chef hofft allerdings, dass es ab 2019 wieder bergauf geht. Dank der jüngsten Leitzinserhöhungen in den USA sei bei den Zinsen auch in Europa der Tiefpunkt durchschritten. Die zehnjährigen Bundesanleihen, die im Juli 2016 ein Rekordtief von minus 0,2 Prozent markierten, rentieren inzwischen bei plus 0,4 Prozent. Bis sich die Trendwende positiv auf die Gewinne der Bank auswirke, dauere es jedoch einige Zeit, sagte Grüntker. Er sei zuversichtlich, dass die Talsohle im operativen Geschäft in diesem oder nächsten Jahr erreicht werde.
2016 ging der Zinsüberschuss der Helaba um sechs Prozent zurück. Zudem gab es deutliche Rückgänge im Handel, unter anderem wegen des Abbaus von Beständen und der Unsicherheit am Markt nach dem Brexit-Votum. Hinzu kamen Belastungen durch den Verkauf von Anteilen an der schwächelnden Fondsgesellschaft Hannover Leasing sowie eine Abschreibung auf den Wert der Tochter Frankfurter Sparkasse.
Auch die Krise in der Schifffahrt, die seit Jahren unter Überkapazitäten leidet, setzte der Helaba zu. Auf ihr Schiffsportfolio, das die Bank mittlerweile auf 860 Millionen Euro reduziert hat, nahm sie Wertberichtigungen von 262 Millionen Euro vor. Weitere Belastungen erwartet das Geldhaus damit künftig nicht mehr. „Hier haben wir klar Schiff gemacht und das Deck geschrubbt“, sagte Grüntker, der wie sein Vorgänger Hans-Dieter Brenner für eine vorsichtige Bilanzierung bekannt ist. „Eine gute Bilanz ist etwas besser als sie aussieht.“
Die Helaba-Konkurrenten NordLB und HSH leiden unter der Flaute auf hoher See noch deutlich stärker. Die HSH muss auf Druck der EU-Kommission bis Februar 2018 verkauft werden. Grüntker machte deutlich, dass er kein Interesse hat, die HSH oder die HSH-Kernbank zu kaufen. „Wir fühlen uns mit unserem Geschäft gut aufgestellt und favorisieren eindeutig ein organisches Wachstum.“
Als Stütze erwies sich im vergangenen Jahr erneut das Immobiliengeschäft. In ihrer wichtigsten Sparte baute die Helaba ihr Ergebnis auf 407 Millionen aus und rechnet 2017 mit einem Gewinn in ähnlicher Größenordnung. Zulegen will die Bank künftig vor allem in NordrheinWestfalen, wo sie im Firmenkundengeschäft heute gut 30 Prozent ihrer Erträge einfährt. Zudem soll das alte IT-System abgelöst werden, das zum Teil bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren entwickelt wurde. Dafür will die Landesbank in den kommenden Jahren einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag in die Hand nehmen.