Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Warum sich ein Bad Langensalzaer Gedanken um ungeborenes Leben macht
Thomas Schött ist zweifacher Vater und hat einen Roman aus der Sicht eines Kindes geschrieben, das im Mutterleib heranreift
Thomas Schött, stolzer Vater zweier Mädchen aus Bad Langensalza, schrieb über seine Gedanken um ungeborenes Leben einen Roman. Die Geschichte dazu über die wohl längste Reise, die ein Kind jemals allein unternehmen wird, erschien jetzt beim Verlag Rockstuhl in Bad Langensalza. Dort, wo auch schon Schötts erstes Buch verlegt wurde. Heidi Zengerling traf den gelernten Bankkaufmann und Hobby-Autor im Landhotel „Zum Braunen Hirsch“in Kammerforst im Nationalpark Hainich, die für ihn erste Adresse für Gastlichkeit und gutes Essen ist. Über viele schöne Feiern hat dort Thomas Schött eine schon viele Jahre dauernde Freundschaft zu Steffi Kleinsteuber, der Inhaberin des Landhotels, deren Familie und auch zum Personal aufbauen können.
Herr Schött, wie kamen Sie auf die Idee, das Buch z u schreiben?
Weil schon das Schreiben meines ersten Buches eine tolle Erfahrung war und man den im Sternzeichen Fische Geborenen nachsagt, sie seien Menschenfreunde, sensibel und fantasievoll. Das und die Tatsache, dass ich ein Berufspendler ohne Fahrgemeinschaft bin, erzeugt bei mir Gedankengänge in so manche Richtung. Alles, was eines Planes bedarf, mache ich also währenddessen. Was nicht heißen soll, ich wäre kein umsichtiger Autofahrer. Im Gegenteil. Das zu tun entspannt sogar, weil man die Zeit effektiv nutzt und nach hinten raus zeitliche Freiräume schafft. Und ob ich nun den vor mir fahrenden Lkw überhole oder nicht. Es bleibt sich gleich, denn nicht weit vor diesem fährt mit Sicherheit ein weiterer. Warum? Weil es immer so ist.
Können Sie den Inhalt Ihres Buches bitte kurz z usammenfassen?
Was sonst eher eine Mutter tut, tut hier ein Vater. Er macht sich Gedanken um ungeborenes Leben, über die wohl längste Reise, die ein Kind jemals allein unternehmen wird. Über neun Monate hinweg lässt er diejenige Eizelle Woche für Woche die Geschichte ihrer Entwicklung erzählen, die mit der Geburt seines ersten Kindes ihren Höhepunkt erfährt. Die Leser dürfen Gast auf dieser Reise sein. Einer Reise, die man nirgends buchen kann. Man stelle sich den Kern einer Weintraube vor. So schafft man den Einstieg und mit ein bisschen Fantasie den Rest.
Erklären Sie unseren Lesern, was hinter dem Titel steckt?
„Noch Namenlos“im Sinne von: es ist noch nicht an der Zeit, einen Namen zu verraten und zwar unabhängig davon, ob man bereits einen gefunden hat oder nicht. „Meine Geschichte zur ideellen Hälfte von ihr“: „Meine“, weil ich sie erzähle. „Geschichte“, weil niemand den Inhalt überprüfen muss, da es eben weder eine Dokumentation noch eine fachspezifische Abhandlung ist. „Zur ideellen Hälfte“, weil wie beim ideellen Eigentum an einem Haus nicht bestimmt werden kann, wem von zum Beispiel zwei Eigentümern was gehört und wo das Haus im Falle einer Trennung geteilt werden müsste. Hier geht es zwar nicht um‘s Gehören, sondern darum, von wem welche Gene stammen könnten. „Von ihr“, weil damit bereits angedeutet wird, dass es sich um ein Mädchen handeln wird.
Wie reagierte das Umfeld, als es v om Buch erfuhr?
Die Reaktionen gingen von einfacher Kenntnisnahme über Respekt bis hin zur Euphorie und der Einschätzung, dass es eine Liebeserklärung an meine Familie sei. Es gab aber auch Feststellungen wie: „Über was du dir Gedanken machst“oder „Du musst ja viel Zeit haben“, worauf ich in der Regel zu sagen pflege: „Jeder hat gleich viel Zeit, wie er damit umgeht und wie er sie verbraucht, ist jedoch jedem selbst überlassen.“
Wie haben Sie als Vater die Schwangerschaft erlebt?
Kurzversion: So schön, wie es reinkommt, kommt es nicht wieder raus, das Baby. Langversion: siehe Buch!
Haben Sie Monat für Monat aufgeschrieben, was Sie meinten, dass das Ungeborene empfindet?
Nein, die Idee dazu reifte erst nach und nach. Was ich mir notiert habe, waren die ganz besonderen Augenblicke, die zwar alles in allem und in der Gesamtheit nicht ungewöhnlich sind, aber für mich und in der Beziehung zu meinem Kind besonders. So wie bei allen Eltern halt. Nur, dass ich sie festgehalten habe. Und ich fand, mit zunehmender Beschäftigung mit dem Thema auch zunehmend Abneigung gegen die rein sachliche Darstellung von erforschten Fakten, die erst mit der Geburt abnehmen.
Welche Stelle im Buch liegt Ihnen besonders am Herz en?
Die Würdigung der Strapazen einer Geburt (Kapitel 40), sowohl auf kindlicher wie auch auf mütterlicher Seite und die Erkenntnis daraus, dass die Natur genial ist. Denn nur sie war es, die den Müttern das Vergessen dieser Schmerzen und Qualen einprogrammiert hat. Wäre dem nicht so, es würde unter (anderen) Umständen keine Geschwisterkinder geben.
Herr Schött, liegt Ihnen sonst noch etwas auf dem Herz en?
Ich wünsche mir, dass der Mensch sowohl als Individuum als auch in der Gemeinschaft ein Stück weit zum wirklichen Sinn des Lebens zurückfindet, wieder lernt, kleine Dinge ganz groß zu sehen und mithilfe des Fortschritts versucht, mehr von der Ursprünglichkeit zu erhalten – nicht länger nach dem „Schneller-Höher-Weiter-Prinzip“auf der Suche nach dem nächsten Kick am Leben vorbei hetzt.
● Thomas Schött: „Noch Namenlos – Meine Geschichte zur ideellen Hälfte von ihr“; Verlag: Rockstuhl; Seiten; , Euro. Vorher erschienen: „Jiu Jitsu – Domrös Style: Die Kampfkunst von Großmeister Norbert Domrös“.